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„Prüfet alles, das Gute behaltet“

Die evangelische Kirchgemeinde Graupa/Liebethal hat Grund zur Freude: Nach einjähriger Wartezeit wird die Pfarrstelle wieder besetzt. Diesen Sonntag wird der „Neue“ beim Gottesdienst in sein Amt eingeführt.

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Von Hannelore Angermann

Die evangelische Kirchgemeinde Graupa/Liebethal hat Grund zur Freude: Nach einjähriger Wartezeit wird die Pfarrstelle wieder besetzt. Diesen Sonntag wird der „Neue“ beim Gottesdienst in sein Amt eingeführt. Er heißt Gunter Odrich, ist 45 Jahre alt und war zuletzt in Polditz bei Leisnig als Pfarrer tätig. Der studierte, verheiratete Theologe hat fünf Kinder.

Seit Wochen bereitet sich der Geistliche auf sein neues Amt vor. „Zunächst musste unsere Wohnung im Graupaer Gemeindehaus auf Vordermann gebracht werden“, sagt der gelernte Maschinenbauer. Dabei stand ihm seine Familie, besonders Sohn Clemens (18), tatkräftig zur Seite. „Auch Mitglieder der Graupaer Kirchgemeinde packten mit an“, freut sich Odrich. „Während der Renovierung hatte ich Zeit zum Nachdenken, auch über meine Antrittspredigt am Sonntag“, sagt der Pfarrer. „Ich würde mich freuen, wenn ich viele Zuhörer hätte – und sei es aus Neugier“, sagt er lachend.

Fabulieren liegt dem gebürtigen Oschatzer. Seine Predigten gehen unter die Haut, lösen Reaktionen aus. Jedenfalls bisher. Wie wird Odrich nun die Graupaer aus der Reserve locken? Er will sich an die Worte von Paulus halten: „Prüfet alles, das Gute behaltet“. Dass Odrich nach Graupa wechselt, hängt mit diesem Satz zusammen. „Die einfachste Lösung wäre gewesen, im angestammten Polditz zu bleiben. Aber mich reizte es, mit 45 noch mal was Neues anzupacken, zu gestalten“, gesteht der Theologe. Angebote hatte er mehrere. Seine Familie entschied sich wegen der schönen Lage und der gut erreichbaren Kreisstadt für Graupa.

Die Arbeit wird dem Pfarrer wie bisher nicht nur Pflichterfüllung bedeuten, das steht schon mal fest. „Kirche ist kein Selbstzweck“, konstatiert er. Sie muss Flagge bekennen, wenn die soziale Sicherung der Gesellschaft auf dem Spiel steht. Alter, Krankheit, Jugend, Geburtenrückgang, Abwanderung – das sind nur einige Stichworte. „Wir müssen die Potenziale der Kirche ausgraben und die Mitglieder aktivieren. Wenn nicht nur 20 Prozent, sondern 100 Prozent mitmachen, können wir Berge versetzen“, ist der Pfarrer überzeugt.