Von Anja Gail
Ein Fliegengewicht ist so ein Grenzstein aus Granit eher nicht. Er wiegt 750 Kilogramm. Da fühlt sich Manfred Steinmann aus Reichenbach erleichtert, wenn er wie beim Grenzstein mit der Nummer 58 mehrere starke Helfer an seiner Seite weiß. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat ihm dafür auch ein Spezialfahrzeug auf den Autobahn-Rastplatz „Am Wacheberg“ in Fahrtrichtung Dresden geschickt. Der alte Stein, der hier mal die ehemalige Trennlinie zwischen Preußen und Sachsen markiert hat, war wahrscheinlich beim Bau der Autobahn zwischen Weißenberg und Görlitz abhandengekommen.
Doch so etwas ist für Manfred Steinmann kein Grund, es dabei zu belassen. Seit 2006 verfolgt der Reichenbacher in seiner freien Zeit die Spuren dieser Grenzsteine. Er hat den Verlauf der Sächsisch-Preußischen Grenze vom Beginn im polnischen Ort Wilka bis nach Schkeuditz bei Leipzig bereist. Seitdem bemüht er sich, jeden Stein aufzufinden und zu dokumentieren. Im Einzugsgebiet der Kreise Görlitz und Bautzen beschaffte er auch schon für einige einen Ersatz. Innerhalb von 200 Jahren kann der eine oder andere Stein verschwunden sein. Felder wurden bis an die Straßengräben rangezogen. Es gab Überschwemmungen und den Bau neuer Straßen. Dieses Schicksal hatte den Stein mit der Nummer 58 auch ereilt. Jetzt ist Manfred Steinmann aber der Schluss dieser Lücke gelungen. Der Grenzstein steht felsenfest auf dem Rastplatz zwischen den beiden Anschlussstellen Nieder Seifersdorf und Weißenberg.
Die digitalen Schatzsucher, die auf ihrer Geocaching-Plattform im Internet großes Interesse an diesen Grenzsteinen zeigen, haben diese Neuigkeit noch gar nicht entdeckt. Manfred Steinmann weiß, dass auf der Internetseite neben Informationen auch die Koordinaten für die Grenzsteine hinterlegt sind.
Mit Hilfe von speziellen Geräten oder Mobiltelefonen, die GPS-fähig sind, lässt sich der jeweilige Standort nach Eingabe der Daten finden. Dieses System zur Positionsbestimmung über Satellit hat der Reichenbacher selbst schon für sein Hobby genutzt. Das war ganz am Anfang, auf der Suche nach der Nummer 1 in Polen. Da kamen ihm GPS und geophysikalische Messungen wie gerufen. Der Standort befindet sich unweit vom Witka-Stausee. Allerdings liegt der Stein dort im Sickerschlamm versunken. Er kann nicht mehr geborgen werden.
Für den Stein mit der Nummer 58 griff Manfred Steinmann auf seine bewährte Ersatzbeschaffung zurück. Er kaufte den Rohling für etwa 250 Euro in einem Granitwerk und freute sich, als er dafür einen Zuschuss vom Görlitzer Lions Club bekam. Denn sonst hat er viel aus seiner eigenen Tasche bezahlt. Der Steinmetzbetrieb Sommerer in Reichenbach überließ dem Rentner wieder Drucklufthämmer und weitere Geräte zum Bearbeiten. Die Reichenbacher Firma Ris stellte ihm einen Hänger bereit, mit dem er den Stein bis zum Parkplatz schaffen konnte. Inzwischen wurde neben dem Stein noch ein Hinweisschild aufgestellt, das die Firma Brewes aus Markersdorf unentgeltlich angefertigt hat.