Protest gegen Neubauten

Radebeul. Rettet unsere Gartenstadt, steht in großen Buchstaben auf dem gelben Flyer, der derzeit in Radebeul die Runde macht. Verteilt haben ihn Anwohner vom Augustusweg in Oberlößnitz, die gegen den Neubau von zwei großen Häusern protestieren. An der Ecke zur August-Bebel-Straße hat der Bau des ersten Gebäudes schon begonnen, Erdgeschoss und erste Etage stehen im Rohbau.
Auf dem Grundstück gegenüber ist ein weiteres Mehrfamilienhaus geplant. Bauherr ist laut Aussage von Makler Friedrich Kozka die Firma BauCom aus Bautzen. Er habe das Grundstück und den Bauvorbescheid an den Investor verkauft, so Kozka. Die Planung für das Gebäude stamme von den Bautznern.
Über das neueste Projekt auf dem Augustusweg kann man sich auf der Internetseite des Maklers informieren. „Das Mehrfamilienhaus mit insgesamt sechs Wohnungen wird mit einer modern ansprechenden Architektur auf einem attraktiven Grundstück am Augustusweg neu erstellt. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 74 und 117 Quadratmeter“, heißt es dort. Die Wohnlage gehört zu den besten in der Stadt, die Kaufpreise für die Eigentumswohnungen sind deftig. Eine 114 Quadratmeter große Vierraumwohnung soll rund 535.000 Euro kosten, eine Dreiraumwohnung mit 80 Quadratmetern über 375.000 Euro.
Die Nachbarn kritisieren diese aus ihrer Sicht überhöhten Immobilienpreise scharf. Solche Summen könnten sich nur noch Investoren oder Vielverdiener leisten. Familienunfreundlichkeit, keine soziale Vielfalt und - Verträglichkeit wären die Folge. In ihrem Protestschreiben prangern die Anwohner an, dass überhöhte Immobilienpreise bei Vermietung zur Steigerung des Mietniveaus insgesamt führten, wo von letztendlich alle betroffen wären.

Nicht nur die Preise der Wohnungen sorgen für Unverständnis. Mehr noch die Gestaltung der Neubauten, die nach Meinung der Nachbarn so gar nicht dem entspricht, was zu Radebeul an dieser Stelle passt. Die Gebäude würden „nicht annähernd den Gestaltungsanleitungen der Stadt Radebeul entsprechen, und in keinster Weise dem Charakter einer Villen- und Gartenstadt gerecht werden“, steht in dem Flyer.
2014 hat die Stadt eine Gestaltungsanleitung für die Villengebiete in Nieder- und Oberlößnitz formuliert, um den Charakter des Gebietes zu bewahren. Das bedeutet aber nicht, dass dort keine Neubauten entstehen dürfen. „Modernes Bauen mit individuellen Lösungen ist durchaus erwünscht“, heißt es in der Anleitung und weiter: „Bei Berücksichtigung wesentlicher städtebaulicher und gebäudebezogener Gestaltungsmerkmale kann das Gebiet unter Wahrung seiner Eigenart auch mit moderner Architektur weiterentwickelt werden.“
Die Anlieger aus der Umgebung sehen allerdings Vorgaben für Bauprojekte verletzt, die ebenfalls in der Richtlinie aufgelistet sind. Dazu gehört beispielsweise ein geforderter Seitenabstand von Hauptgebäuden zu den Grundstücksgrenzen von mindestens 4,50 Meter und ein ebenso großer Vorgartenbereich, der gärtnerisch gestaltet werden soll.
Als Negativbeispiel nennen die Augustusweg-Anwohner einen Neubau an der Kreuzung Wettinstraße, der diesen Vorgaben nicht entspreche. Das würfelförmige Mehrfamilienhaus wurde 2014 errichtet. Für den Bau an der August-Bebel-Straße befürchten die Nachbarn dasselbe. Vor gut 1,5 Wochen hatten sie sogar ein Banner am Kran befestigt, um zu protestieren. Einzelinvestoren würden immer mehr Einfluss auf das Stadtbild nehmen, prangern sie an.
Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) kündigte an, dass die Stadt an diesem Mittwoch im öffentlichen Informationsteil des Stadtrates Stellung zu diesem Thema beziehen wird. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Ratssaal im historischen Rathaus.