Von Peter Anderson
Der Initiator eines Nazi-Volksfestes am 25. Juli auf den Meißner Elbwiesen Ingo Köth habe enge Verbindungen zum sogenannten Deutschen Polizei-Hilfswerk. Das sagte gestern der Meißner Bündnisgrüne Andreas Vorrath. So gibt es nach seinen Recherchen bei Veröffentlichungen eine Zusammenarbeit von Ingo Köth mit dem Netzwerk des DPHW-Pressesprechers Holger F. Der Sprecher des Hilfswerks war Ende vergangener Woche in Leipzig von der Polizei verhaftet und in ein Gefängnis gebracht worden. Gegen Aktivisten des DPHW wird wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung ermittelt.
Die Kooperation mit einer vermutlich kriminellen Vereinigung wie dem DPHW zeige, dass es sich bei Ingo Köth aus Sachsen-Anhalt keineswegs um einen harmlosen Spinner handele, so der Bündnisgrüne Andreas Vorrath. Die sogenannte Reichsbürger-Bewegung – zu der auch das DPHW und Köth zu zählen sind – vernetze sich immer stärker. Ihre Anhänger glauben an den Fortbestand des Deutschen Reiches und lehnen ein Großteil der BRD-Gesetze ab.
Das für den 25. Juli in Meißen angekündigte Volksfest solle offenbar dazu dienen, den Zusammenhalt in der Szene zu stärken. Dabei ignorieren die Reichsbürger nicht nur theoretisch die Gesetze der Bundesrepublik. Bei Hausdurchsuchungen in der Szene seien auch Sportwaffen und Chemikalien gefunden worden, mit denen sich Sprengstoff herstellen lasse, so Vorrath.
In Meißen ist unterdessen eine über Parteigrenzen hinweggehende Allianz bereit, sich bei Bedarf gegen ein Nazi-Volksfest am 25. Juli stark zu machen. Seit Wochen wirbt der mit mehreren Haftbefehlen gesuchte Nazi Ingo Köth aus Arensdorf im Internet für ein Treffen von Anhängern des Deutschen Reichs Ende Juli in Meißen. „Wir wollen zusammenkommen, um über all’ die Lügen zu sprechen, die unser Leben bestimmen“, sagte er in einem Telefongespräch der SZ. So glaube er nicht an den Holocaust und die meisten der in Deutschland geltenden Gesetze. Seine Einladung nach Meißen richtet sich an alle, die sich mit dem Deutschen Reich identifizieren.
Wenn nötig, sollte Meißen den Nazis ganz deutlich zeigen, dass hier kein Platz sei für solches „braunes Gesocks“, sagte in einer Reaktion auf die Ankündigung Köths gestern der Meißner CDU-Kreisverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Geert Mackenroth. Nach Rücksprachen mit dem Innenministerium hoffe er darauf, dass es dank gezielter Polizeieinsätze im Vorfeld gar nicht zu dem angekündigten Treffen komme. Sollten sich wider Erwarten doch Reichsbürger in Meißen zeigen, werde er sich ihnen entgegen stellen. Das Beispiel des 13. Februar in Dresden zeige, wie wichtig es sei, sich deutlich zu rechtsextremen Bestrebungen zu positionieren.
Für die Linke kündigte die Meißner Kreisverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Kerstin Lauterbach an, die Aktivitäten von Ingo Köth und seinen Anhängern in den nächsten Wochen sehr genau zu beobachten. „Wir springen nicht über jedes Stöckchen“, so die Landespolitikerin gestern auf SZ-Anfrage. Sollte sich allerdings herausstellen, dass es sich bei Köth nicht nur um einen verwirrten Spinner, sondern einen rechtsextremen Aktivisten handele, werden die Linke gegen einen möglichen Nazi-Aufmarsch mobil machen.