Von Annett Kschieschan
Das Telefon klingelt. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Formulare und Autoschilder. Während Hubertus Thomschke die Fragen des Anrufers beantwortet, ordnet seine Frau Elke die Papiere, die heute noch zur Zulassungsstelle nach Kamenz müssen. Die Zeit drängt etwas. Kurz vor dem Mittag bringt noch schnell ein junger Mann sein Auto zur Reparatur vorbei. Alltag in der Firma Wiechetek in Neukirch.
So stressig wie derzeit freilich läuft das Tagesgeschäft in dem Familienbetrieb sonst nicht. Die Abwrackprämie beschert dem Unternehmen derzeit jede Menge Arbeit, denn die Firma Wiechetek ist zertifizierter Entsorger von Altfahrzeugen. Hier an der Schwepnitzer Straße in Neukirch landen viele der VW, Peugeots und Opel, deren Besitzer in den Genuss der Abwrackprämie kommen wollen. „Im Durchschnitt bekommen wir 30 Fahrzeuge pro Woche zur Verschrottung“, sagt Elke Thomschke, die den Betrieb 2006 von ihren Eltern übernommen hat und heute gemeinsam mit ihrem Mann Hubertus führt. Die Steigerung ist enorm. Sonst zählten die Thomschkes meist um die fünf Autos in der Woche, die auf ihren letzte Fahrt zur Schrottpresse warten. Aber wie wird denn eigentlich abgewrackt?
„Zuerst muss das Auto quasi trockengelegt werden. Alle Flüssigkeiten wie Öl oder Kühlwasser werden entfernt. Dann wird die Batterie ausgebaut, die Reifen abmontiert“, beschreibt Hubertus Thomschke die Prozedur. Letztere werden separat entsorgt. Gibt es am Fahrzeug intakte Teile, werden die ausgebaut. Die Firma Wiechetek verwertet schließlich nicht nur Autos, sie handelt auch mit Gebraucht- und Neuteilen. Eine freie Kfz-Werkstatt, ein Abschleppdienst und der Vertrieb von Garten- und Kommunaltechnik sind weitere Standbeine.
Auto wird handlicher Würfel
Haben sich 70 bis 100 schrottreife Fahrzeuge angesammelt, bestellen Thomschkes die mobile Autopresse. Sie verwandelt die einstigen Träume auf vier Rädern in handliche Würfel, die dann in der Regel ihren allerletzten Weg zu einer Schrottverwertungsfirma in Nürnberg antreten. – Der Kundenkreis des Neukircher Betriebs umfasst den kompletten Landkreis. Die meisten Fahrzeuge werden in Autohäusern der Region abgeholt. Einige Kunden bringen ihr Auto auch selbst in Neukirch vorbei.
Viele haben Fragen
Viele haben es eilig. „Es will ja keiner der erste sein, der dann vielleicht nicht mehr in den Genuss der Prämie kommt“, weiß Elke Thomschke. Sie und ihr Mann können die Autofahrer derzeit noch beruhigen. Im Internet rufen sie täglich die aktuelle Zahl von Anträgen auf die Abwrackprämie ab und wissen: Noch muss sich keiner Sorgen machen. Fragen haben trotzdem viele. Thomschkes erklären geduldig, welche Formulare wichtig sind und wo man diese aus dem Internet laden kann. Ein Arbeitstag in der Firma, die zwei festangestellte Mitarbeiter und zwei Zuverdiener beschäftigt, hat immer mehr als acht Stunden. Die Thomschkes nehmen es gelassen, denn klar ist: Irgendwann ist das Geld für die Abwrackprämien alle. „Im Sommer wird wohl wieder Ruhe einkehren“, schätzt Hubertus Thomschke ein.
www.wiechetek.de