Von Annett Kschieschan
Voll war es am Mittwochabend im Königsbrücker Rathaussaal. Doch diesmal war es keine kontroverse Debatte der Stadträte, die die Besucher angelockt hatte. Zum vierten Mal wurde eine Veranstaltung der Reihe „Pro Christ“ direkt ins Rathaus übertragen. Die ganze Woche über stehen die Abende in der Kamelienstadt im Zeichen der Aktion, die in diesem Jahr das Motto „Zweifeln und Staunen“ hat.
Von Resonanz überrascht
Am Mittwoch stand eine Frage im Raum, die seit jeher und nicht nur bei Gläubigen für Diskussionen sorgt. „Wie kann Gott das zulassen?“ fragen sich Menschen zum Beispiel wenn ein Unfall den bisherigen Lebensplan zunichte macht, ein Nahestehender schwer erkrankt oder ein plötzliches Unglück Haus und Hof vernichtet. Jeder Krieg und jede Naturkatastrophe beschwören diese Frage aufs Neue herauf. Zuletzt war es der Amoklauf in Winnenden, der so manchen auch Unbeteiligten dazu brachte, sie zu stellen. Auch unter den Gästen des vierten Königsbrücker Pro Christ-Abends erkannte mancher eigene Gedanken wieder. „Das ist das Schöne an der Aktion. Die Themen sind nah dran am Alltag. Fast jeder kann so Berührungspunkte zum eigenen Leben finden“, sagt Andreas Schlotterbeck. Der Königsbrücker Pfarrer war selbst ein wenig von der Resonanz auf „Pro Christ“ überrascht. „Bereits am Sonntag und am Montag war der Saal voll, am Dienstag waren etwas weniger Besucher da, am Mittwoch nun wieder viele. Es freut mich, dass die Aktion öffentlich so stark wahrgenommen wird“, so Andreas Schlotterbeck weiter. So seien neben vielen Einwohnern der Stadt auch Besucher aus den umliegenden Orten zu Gast gewesen. Eine Jugendgruppe aus Weixdorf hatte sich ebenso auf den Weg nach Königsbrück gemacht wie einige Schönfelder.
Gemeinsam diskutieren
Die Kirchgemeinde Königsbrück beteiligt sich nach 2003 zum zweiten Mal an der Aktion. Schon damals ist das Ganze gut angenommen worden. Mit den guten Erfahrungen der aktuellen Veranstaltungen ist durchaus denkbar, dass „Pro Christ“ auch beim nächsten Durchgang wieder in Königsbrück übertragen wird. Der Vorbereitungskreis um Andreas Schlotterbeck wird sich sicher auch damit beschäftigen, wenn es ans Nachbereiten der Aktion geht. Dabei wird auch überlegt, welche Impulse der Veranstaltungen vielleicht im Gemeindeleben aufgegriffen werden könnten. „Wichtig ist, dass hier viele Leute hinter der Aktion stehen. Es bringt ja nichts, wenn ich als Pfarrer sage, dass ich mir die Pro Christ-Reihe in der Stadt wünsche. Das muss von vielen getragen werden“, sagt Andreas Schlotterbeck. So habe die Kirchgemeinde bei Bürgermeister Heiko Driesnack „offene Türen eingerannt“ als sie sich nach der Möglichkeit, den Rathaussaal für „Pro Christ“ anzumieten, erkundigte. Das Stadtoberhaupt sei – ebenso wie Amtsvorgänger Jürgen Loeschke – selbst bei einer der vergangenen Abendveranstaltungen zu Gast gewesen.
Das erklärte Ziel von „Pro Christ“ ist es, möglichst viele Menschen anzusprechen. Bei den Veranstaltungen wird kein Eintritt erhoben, jeder ist willkommen, egal ob er gläubig ist oder nicht. In Königsbrück scheint die Idee aufzugehen. Viele nehmen sich die Zeit, die täglichen Themenabende zu besuchen, auf dem Heimweg wird dann über das eben Gehörte und Gesehene diskutiert.