Von Jens Fritzsche
Kampflos wollen die Großerkmannsdorfer die Verschandelung ihres Ortsbilds nicht hinnehmen, stellten sie gestern Vormittag vorm Ortsamt des Radeberger Ortsteils klar. Bei klirrender Kälte standen gut 50 Großerkmannsdorfer draußen, während drinnen Vertreter des Mobilfunkanbieters Vodafone, dem Radeberger Bauamt und der Großerkmannsdorfer Ortsvorsteher Harry Hauck (Freie Wähler) diskutierten.
Bekanntlich plant Mobilfunkanbieter Vodafone am Großerkmannsdorfer Ortseingang einen über 60Meter hohen Funkmast – ein Turm, doppelt so hoch wie die Großerkmannsdorfer Dorfkirche. Zudem liegt dieser Standort nur wenige Hundert Meter neben der Kita das Radeberger Ortsteils, was mit Blick auf die Funkstrahlen in Großerkmannsdorf erhebliche Bauchschmerzen verursacht. Und so waren auch zwei Kindergruppen der Großerkmannsdorfer Kita mit vors Ortsamt gezogen, um auch auf dieses Problem aufmerksam zu machen.
Standort in der Kritik
„Wir sind nicht grundsätzlich gegen einen Funkmast, es geht hier in erster Linie um den Standort“, stellte dann auch Just Proft-Kümmelberger klar. Er ist der Sprecher einer eigens ins Leben gerufenen Bürgerinitiative, die den Protest gestern Vormittag organisiert hatte. Hintergrund des Ärgers: Es gibt bereits eine Vodafone-Antenne in Großerkmannsdorf. Die ist auf dem schon zu DDR-Zeiten für Richtfunk-Test der Firma Robotron gebauten Funkturm auf der Anhöhe zwischen Großerkmannsdorf und Radeberg installiert. „Offenbar geht es hier um das Einsparen von Kosten, aber das kann und darf einfach nicht zulasten unseres Ortsbilds und unserer Gesundheit gehen“, unterstreicht Just Proft-Kümmelsberger. Und so war auf einigen Plakaten unter anderem der Satz zu lesen: „Vernunft statt Profit“.
Auch der Großerkmannsdorfer Pfarrer Johannes Schreiner mischte sich unter die Protestierer. „Auch ich habe ein Handy, und natürlich muss man dann auch den Preis eines Mobilfunkmastes zahlen“, gab er unumwunden zu. Die Frage sei allerdings, „wo sind die Grenzen?“ Einen Funkmast nahe der Großerkmannsdorfer Kita, einen Funkmast in den geplanten enormen Dimensionen könne einfach niemand wirklich akzeptieren – „und deshalb stehe ich auch mit hier, um meine Meinung zu sagen, dass dringend eine Lösung gefunden werden muss, die anders aussieht“, so der Großerkmannsdorfer Pfarrer.
Nach dem Gespräch im gut geheizten Ortsamt konnte Ortsvorsteher Harry Hauck den in der Kälte ausharrenden Großerkmannsdorfern zumindest ein bisschen Mut machen, dass es zu einer Lösung kommen könnte. „Wir haben uns darauf verständigt, keine Einzelheiten des Gesprächs zu nennen, aber ich kann sagen, alle Seiten sind bereit, eine Lösung zu finden“, so Hauck. „Das Ziel ist, den vorhandenen Funkturm weiter zu nutzen – aber dafür braucht es noch einige weitere Gespräche.“ Bis zum 31.März soll das Problem vom Tisch sein.
Eine weitere Alternative hatte Hauck zudem in der vergangenen Ortschaftsratssitzung vorgeschlagen. Der ortsansässige Bauunternehmer Roland Schmidt ist bereit, Vodafone den Bau auf seinem Grundstück auf dem Hügel zwischen Großerkmannsdorf und Kleinwolmsdorf zu gestatten.