Eine Preisverleihung im Corona-Modus

In diesem Jahr war alles anders. Keine festlich eingedeckten Tische, keine Livemusik und auch kein Applaus von hunderten Gästen für die Sieger des 15. Wettbewerbs „Sachsens Unternehmer des Jahres“. Die sonst übliche Gala auf der großen Bühne musste coronabedingt ausfallen. „Aber immerhin sind wir in echt da und nicht virtuell. Wer hätte das noch vor wenigen Tagen gedacht“, begrüßte Moderatorin Franziska Schenk den kleinen Kreis von Preisträgern, Jurymitgliedern und Sponsoren, der sich am Freitagvormittag in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden eingefunden hatte, um die besten sächsischen Unternehmer zu würdigen.
„Für uns ist es das Signal, das es wieder losgeht mit Veranstaltungen“, betonte Gastgeber und Manufakturchef Lars Dittert. Da wollte der Autobauer auch nichts falsch machen und hatte vorab beim Dresdner Gesundheitsamt nachgefragt, welche Hygieneregeln einzuhalten sind. Ergebnis war eine Vielfalt von Mund-Nasen-Schutzen, selbstgenäht oder gekauft, mit oder ohne Firmenlogo, durch die die Gäste beim ersten Small Talk sprechen mussten. Erst als sich alle einen Platz auf zwei Meter Abstand gesucht hatten, durfte der Mundschutz fallen. Auf charmante Art fand sich Franziska Schenk schnell in ihrer neuen Rolle als Regelwächterin ein.
Der Spirit der ausgezeichneten Unternehmer ließ dann schnell die etwas bizarre Situation vergessen. In diesem Jahr geht die Statue „Die Träumende“, gestaltet von der Dresdner Bildhauerin Malgorzata Chodakowska, an die drei Gründer der Leipziger Digitalagentur „Appsfactory“. Und die Freude von Alexander Trommen, Roman Belter und Rolf Kluge war sichtlich groß, hatten sie sich in den vergangenen Jahren doch schon mehrmals um den Preis „Sachsens Unternehmer des Jahres“ beworben. „Diese Statue ist so unheimlich schön. Wir haben uns immer gefragt, wie schaffen wir es, sie eines Tages mal in unser Office tragen zu können und heute hat es endlich geklappt“, sagte Geschäftsführer Alexander Trommen.
Niemals aufzugeben, dass zeichne sein Unternehmen aus. Für Laudator und Jurymitglied Peter Kröger, Direktor der LBBW-Bank, ist der Unternehmerpreis ein „Fenster in die Welt“, mit dem bemerkenswertes Engagement für Mitarbeiter und die Region ausgezeichnet werde. Und mit 210 Beschäftigten aus 27 Nationen und zehn Sprachen, die am Hauptsitz in Leipzig gesprochen werden, sei die Appsfactory ein „Fenster in die Welt“ im besten Sinne. Den Zweit- und Drittplatzierten vom Backhaus Hennig GmbH aus Zwenkau und der Agrartechnik Vertrieb GmbH aus Ebersbach machte es nach der anfänglichen Enttäuschung Mut, es in den nächsten Jahren vielleicht erneut zu versuchen. Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 100 Unternehmen um die ehrenvolle Auszeichnung beworben.
Zwei Preisträger standen schon vor der Feierstunde fest. Das Startup Scanacs GmbH aus Dresden hatte sich im Online-Voting der vier Finalisten mit 464 Stimmen durchgesetzt und ist Gewinner des Publikumspreises „Sachsen gründet – Start-up 2020“. Den launigen Worten von Laudator Carsten Dietmann, Geschäftsführer der DDV-Mediengruppe, dass die Digitalisierung des Abrechnungsprozesses zwischen Apotheken und Krankenkassen nicht unbedingt die aufregendste Geschäftsidee ist, gab Scanacs-Gründer Frank Böhme recht und sagte: „Es ist ein verstaubter Prozess. Aber wenn sie einmal das Gefühl im Leben haben, sie können etwas verändern und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, dann ist es egal, ob es ein verstaubter Prozess ist oder ein vermeintlich innovatives Produkt. Wir brennen für das Thema“. Ein Thema, bei dem es gilt, harte Widerstände von vielen Lobbyisten zu überwinden.
Der zweite und zum ersten Mal vergebene Sonderpreis „Fokus X – Bester Arbeitgeber“ ging an Martin Fenzl, Chef des Autozulieferers Testa Motari aus Johanngeorgenstadt. Die Unternehmen im Erzgebirge, der Lausitz oder in Nordsachsen müssten sich „doppelt strecken“, um in den nächsten Jahren Mitarbeiter für sich zu gewinnen, da der Fokus oft auf den Großstädten liegt, betonte Laudator und Chefredakteur der Freien Presse, Torsten Kleditzsch. Martin Fenzl sei ein tolles Vorbild, wie das gelingt.
Zum Schluss gab es dann doch eine Videobotschaft – vom sächsischen Ministerpräsidenten. Michael Kretschmer gratulierte den Gewinnern und erinnerte daran, dass Sachsens Unternehmer dafür sorgen, dass Arbeitsplätze entstehen und Steuern bezahlt werden, „Geld, mit dem wir die Zukunft gestalten können“. Im März/April 2021 werde das Gröbste der Corona-Pandemie überstanden sein. „Bis dahin braucht es Rücksicht, Mut und einen starken Willen“, warb der Ministerpräsident um Verständnis für politische Entscheidungen, die noch kommen werden.