Putzkaus Italiener hat Pläne

Neustadt/Putzkau. Punkt 12 Uhr mittags, am 31. Juli 2019, lagen der Neustädter Stadtverwaltung die Bewerbungen um die leeren Restaurants in der Neustadthalle vor. Rund vier Monate lang lief eine Ausschreibung, bei der sich erfahrene Gastronomen um die Weiterführung der „Kugel“ und des „Schützenhauses“ bewerben konnten. Wer sich beworben hat, verrät die Stadtverwaltung nicht. Die Stadträte haben das Vorrecht, die Bewerbungen zu sichten und dann den neuen Betreiber zu bestimmen.
Wie SZ-Recherchen ergaben, befindet sich unter den Bewerbern auch ein bekanntes Unternehmen aus Schmölln-Putzkau, keine zehn Autominuten von Neustadt entfernt. Dabei handelt es sich um das italienische Restaurant „Al Pinno Verde“, das expandieren will und das geschlossene „Schützenhaus“ übernehmen möchte. „Brennend und liebend gerne möchte ich original italienische Speisen und Getränke in der Neustadthalle anbieten“, sagt Hadis Bajrami vom Familienunternehmen aus Putzkau. Bereits jetzt kämen viele Neustädter in das Restaurant, das zugleich als „Grüne Tanne“ bekannt ist, erzählt Hadis Bajrami: „Die Leute hatten oft gefragt, ob wir nicht auch in Neustadt ein Restaurant aufmachen könnten, und ja, nun versuchen wir es.“ Sogar eine Speisekarte habe er bereits vorbereitet und den Unterlagen zur Bewerbung für die Neustadthalle zugefügt, erklärt der Gastronom.
Ein weiteres italienisches Restaurant könnte in Neustadt etwa mit dem „Pizzapuzzle“, einem Bistro auf der Wilhelm-Kaulisch-Straße, konkurrieren. Ob eine solche Konkurrenzsituation bei der Entscheidung der Stadträte eine Rolle spielen würde, bleibt zunächst offen. Es gibt noch einen zweiten Aspekt, der ebenfalls von großem Gewicht sein dürfte: Gibt es einen geeigneten Bewerber, der auch die „Kugel“ mit der dazugehörigen Bowlingbahn will? Bajrami jedenfalls interessiert sich lediglich für das „Schützenhaus“. Aber die Stadtverwaltung sucht auch für die anderen leer stehenden Räume dringend einen neuen Betreiber. Da kann man gespannt sein, wie die anderen Angebote aussehen.
Der Stadtrat wird voraussichtlich in seiner Sitzung im Oktober 2019 über die Vergabe entscheiden, teilt Hauptamtsleiterin Anja Schneider mit. Weitere Auskünfte werden in dem laufenden Verfahren nicht erteilt. Also werden die Neustädter voraussichtlich im Spätherbst erfahren, wer letztlich die Gastronomie in der Neustadthalle künftig betreiben wird. Dass die Stadträte eine echte Auswahl haben werden, davon darf ausgegangen werden. Bereits im Juni sagte Neustadts Bürgermeister Peter Mühle (NfN) im SZ-Gespräch: „Es haben sich schon einige Gastronomen gemeldet. Eine genaue Anzahl möchte ich nicht nennen, aber es waren mehr als drei, die sich die Räume bereits angeschaut haben.“

Hintergrund von Schließung und Neuvergabe sind die Verluste, die von der Gastronomie im Haus produziert worden waren. In den vergangenen Jahren mussten Neustadts Steuerzahler immer wieder die sechsstelligen Minusbeträge ausgleichen. Das „Schützenhaus“ und die „Kugel“ hatten seit vielen Jahren keine Gewinne erzielt. Das war aber erst 2015 aufgefallen. Zunächst sollte es ein neuer Geschäftsführer richten, der aber an der Aufgabe scheiterte. Er musste 2018 gehen.
Die Neustadthalle wird von der Neustadthalle Veranstaltungs GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadt, betrieben. Der Stadtrat hatte 2018 die Ausgliederung der Gastronomie aus der Gesellschaft beschlossen, um nicht noch weitere Verluste anzuhäufen. Beide Restaurants sind seit mehreren Monaten geschlossen. Einigen Mitarbeitern wurde betriebsbedingt gekündigt, andere verließen die Einrichtung von sich aus oder gingen in den Ruhestand.
Seit März 2016 führt Celi Bajrami mit seiner Familie das auf halbem Weg zwischen Bischofswerda und Neustadt gelegene „Al Pinno Verde“. Das Restaurant hat sich in der Region etabliert. Bis aus Sebnitz, Kamenz, Bautzen, zum Teil sogar aus Dresden kommen die Gäste nach Putzkau. Unter der Woche läuft’s eher ruhig, sagt Celi Bajrami. Doch am Wochenende ist das Haus voll. Der Chef kocht selbst, gemeinsam mit seinem Neffen Ardian. Mehr als 80 Vor- und Hauptspeisen stehen auf der Karte: Antipasti, Salate, Pizzen, Fleisch- und Fischgerichte. Bei dieser Vielfalt hält sich Celi Bajrami mit einer speziellen Empfehlung zurück. Wer danach fragt, dem würde er „eine Überraschung aus der Küche“ anbieten. Auch wer sich zwischen Fisch und Fleisch nicht entscheiden kann, dem kann geholfen werden. Auf Wunsch wird beides mit den dazugehörenden Soßen serviert. Der Seniorchef kam vor 27 Jahren aus Mazedonien nach Deutschland. Sein Sohn Hadis lebt seit fast zehn Jahren hier. Er arbeitet seit sechs Jahren in der Gastronomie; und war auch schon ein Jahr lang als Kellner in Italien tätig.