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Premierengang über die „Schlange“

42 Männer und Frauen lassen sich für die Landesgartenschau zu Gästeführern ausbilden. Lernen müssen sie viel.

Von Verena Toth
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Die künftigen ehrenamtlichen Gästeführer der Landesgartenschau in Frankenberg auf der markanten neuen Fußgängerbrücke.
Die künftigen ehrenamtlichen Gästeführer der Landesgartenschau in Frankenberg auf der markanten neuen Fußgängerbrücke. © Foto: Verena Toth

Frankenberg. Der Himmel ist grau, der Wind eisig. Die einzigen Blumen, die auf dem Gelände der Landesgartenschau in Frankenberg bislang zu entdecken sind, sind zarte Schneeglöckchen und gelbe Krokusse. Trotzdem marschiert die 24-köpfige Gruppe neugierig und hochmotiviert über matschige Wege, halb fertige Themenbereiche und entlang vieler Baustellen. Der Rundgang, begleitet vom Geschäftsführer der Landesgartenschau, Jochen Heinz und der Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, Anja Zeutschel, soll den künftigen ehrenamtlichen Gästeführern einen ersten Eindruck vom Ausstellungsgelände vermitteln.

Weil sich die achte Auflage der sächsischen Gartenschau in der Zschopaustadt auf zwei Geländeteile erstrecken wird, müssen auch die künftigen Gästeführer reichlich Ausdauer und Wanderbereitschaft beweisen. Rund drei Stunden dauert die Tour. Sie besuchen das Areal „Naturerlebnisraum Zschopauaue“ mit dem Haupteingang und der künftigen Blumenhalle, und erkunden danach die „Paradiesgärten im Mühlbachtal“. Als eine der ersten Besucher dürfen die Männer und Frauen auch über das wohl markanteste Bauwerk der Gartenschau marschieren: die sogenannte „Schlange“. Eine Fußgängerbrücke, die sich vom Dammplatz über die Bundesstraße 169 ganze 262 Meter lang und 2,50 Meter breit bis zum Nebeneingang des künftigen Ausstellungsgeländes an der Zschopau erstreckt.

Die Zahlen und Baudaten notieren sich die Gästeführer sorgsam in ihre Notizbücher, schließlich wollen sie diese an die künftigen Besucher auch weitergeben. Dabei stellen sie auch gleich fest, an welchen Stellen eine Ansprache kaum möglich ist. „Direkt über der Bundesstraße oder neben dem rauschenden Fluss ist das kaum möglich“, beweist Antje Zeutschel am eigenen Beispiel. Genauso schwierig scheint es, die richtige Geschwindigkeit vorzugeben. „Auch dafür ist dieser Proberundgang ganz wichtig. Da merken die Leute gleich selbst, wie schnell oder wie langsam sich eine Gruppe bewegt. Dazu kommt dann später auch noch, dass viel mehr zu sehen und zu erklären sein wird“, macht die Pressesprecherin deutlich.

Lernen müssen die Gästeführer viele Fakten und Zahlen zur Gartenschau selbst. 300 Kulturveranstaltungen wird es vom 20. April bis zum 6. Oktober auf dem Gelände geben. Sieben Themengärten sind zu entdecken, alle drei Wochen wechselt die Bepflanzung. Die schmucke Blumenhalle, ursprünglich eine unscheinbare Lisema-Produktionsfabrik, wurde von einem Berliner Architekten umgestaltet und mit 4000 Glaselementen ausgestattet. Nach der Gartenschau soll dort das städtische Museum zur Stadtentwicklung und Industriegeschichte einziehen. Künftig soll es nachts effektvoll beleuchtet sein. Auch in die Halle, in der noch kräftig gewerkelt wird, können die Gästeführer schon mal einen Blick werfen und sind beeindruckt davon, was bis zur Eröffnung der Schau in etwa acht Wochen im Inneren und rundherum noch alles passieren soll.

Insgesamt lassen sich 42 Männer und Frauen bereits seit Oktober zum ehrenamtlichen Gästeführer ausbilden. Einmal pro Woche kommen sie zusammen, um möglichst viel über die rund 800 Jahre alte Geschichte der Stadt und der Region, über die Stadtentwicklung und über die Landesgartenschau zu lernen. „Wir werden auch in Rhetorik und im Sprechen vor Publikum ausgebildet“, berichten die Teilnehmer. Sie kommen nicht nur aus Frankenberg und seinen Ortsteilen. Auch eine Leipzigerin will die künftigen Besucher über das Ausstellungsgelände führen. „Ich bin gebürtige Sachsenburgerin, hier aufgewachsen und freue mich, dass sich die Stadt auch dank der Gartenschau so gut entwickelt hat“, sagt Sylke Gränitz. Ihr Interesse an der Gartenschau kommt nicht von ungefähr. „Ich bin beruflich Geologin“, erklärt sie noch.

Die Führungen, die von Besuchergruppen gebucht werden müssen, sollen aber auch kostenfrei für Gäste angeboten werden, so Anja Zeutschel.