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Pulsnitzer Komponistin tritt auch ohne Honorar auf

Auszeichnung. Roswitha Neubarth bekam beim Neujahrsempfang der Pfefferkuchenstadt eineEhrenmedaille.

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Von Evelin Rietschel

Ihr uneigennütziges Engagement für kommunale Belange auf künstlerisch-musikalischem Gebiet brachte Roswitha Neubarth jetzt die Ehrenmedaille der Stadt ein. Die geborene Pulsnitzerin stammt aus einem wohlbehüteten Elternhaus und genoss eine gute musikalische Ausbildung. Schon ab 1936 erhielt sie ihre erste private Klavierausbildung in Dresden, der sich mehrere Studien in diesem Fach anschlossen. Die Mutter war Sängerin an der Charlottenburger Oper in Berlin und gab ihr Anregungen für Komposition und Gesang. Ihr Vater, der kommunal engagierte Unternehmer Johannes Neubarth, unterstützte sie bei technischen und organisatorischen Dingen und setzte sich für Auftritte in Pulsnitz und Umgebung ein.

Seit 1946 arbeitet die Künstlerin als freischaffende Komponistin und Pianistin in Pulsnitz. Während des Kompositionsstudiums 1959-62 in den Fächern Arrangement und Jazzkomposition begann eine zukunftsprägende Zusammenarbeit mit den Dresdener Tanzsinfonikern unter Leitung von Günter Hörig. Ihre Jazz-Kompositionen gelangten so auch in den Rundfunk. Auch in Veranstaltungen des Pulsnitzer Kulturhauses war sie involviert. Als 1972 die Pulsnitzer Konzertreihe ins Leben gerufen wurde, unterstützte sie diese durch Programmberatung und eigene Konzerte. In der Umgebung kannte man sie von Gastspielen als Leiterin des Chors des VEB Herrenmode. Ihre Popularität reichte aber auch in andere Regionen der DDR, in denen sie erfolgreich auftrat. Dabei entstanden dauerhafte Freundschaften zu namhaften Künstlern und Schauspielern, die ihr künstlerisches Schaffen beeinflussten.

Publikumskontakt ist wichtig

1976 begann sie gemeinsam mit Utta Schubert für die Musikschule Bautzen in Pulsnitz Unterricht zu erteilen. Dazu nahm sie fast 50-jährig noch ein Fernstudium an der Musikhochschule Dresden auf. Seit 1998 unterrichtet sie nur noch privat Klavier und Keyboard, Gesang und Komposition. Wichtig erschien der Künstlerin neben der pädagogischen Tätigkeit der ständige Kontakt zum Publikum. Den findet sie bis heute bei regelmäßigen Konzerten in der Klinik Schloss Pulsnitz, aber auch im Rahmen ehrenamtlicher Seniorenbetreuung, der Kaffeehausmusik in der Cafeteria im Schloss oder auf besonderen Wunsch – und das ohne Honorar!

Als Komponistin stammen aus ihrer Feder unzählige Titel als Jazz und Blues, Tanzmusik und Vokalmusik mit ernstem und heiterem Inhalt. Einen Großteil ihrer Titel nahm sie bereits im eigenen Tonstudio auf CD auf. Viele Lieder nehmen Bezug auf ihre Heimatstadt. So entstanden über Jahrzehnte zahlreiche Pulsnitz- und Pfefferkuchenlieder, im letzten Jahr sogar ein Pfefferkuchenmarsch für den hiesigen Spielmannszug. Bei Pfefferkuchen-Estraden der letzten beiden Jahre trat sie mit aktueller eigener Komposition und Gesang auf.

Das Zusammenwirken mit Sylke Horn war 2004 der symbolische Brückenschlag zwischen älterer und jüngerer Künstlergeneration in Pulsnitz. Er ist ein Zeichen für die Bewahrung der Aufgeschlossenheit von Roswitha Neubarth gegenüber neuen Strömungen in der Musik und im Umgang mit neuester Technik, die ihr den Zugang auch zu jungen Menschen eröffnet.