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Pumphut weckt Neugier auf die Geschichte

Reinhold Weise engagiert sich in Spohla als Ortschronist. Er ist selbst ein Zeitzeuge der jüngeren Vergangenheit.

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Reinhold Weise zeigt seine zusammengetragenen Fotos und Informationen über Spohla.
Reinhold Weise zeigt seine zusammengetragenen Fotos und Informationen über Spohla. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Spohla. Seit über 20 Jahren erforscht Reinhold Weise ehrenamtlich die Geschichte seines Wohnortes Spohla. Aus akribisch zusammengetragenen Daten, Fotos und Geschichten verfasst er eine Dorfchronik. Dazu hat er bisher unter anderem in den Archiven von Bautzen, Hoyerswerda und Dresden sowie in Klöstern und kirchlichen Einrichtungen recherchiert. Künftige Generationen sollen sich schließlich anhand historisch belastbarer Fakten ein Bild von Spohlas Vergangenheit machen können, sagte der Rentner. Bisher umfassen seine Aufzeichnungen die Zeit der Erstbesiedlung durch Sorben um 1050, die gut hundert Jahre später beginnende Zuwanderung deutscher Bauern und die weitere Entwicklung des Dorfes bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das Dorf Spohla wurde mit dem sorbischen Namen Spole erstmals im Zinsregister des Klosters Panschwitz-Kuckau von 1374 erwähnt, erzählte Reinhold Weise. In der Frentzelschen Chronik von 1744 hat er gelesen, dass der Ort in Alt- und Neu-Spohla eingeteilt war. Die in Flurkarten verzeichneten Orts- und Flurformen ließen erkennen, dass die Sorben Alt-Spohla und deutsche Bauern Neu-Spohla gegründet haben. Weil die Deutschen schon damals eiserne Pflugschare benutzten, waren ihre Felder länglich und schmal, erklärte der Hobbyhistoriker.

4.500 Jahre alte Fundstücke

Im Jahre 1938 haben Dorfbewohner steinzeitliche Fundstücke entdeckt und den damaligen Leiter des Heimatmuseums Hoyerswerda, Otto Damerau, darüber informiert. Das Landesamt für Vorgeschichte Görlitz führte daraufhin Ausgrabungen durch. Es konnte ein vollständig und gut erhaltenes Urnengrab geborgen werden. „Die Fundstücke sind etwa 4.500 Jahre alt und stellen das älteste Grab der Oberlausitz dar“, sagte Reinhold Weise. Der Grabungsfund befindet sich jetzt in der Dauerausstellung im Kaisertrutz des Kulturhistorischen Museums Görlitz.

Ab 1936 musste das sorbisch bewohnte Spohla auf Anordnung der Nazis den Namen Brandhofen tragen. Der nach dem Zweiten Weltkrieg neu gewählte Ortschaftsrat beschloss jedoch gleich auf seiner ersten Sitzung im November 1945 die Rückbenennung in Spohla. Somit war das Dorf viel schneller als der Sächsische Landtag mit seinem Gesetz vom 23. März 1948, in welchem unter anderem stand, dass sorbische Ortsnamen ihre alte Form zurückbekommen.

Reinhold Weise möchte seiner Chronik noch einen Abschnitt zur Entwicklung der Landwirtschaft hinzufügen und über wichtige Begebenheiten aus der Zeit nach der Wiedervereinigung erzählen, denn: „Es ist doch am besten, wenn die berichten, die dabei waren“, findet der 83-Jährige.

Zur Beschäftigung mit geschichtlichen Themen kam der Diplom-Ingenieur-Ökonom Reinhold Weise erst durch seinen Umzug von Hoyerswerda nach Spohla in den 1990er-Jahren. Seine Frau hatte ihm damals gesagt, dass der Pumphut in Spohla geboren sei. Das weckte Weises Neugier auf die Sagenfigur. Um mehr über die Geschichte des Ortes zu erfahren, wurde der Rentner 1997 Mitglied im Heimatverein, wo er das Amt des Schriftführers übernahm. Er beschäftigte sich mit dem Müllerburschen Martin Pumphut und stellte fest, dass diese Sagenfigur auch in anderen Teilen Sachsens und in Mitteleuropa seit dem 17. Jahrhundert bekannt war. Der Spohlaer Verein hatte 2001 zum Maibaumwerfen den Pumphut-Darsteller Hans Tschöcke aus Neugersdorf eingeladen. Lutz Maul trat später für Spohla in einem Pumphut-Kostüm auf, und so begann die Entwicklung zum Pumphut-Dorf. Die vom Heimatverein und den Spohlaern geschaffene hölzerne Stele und der Spielplatz weisen jetzt auf die Sagenfigur hin. Unterstützung bei diesen Vorhaben gaben der Ortschaftsrat Spohla und die Stadt Wittichenau.