Von Astrid Ring
Der Schock sitzt tief: In der Firma Henning PSW Schmiedetechnik, besser bekannt als Press- und Schmiedewerk (PSW), gehen am 31. Juli die Lichter aus. „Trotz intensiver Bemühungen ist es uns nicht gelungen, einen Investor zu finden“, sagte Insolvenzverwalter Christoph Junker bei einer Betriebsversammlung. Die letzten beiden Interessenten hätten sich zurückgezogen. Damit verlieren 85 Mitarbeiter des Stahl verarbeitenden Unternehmens ihre Arbeit.
Henning PSW, dessen Schmiedeteile im Fahrzeug-, Maschinen- sowie Spezialmaschinen- und Anlagenbau seit Jahrzehnten weltweit gefragt sind, hatte im Oktober 2012 Insolvenz anmelden müssen. Als Gründe nannte der Insolvenzverwalter das zu schnelle Wachstum der Firma und damit verbundene Liquiditätsprobleme der Gesellschafter. Zudem hatte der Betrieb mehrere Monate Produktionsausfall wegen einer defekten Presse sowie eines Brandes an einer Anlage hinnehmen müssen.
Trotz der Insolvenz war der Produktionsbetrieb jedoch mehrschichtig weitergelaufen. Zu Beginn des Jahres gab es dann neue Hoffnung für PSW, da das Unternehmen CDP Bharat Forge in Ennepetal Interesse signalisierte. Eine Übernahme kam jedoch nicht zustande. Allerdings kaufte Bharat Forge die größte Presse – und damit das Herzstück von PSW. Per Mietvertrag kann die Anlage noch bis Ende Juli genutzt werden, wie Junker sagte.
Der Maschinenpark einschließlich Werkzeugbau gehört laut Junker ebenfalls nicht mehr dem PSW. Um die Finanzprobleme zu überbrücken, hatten die letzten Gesellschafter alles an eine Leasingfirma verkauft und ebenso gemietet. Selbst auf die Produktionshallen hatte der Verwalter keinen Zugriff. „Ich konnte einem Interessenten nichts bieten außer die erfahrenen Arbeitskräfte“, sagte Junker. Für die Mitarbeiter ist die Situation ein Schock. Viele haben bei PSW gelernt, arbeiten seit Jahrzehnten im Unternehmen.
Das Press- und Schmiedewerk (PSW) hat eine lange Tradition in Brand-Erbisdorf. Das Schmieden am Standort geht bis in das Jahr 1764 zurück. Teile für den Fahrzeug-, Maschinen- sowie Spezialmaschinen- und Anlagenbau wurden hergestellt und dafür bis zu 15 000 Tonnen Stahl im Jahr verarbeitet. Zu DDR-Zeiten galt Brand-Erbisdorf als größter Hersteller von Schmiedeteilen.