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Protest mit Schnupperklettern und abendlichem Fackellauf

Mit ihren Aktionen locken Umweltschützer in Dresden fast 3000 Menschen an die Elbe und zur besetzten Buche.

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Von Robert Reuther

Eigentlich will der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am gestrigen Abend pünktlich um 18Uhr mit seiner Kundgebung an der Waldschlößchenwiese beginnen. Das ist unmöglich, denn an der Aktion „Lichter für das Dresdner Welterbe“ beteiligen sich laut Polizeiangaben 2500 Menschen. Sie alle wollen innerhalb der bundesübergreifenden Veranstaltung „Fackeln für die Elbe“ ein Zeichen für den Erhalt des Weltkulturerbes „Dresdner Elbtal“ setzen. Der Strom aus Lichtern, der aus Richtung Goldener Reiter kommt, reißt einfach nicht ab. Und so entschließen sich die Veranstalter, noch 15 Minuten zu warten, bis sie das Mahnfeuer anzünden. Danach machen sich mehrere Redner für einen Tunnelkompromiss stark. Unter ihnen ist neben Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des BUND, auch Grünen-Stadtrat Johannes Lichdi. „Ich setze mich für den Erhalt des Welterbetitels und der Buche an der Angelikastraße ein“, sagt er.

Kletterer genießen Ausblick

Genau dort kneift die achtjährige Floria Funke am Nachmittag die Augen zusammen. Bei strahlend blauem Himmel blendet sie die Sonne ein bisschen. Dennoch genießt sie den Ausblick auf die Elbe und die Altstadt, der sich von der mehr als 200 Jahre alten Buche bietet. Acht Meter unter Floria stehen ihre Eltern. Die finden das Schnupperklettern der Robin-Wood-Aktivisten, das den gesamten Sonntagnachmittag dauert, klasse. „Unser Sohn Sebastian war auch schon oben im Baum. Ich hätte das selbst gern einmal probiert, aber meine Kleidung ist unpassend“, sagt Reiner Funke, während er mit seiner Frau Franca gebannt nach oben blickt. Floria seilt sich gerade von der Buche ab.

Unten steht Robin-Wood-Aktivist Alexander Gerschner. Er hilft der Achtjährigen aus dem Tragegurt und hat nur lobende Worte für sie. „Das hast du absolut toll gemacht.“ Er ist mit der Kletteraktion sehr zufrieden. Etwa 100 Leute wollen die Gunst der Stunde nutzen und auf Dresdens berühmtesten Baum steigen. „Es waren bestimmt 300 Menschen da, schließlich wollen nicht alle klettern.“

Wenn Gerschner Interessierten nicht gerade erklärt, wie sie mit Seil und Karabinerhaken auf die Buche gelangen, führt er mit am Boden gebliebenen Bürgern Gespräche. Nicht alle sind den Baumbesetzern wohlgesonnen. Andere sprechen offen ihre Bewunderung für die selbst ernannten „Rächer der Entlaubten“ aus.

Wie lange die Umweltaktivisten ihre Besetzung noch aufrechterhalten können, wissen sie nicht genau. Aus der SZ vom Sonnabend ist ihnen bekannt, dass die Buche schon am Dienstag gefällt werden soll. „Wir sind gewappnet. Auch in den letzten Tagen kamen viele Menschen in den frühen Morgenstunden, um uns zu unterstützen. Warum sollte sich das nächste Woche ändern?“, sagt Alexander Gerschner. Das Ziel sei klar: Nächsten Sonntag soll das nächste Schnupperklettern stattfinden. Das sieht auch Johannes Lichdi so. „Deshalb sollten die Dresdner weiterhin früh zur Buche kommen und diese vor dem Fällen beschützen.“