Polizei muss bei Turów-Demo eingreifen

Zittau. Knapp 100 Menschen auf deutscher und etwa 200 Menschen auf tschechischer Seite sind einem Aufruf der Umweltschutzorganisation Greenpeace gefolgt und haben sich am Sonntagmittag am Dreiländereck versammelt, um gemeinsam gegen den Ausbau des polnischen Kohlekraftwerks in Turów zu demonstrieren. Ihnen gegenüber standen rund 300 Befürworter des Kraftwerks auf polnischer Seite. Die Polizei in den Nachbarländern war mit einem Großaufgebot angerückt.
Zu den Rednern gehörte unter anderen die sächsische Europaabgeordnete der Grünen, Anna Cavazzini: "Der Braunkohletagebau in Turów läuft seit Mai illegal, gräbt den Menschen das Grundwasser ab und heizt das Klima an", sagte sie. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass im Dreiländereck statt des Kohletagebaus Turów eine europäische Kohleausstiegsregion entsteht.
Von polnischer Seite wurden die Reden von lauten Rufen und Pfiffen der Befürworter des Kraftwerks begleitet. Unter den Gegendemonstranten waren vor allem Mitarbeiter des Kraftwerksbetreibers, die eine Schließung verhindern wollen.
Protest-Fahrt mit 60 Teilnehmern auf der Neiße
Aber auch Kohlegegner aus Polen waren am Sonntag beim Protest gegen die Erweiterung des Tagebaus Turow aktiv beteiligt, sowohl an der Organisation im Vorfeld als auch an dem aktiven Protest vor Ort auf der polnischen Seite, berichtet Greenpeace Oberlausitz. Polen, Tschechien und Deutschland waren für die Planung, Organisation und den Ablauf eng vernetzt. Auch finanziell waren die drei Nationen einheitlich beteiligt. "Gerade diese Vernetzung der betroffenen Länder ist so wichtig, wenn wir die angestrebte Umgestaltung der Euro-Neisse Region umsetzen. Wir werden die friedliche, trinationale Arbeit gemeinsam fortsetzen", so Bettina Schwoerer von Greenpeace Oberlausitz.
Zum Protest aufgerufen hatte in Polen die Stiftung RT-ON (Entwicklung Ja-Braunkohleabbau Nein). Anwesend waren außerdem Greenpeace Polen und Frank Bold - eine nichtstaatliche gemeinnützige Organisation von Anwälten, die sich für den Schutz der Rechte von Bürgern und der Umwelt einsetzen.
Die polnischen Redner wurden während ihrer Redebeiträge von den Gegendemonstranten stark bedrängt. Nachdem die Agressionen zur Gefahr wurden, zogen sich die Aktivisten auf die tschechische Seite zurück, nahmen von dort aus weiter teil und waren auch bei der Bootsfahrt, die als Protestaktion stattfand aktiv dabei, heißt es von Greenpeace.
Laut Polizeiangaben blieben die angemeldeten Demonstrationen auf tschechischer und deutscher Seite friedlich. Gegen 14.30 Uhr starteten die Kajak-Fahrer mit mehreren Booten auf der Neiße in Richtung Hirschfelde. Mit Plakaten und Transparenten machten sie die Umgebung auf ihr Anliegen aufmerksam.
Zu den Teilnehmern der Demo auf deutscher Seite gehörte neben Vertretern aus der Kommunalpolitik auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Franziska Schubert. Zu den tschechischen Demonstranten gehörte unter anderen der Hauptmann des Bezirks Liberec (Reichenberg), Martin Puta.
Nach der Demonstration sind die Teilnehmer mit rund 60 Paddelbooten bei strömendem Regen zu einer Tour auf der Neiße in Richtung Hirschfelde aufgebrochen. Nach Polizei-Informationen verlief die Bootstour ohne Zwischenfälle.
Der Beitrag wurde am 2. September ergänzt. Greenpeace hat noch einmal betont, dass aus allen drei Ländern Kraftwerksgegner teilgenommen haben und auch Polen sich beim Protest engagierten. Diese Informationen wurden ergänzt.