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Promille-Rekord und Massenschlägerei

Zusätzliche Einsatzkräfte mobilisierte die Polizei am Himmelfahrtstag, um zu verhindern, dass Festivitäten außer Rand und Band geraten. Schwerstarbeit für zehn Polizisten des Radebeuler Reviers. Bis tief in die Nacht eilten sie von einem Tatort zum nächsten. Bitterer Ermittlungserfolg: Sie erwischten den Rekordhalter unter den Alkoholfahrern.

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Von Frank Roßmann

Für manchen endete der Himmelfahrts-Ausflug erst am Freitag. Noch dazu nicht in den eigenen vier Wänden, sondern in der Ausnüchterungszelle des Radebeuler Polizei-Reviers. So jedenfalls erging es einer besonderen Spitzenreiterin für den diesjährigen Herrentag.

Kurz vor Mitternacht sei einem Kraftfahrer in der Großenhainer Straße in Reichenberg das merkwürdige Fahrverhalten des vorausfahrenden Mazdas aufgefallen. Daraufhin habe der Zeuge die Polizei informiert, berichtet Polizeioberwachtmeister Frank Nickich, der an diesem Tag im Sondereinsatz mit neun weiteren Beamten des Radebeuler Reviers war.

Serpentin-Pilotin mit

2,71 Promille

„Das Fahrzeug sei in einer extremen Schlangenlinie von einer Fahrbahnseite zur anderen gefahren, meldete der Zeuge“, sagt Nickich. Wenige Minuten später erreichte er mit zwei Kollegen den Ort der gefährlichen Slalomfahrt. Zur Überraschung der Polizisten saß eine 55-jährige Frau aus Frankfurt am Main hinter dem Steuer des Mazdas. Der Serpentin-Pilotin fehlte jegliche Orientierung. Fast eine halbe Stunde versuchten die Polizisten vergeblich, einen Alkomat-Test mit der Fahrerin durchzuführen. Sie hatte zu große Schwierigkeiten, das Gerät richtig zu bedienen. Als es nach etlichen Fehlversuchen schließlich gelang, trauten die Polizisten ihren Augen kaum: 2,71 Promille hatte die Frau im Blut. Damit hielt sie an diesem Abend weithin den Rekord.

Da die Beamten nicht feststellen konnten, ob die Fahrerin gegenwärtig Verwandte oder Freunde besuchte, bei denen sie übernachten könnte, gab es nur eine Lösung: Die Ausnüchterungszelle auf dem Revier. Für die Beamten von Radebeuler Revier blieb es an diesem Abend jedoch nicht bei der Jagd nach Alkoholsündern. Bereits um 15 Uhr hatten sich die Ordnungshüter an der Tongrube in Steinbach postiert. Dutzende Fahrzeuge von Naturbadern waren hier auf dem Seitenstreifen der anliegenden Staatsstraße abgestellt. „Eine erhebliche Gefahr: Autos fahren hier mit 100 km/h vorbei“, sagt Nickich. Den Fahrern bliebe da kaum eine Chance, einer plötzlich geöffneten Autotür noch auszuweichen. Um die Falschparker unter den Badegästen ausfindig zu machen, drehten die Beamten eine Extra-Tour um die Tongrube. Sie verzichteten auf eine laute Ansage und sprachen die Leute direkt an. Das sei einfach persönlicher, sagt Nickich. Auch Bußgelder forderten die Polizisten nicht ein. „Eine Ausnahme zu Himmelfahrt: Da setzen wir besonders auf Deeskalation“, sagt Nickich. Wenige Minuten nach der bürgernahen Gruben-Tour waren die Seitenstreifen an der Staatsstraße wieder frei.

Nicht überall verlief der Tag jedoch so friedlich wie in Steinbach. Um 18.30 Uhr wurden die Polizisten zum Moritzburger Mittelteichbad gerufen. Zwei Dutzend Jugendliche hatten dort eine Massenschlägerei angezettelt. Nicht nur die Radebeuler Einsatzwagen folgten dem Notruf. Beamte aus Coswig und Großenhain jagten mit Blaulicht zum Mittelteich, um Schlimmeres zu verhindern. Als die insgesamt 21 Polizisten eintrafen, war die Prügelei schon vorbei. Ein Jugendlicher musste zum Nähen seiner gerissener Lippe ins Krankenhaus. Die anderen Beteiligten kamen mit blauen Flecken davon.

Mit Gaspistole auf Bekannte gezielt

Kurz darauf krachte es in der Hermann-Illgen-Straße in Radebeul. Ein Jugendlicher hatte dort mit einer Gaspistole auf Bekannte gezielt, die ihn anpöbelten. „Dabei löste sich ein Schuss aus der Waffe, der einen der beiden anderen Jugendlichen am Kopf streifte“, beschreibt Nickich den Hergang. Der Getroffene wurde leicht verletzt.

Die Polizisten beschlagnahmten die genehmigungspflichtige Pistole und ein Messer des Schützen, der keinen Waffenschein nachweisen konnte.