Jawort im Quarantäne-Rathaus

Pulsnitz. Das Leben kehrt nach der Corona-Quarantäne langsam wieder ins Pulsnitzer Rathaus zurück. So gab sich am Dienstag sogar ein Brautpaar im Standesamt das Ja-Wort: Chefsekretärin Christiane Steffen und Gunnar Hehme, im kleinsten Kreis ohne Verwandte und Freunde. Dafür standen Rathaus-Mitarbeiter Spalier. Nach 14-tägiger Zwangspause sind 13 von ihnen gerade erst Anfang der Woche wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Dazu gehörte auch Bürgermeisterin Barbara Lüke (parteilos).
Inzwischen wurde im Rathaus überlegt, wie die Verwaltung nach der Corona-Komplettsperre wieder schrittweise für Besucher geöffnet werden kann. Immerhin war etwa die Hälfte der 34-köpfigen Belegschaft außer Gefecht gesetzt. Und die ist wegen fünf Langzeitkranken ohnehin schon dezimiert. Besonders hart traf das Virus die Kämmerei und das Sozialwesen. Drei Mitarbeiter, die infiziert sind, müssen immer noch zu Hause bleiben. Der Fachbereich ist damit weiterhin nur eingeschränkt arbeitsfähig.
Drei Mitarbeiter immer noch positiv
Dennoch sei die Verwaltung noch glimpflich davongekommen, ist sich die Rathaus-Chefin sicher. Der erste Infektionsfall sei nach Dienstschluss bekannt geworden. Danach sei sofort ein Rundruf zu allen möglichen Kontaktpersonen daheim ausgelöst worden, damit sie die Verwaltung nicht mehr betreten und weitere Kontakte meiden. Zwei der positiv Getesteten seien mit Fieber, Husten und Atemnot richtig krank gewesen. Einer war symptomfrei.
Barbara Lüke hat mit einigen infizierten Pulsnitzern gesprochen. Die Atemnot und die Panik zu ersticken, seien besonders schlimm gewesen. Die drei infizierten Mitarbeiter seien noch immer corona-positiv und würden jetzt regelmäßig getestet, bis die Ansteckungsgefahr vorüber ist.
Während Rathäuser in Nachbarstädten wie Radeberg ihre Bürgerbüros und die Verwaltung unter Hygieneauflagen wieder für Besucher öffnen, müssen sich die Pulsnitzer noch auf erschwerte Bedingungen einstellen. Das ist nicht nur den Corona-Infektionen geschuldet, sondern auch den beengten Arbeitsverhältnissen im Interimsdomizil, einer Villa auf der Goethestraße in Pulsnitz. Denn das Stammhaus am Markt wird saniert und ist komplett leer geräumt.
So ist in dieser und der kommenden Woche der Gang zur Verwaltung nur mit Termin nach Vereinbarung per Telefon oder E-Mail möglich. „In den kommenden Tagen werden wir Modelle für die Öffnung der Verwaltung durchspielen“, so Barbara Lüke. Das soll in der Woche ab 18. Mai beginnen. Bis dahin brauche die Verwaltung Zeit, um sich zu sortieren und den Besucherverkehr vorzubereiten, damit es kein Chaos gebe.
Denn es sei einiges zu beachten. Das sind an erster Stelle die Hygiene-Grundsätze mit Mundschutz, Desinfektion der Hände und Abstandsregeln. Da könnte es im Begegnungsverkehr eng werden. Die Verwaltung fürchtet außerdem eine Schlange, die bis auf die Straße hinaus stehen könnte. Denn in den vergangenen Wochen durften Bürger das Interimsrathaus nicht betreten. Ganz dringende Angelegenheiten, wie zum Beispiel die Übergabe von Ausweisen, seien über einen Balkon geregelt worden.
Verwaltung befürchtet Schlangen
Um den zu erwartenden Andrang in geordnete Bahnen zu lenken, orientiert die Bürgermeisterin auf eine Mischlösung, wie sie es beschreibt. Um Schlangen zu vermeiden, sollten gerade für zeitaufwendige Anliegen weiterhin Termine vereinbart werden, legt die Verwaltung den Pulsnitzern nahe. Darüber hinaus werde es – voraussichtlich Dienstag und Donnerstag – zwei Öffnungstage für den spontanen Besucherverkehr geben.
Dafür rät die Bürgermeisterin den Bürgern: „Kommen Sie möglichst nicht in Familie, sondern einzeln.“ Die Pulsnitzer sollten auch unbedingt daran denken, einen eigenen Stift mitzubringen, falls Formulare auszufüllen oder Unterschriften zu leisten sind. Man will auf Nummer sicher gehen, falls doch noch irgendwo ein Erreger klebt.
Der Pulsnitzer Verwaltung werden unterdessen wohl noch mehr Veränderungen ins Haus stehen, kündigt die Bürgermeisterin an. Denn die Epidemie habe Schwachstellen in der Struktur offengelegt.
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