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Puppentheater und großartiges Saitenspiel

Historien-Spektakel. In Kamenz durfte man sich am Sonnabend in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurückversetzen lassen.

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Von Bernd Goldammer

Das Fest des 18.Jahrhunderts ist kleiner als in den Jahren zuvor. Aber nicht minder interessant. Auf der nachmittäglichen Terrasse vor dem Lessingmuseum ging am Sonnabend eine wichtige Frage um: Wie wird man einem Manne mit einem Fest gerecht, dessen Leben im Geiste von umbrechender Aufklärung und menschlicher Toleranz gestanden hat? Könnte weniger mehr sein? Noch dazu an einem Tage, an dem die Geburtsstadt des Literaten im Zeichen vieler hochgeistiger Genüsse stand.

Was immer dem Besucher durch den Kopf gegangen sein mag, auch dieses „Fest des 18. Jahrhunderts“ konnte sich sehen lassen! Schon wegen des außergewöhnlichen Lessingmuseums. Es bot den Besuchern Bedeutsames, in dem es sich mit Künstlern der Region zusammen tat. Auch manche Kostümierung war sehr aufwendig beschafft worden. Am Thema interessierte Marktbuden-Betreiber hatten sich ebenfalls um eine zeitgemäße Dekoration bemüht.

Bestimmt hat das Märchen „Stroh zu Gold“ in Puppenspielversion von Katharina Randel tatsächlich die Herzen erweitert, wie es auf dem Festplakat angekündigt war. Sicher waren die altehrwürdigen Saitenspiele von Frank Pschichholz und Ulla Hoffmann für die Besucher großartig.

Noch vieles zu erfragen

Ein Fest dieser Art will den Verständnishintergrund für „Lessingsche Lebenswelten“ liefern. Zum Glück gibt es da noch vieles zu erfragen. Wie erlebte Lessing das Miteinander von Deutschen und Sorben, so unmittelbar vor seiner Haustür? Was könnte er daraus entdeckt haben? Mit welchen Lausitzer Zeitgenossen besuchte er die Meißner Fürstenschule? Was hat ihm Kamenz, seine Heimatstadt, zu Lebzeiten bedeutet? Wie müsste man zusammenleben, damit Lessing eine Einladung in unseren Tagen wahrnehmen würde?

Es gibt keinen besseren Ort und auch kein besseres Fest, um den Antworten auf diese Fragen näher zu kommen. Den unterschiedlichen Dingen des „Lessingschen Lebens“ in ihrer Zeit zu begegnen ist ein wunderbarer Ansatz, der noch viele Sichtweisen auftut.

Besonders weil sich mit Instrumental-Musik, Theaterspiel und Chorgesang vielfältige Möglichkeiten ergeben, der Gefühls-Architektur des großen Aufklärers Beachtung zu zollen. Von der sprechen seine in Sandstein gehauenen Kernsätze im Museums-Rund. Auch von ihnen geht jene Hoffnung aus, die man im Zeitalter der Kriege- und Auseinandersetzungen unserer Tage braucht. Auch um seinen eigenen Frieden zu finden.

Lessing ist im Kamenzer Hier und Heute allgegenwärtig. Doch ist er auch angekommen? Wenn er sich in den Spielen der Bürger seiner Geburtsstadt wiederfindet, wenn sich seine Weisheiten im Leben der Menschen dieser Stadt wiederentdeckt, dann kann jeder spüren, wie aktuell Lessing in seiner Geburtsstadt ist. Das Festprogramm könnte dies besonders verdeutlicht haben! Auch wenn es in diesem Jahr ein wenig kleiner war als sonst.