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Corona: Stiller Protest mit 250 Stühlen

28 Restaurants und Hotels vom Gebirge bis Eibau haben diesen Freitag auf dem Zittauer Markt auf ihren drohenden Untergang aufmerksam gemacht.

Von Thomas Mielke
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Conrad Siebert, einer der Hauptorganisatoren der Aktion "Leere Stühle", vor einer Stunde auf dem Zittauer Markt.
Conrad Siebert, einer der Hauptorganisatoren der Aktion "Leere Stühle", vor einer Stunde auf dem Zittauer Markt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

An einem der Stühle klebt ein Zettel auf dem steht: Im Namen der Gäste - wir wollen überleben." Der Wirt der Eibauer Beckenberg-Baude hat auf einem seiner Sitzmöbel vermerkt: "Wir vermissen unsere Gäste." Und die Zittauer Essbar mahnt schriftlich: "Von 60 Prozent kann das Personal nicht leben."

Das sind nur drei von rund 250 Stühlen, die heute von 11 bis 13 auf dem Zittauer Markt gestanden und mit denen einheimische Hoteliers, Gaststätten-Betreiber und Veranstalter gegen ihre Situation während der Corona-Krise protestiert haben. Die Sitzmöbel stammen aus 28 Restaurants, Cafés, Pensionen und Hotels aus Zittau, dem Gebirge bis hin nach Eibau und Herrnhut. So ziemlich alles, was in der Region Rang und Namen hat, ist dabei gewesen: Das Dreiländereck, das Volkshaus, das Westpark-Center, Café Schedel, Café Lust, Hotel Nensch, die Sonnebergbaude, das Wirtshaus zur Weinau ... Sogar sieben Betten vom Dresdner und Zittauer Hof waren zu sehen. "Das ist eine Besonderheit bei uns, weil natürlich auch die Hotellerie betroffen ist", sagte Conrad Siebert, Chef vom Hotel "Am Berg Oybin" und einer der beiden Hauptorganisatoren vor Ort, mit Blick auf die parallel in mehr als 50 deutschen Städten laufende Aktion "Leere Stühle".  

"Auch wir müssen auf unsere großen Probleme in der heimischen Gastro-, Hotel- und Veranstaltungsbranche aufmerksam machen", begründete Ronny Überschär, Chef des Hotels "Zittauer Hof", Vorsitzender des Gewerbe- und Tourismusverein „Zittau lebendige Stadt“ und der andere Hauptorganisator, die Teilnahme. "In einem Brief an die gewählten Mandatsträger in den Bundes- beziehungsweise  Landesparlamenten sowie in den Kommunen machen wir auf ein nahendes Aus vieler gastgewerblicher Betriebe aufmerksam. Dabei geht es vor allem um das Gesuch nach Gesprächen, Förderungen, Zuschüssen und Lösungen, wie der Ausstieg aus dieser Misere zu finden ist." Weil - schon wegen der Abstandsregelungen - nicht jeder Gastronom und Hotelier bei der Übergabe der Briefe dabei sein kann, ist die Protestaktion mit den Stühlen ins Leben gerufen worden. "Jeder Stuhl und jedes Bett ist ein stilles Mahnmal unserer Branche", so Überschär.

Die Restaurant- und Hotelbesitzer protestierten, weil ihre Betriebe seit Beginn der Anti-Corona-Maßnahmen geschlossen sein müssen. "Aus gesundheitlichen Gründen können wir die Maßnahmen der Regierung nachvollziehen – wir verstehen aber nicht, warum es für unsere Branche keine Soforthilfen wie in anderen Bundesländern oder für andere Branchen gibt", machen sie klar. Kredite würden ihnen nichts nützen, weil sie die entgangenen Umsätze kaum aufholen könnten. "Wir benötigen dringend Zuschüsse", fordern sie. Und: "Ein Zukunftsszenario, wie wir unseren Ausfall und Aufwendungen wieder zurückverdienen können."

Derzeit leben ihre Mitarbeiter von Kurzarbeitergeld, dass den Angaben der Wirte und Hoteliers zufolge noch nicht in allen Fällen ausgezahlt ist. "Wir können aber das Geld für unsere Mitarbeiter nicht mehr vorschießen", heißt es. Zumal die Mitarbeiter angesichts des Lohnniveaus in der Gastrobranche vom Kurzarbeitergeld oft ihre Familien nicht ernähren können. Und natürlich geht es auch um die Inhaber selber. "Wir haben Zukunftsangst – um uns und unsere Familien, um unsere Unternehmen und um unsere Mitarbeiter – aber auch um unsere Region, die durch Gastronomie, schöne Hotels und Veranstaltungen lebenswert werden."

Mit dieser Trauer-Installation machen die Wirte und Hoteliers darauf aufmerksam, welche Veranstaltungen sie gerade nicht durchführen können.
Mit dieser Trauer-Installation machen die Wirte und Hoteliers darauf aufmerksam, welche Veranstaltungen sie gerade nicht durchführen können. ©  Rafael Sampedro

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