Von Daniel Förster
Eine böse Überraschung bescherte gestern das Geibeltbad Pirna erholungssuchenden Wasserratten. Erst beim Bezahlen merkten sie, dass sie unverhofft tiefer ins Portemonnaie greifen mussten. Über Nacht zogen die Stadtwerke PirnaGmbH (SWP) als Betreiber die Eintrittspreise sowohl für die Badelandschaft als auch für die Sauna an. Im Durchschnitt sind sämtliche Tarife um mehr als zehn Prozent teurer geworden. Dabei rangiert das Bad im regionalen Preisvergleich ohnehin schon an vorderer Stelle.
Für eine Stunde Schwimmen müssen Besucher jetzt 50Cent mehr berappen (insgesamt 4 Euro), Familien einen Euro (insgesamt 10Euro). Wer den ganzen Tag planschen will, zahlt jetzt acht statt bisher sieben Euro, Familien 20 statt 18 Euro. Saunagänger legen überall einen Euro drauf, egal ob sie zwei Stunden schwitzen oder den ganzen Tag (siehe Kasten). Saunieren Familien, werden dafür jetzt 41,50Euro (zwei Stunden) beziehungsweise 49Euro (Tagestarif) fällig. An Wochenenden und Feiertagen wird – wie gehabt – zusätzlich mit einem Euro zur Kasse gebeten.
Entgegen der gängigen Praxis hielt es die SWP nicht für nötig, den Badbesuchern vorab reinen Wein einzuschenken, die Preiserhöhungen anzukündigen. Vielmehr machte sie es zur geheimen Kommandosache. Offenbar hat die Rathaustochter auch allen Grund dafür: Es ist die zweite Gebührensteigerung binnen zwölf Monaten.
Zu Beginn der Sommersaison setzte die SWP die Tarife fürs Freibad hoch. Auch das wollte das Unternehmen lange vor der Öffentlichkeit verbergen. Im September 2006 wurde bereits der Preis für die Sauna um einen Euro angehoben.
Am vergangenen Wochenende wusste noch nicht einmal das Badpersonal von der neuerlichen Erhöhung. Erst Silvester waren die neu gedruckten Flyer im Haus gelandet, allerdings blieben die bis gestern verschlossen. Nur der Aufsichtsrat, dessen Chef Oberbürgermeister Markus Ulbig(CDU) ist, wusste von der Erhöhung Bescheid. Er hatte sie abgesegnet.
Erst auf SZ-Nachfrage begründet SWP-Sprecherin Swetlana Irmscher diesen Schritt: „2007 sind die Energiekosten für die Anlage um etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen“. Kurzfristig stünden mit dem neuen Jahr weitere Preiserhöhungen an, worauf hätte reagiert werden müssen. Verwunderlich nur: Die Strom- und auch die Gasversorgung, von denen die SWP ihre Energie beziehen, sind ebenso wie die SWP Rathaustöchter, die Gewinne abwerfen. Andererseits wird das Geibeltbad mit eigenen alternativen Energiequellen gespeist. So hat es ein eigenes Blockheizkraftwerk und Sonnenkollektoren auf dem Dach. „Das reicht aber nicht aus, um den Bedarf auszugleichen“, behauptet Irmscher.
Das Rathaus hat eine große Aktie daran, dass Besucher jetzt so tief in die Tasche greifen müssen. Erst als für Bäder in Sachsen keine Fördermittel mehr flossen, wachte Pirna 1997 auf. Die Stadt stand finanziell mit dem Rücken zur Wand. Deshalb musste die SWP die Therme bauen. Das Unternehmen steckte über 16Millionen Euro in den Neubau. Geld, dass neben den anfallenden laufenden Betriebskosten größtenteils über den Eintritt wieder reinkommen muss, will das Unternehmen sich nicht hoffnungslos ruinieren.
Immer ein Zuschussgeschäft
Von Anfang an war den Planern klar: Um halbwegs wirtschaften zu können, müssen jährlich mindestens 240000Besucher kommen – eine Rechnung, die seit der Eröffnung vor sechs Jahren nicht einziges Mal aufging. Erst 2006 kam das Bad der magischen Zahl mit 233000Besuchern nahe. Die Konsequenz: Fehlen Gäste in Größenordnungen, klafft ein großes Loch.
Der Eintritt allein kann die enormen Kosten bei Weitem nicht decken, so Swetlana Irmscher. Die Stadt schießt jedes Jahr einen begrenzten Betrag von einer Million Euro für das Geibeltbad, die Sportschwimmhalle und den Natursee mit seinem Waldcampingplatz zu. Der größte Teil davon fließt in das Haus an der Rottwerndorfer Straße. Irmscher: „Ein Schwimmbad ist immer ein Zuschussgeschäft“. Das in Pirna würde pro Jahr in sechsstelliger Höhe Miese machen.
Die SWP würde die höheren Kostensteigerungen gar nicht mehr verkraften können, klagt deren Sprecherin. „Wir sind gezwungen, sie eins zu eins weiterzugeben und können nur versuchen, sie über die Preiserhöhungen abzufangen.“ Und so dreht sich seit der Eröffnung im November 2001 die Preisspirale: Die Eintrittspreise stiegen seit dem um fast ein Drittel.