SZ +
Merken

Putzlappenallergie steigert sich zur aggressiven Putzneurose

Als Frau hat Andrea Kulka nichts gegen Männer, aber einige Wahrheiten mussten in Ludwigsdorf einfach mal raus.

Teilen
Folgen

Von Steffen Gerhardt

Es war kein leichter Abend für das männliche Geschlecht am Freitag in der Kunstmühle in Ludwigsdorf. Stand doch dort eine Emanze auf der Bühne, die ihre Neurosen wie spitze Pfeile ins Publikum schoss und dabei meist die Männer traf. Als „Polithäß“ zockte sie zunächst nicht nur die männlichen Falschparker ab und klatschte ihnen ein Knöllchen auf die Brust.

Ja, sie hatten schon zu leiden, die Männer im besten Alter, die sich eigentlich einen gemütlichen Abend mit ihren Frauen in der Kunstmühle machen wollten. Doch der bunte Strauß Neurosen hatte es in sich, den Andrea Kulka mit ihrer zum Flirten weniger begabten, aber unglaublich musikalischen Frau Urbschat in dem gleichnamigen Kabarettprogramm unter das Publikum brachte. Als Politesse noch auf Ordnung beim Verkehr bedacht, mutierte Andrea Kulka wenig später zur turbogeilen und temposüchtigen Kraftfahrerin, die sich zu den „anonymen Überholikern“ zählt.

Schweißtreibende Stinkelaune

Raus aus der Uniform und hin zum Therapeuten, denn dort lag eine gewisse Kerstin Brettschneider auf der Ledercouch mit den Symptomen einer aggressiven Putzneurose zweiten Grades. Diese geht mit einer Stinkelaune und Schweißausbrüchen einher, sobald sie einen Putzlappen sieht.

Doch damit nicht genug, die einzelnen Kabarett-Nummern steigerten sich in dem zweistündigen Programm zusehends und wurden von einem begeisterten Publikum mit vielen Lachern und starkem Beifall weiter in die nächste Runde getrieben. Zwischendurch drückte Frau Urbschat immer wieder ihr Knopfakkordeon und durfte sogar mal ein Solo spielen, was eine besondere Leistung neben der wortgewandten Andrea Kulka war. Erstickte sie doch jede Widerrede schon beim Luftholen.

Büchsendienst beim Bund

Nur gut, dass sich die Kulka als geborene Rampensau öfters umziehen musste, was natürlich ihr „kleiner Bühnensonnenschein“ am Akkordeon ausnutzte. Militärisch zackig meldete sich Frau Kulka zum „Büchsendienst“ bei der Bundeswehr zurück. Hierbei erklärte sie, warum sie den Dienst im Glied dem am Glied vorziehe, denn sie sei Soldatin und keine Prostituierte.

Zur Hochform lief Andreas Kulka als „Leihseniorin“ von der Agentur „Rent a Rentner“ auf. „Mich können Sie verleihen, verleasen, verlosen und sogar rubbeln“, bot sie ihre Dienste dem Publikum an. Ihre jüngsten Jobs waren dabei Geisel bei einem Banküberfall zu sein und als Crash-Dummy gegen eine Wand gefahren zu werden – mit der Erkenntnis, endlich mal wieder alle Knochen zu spüren.

Somit kratzten beide Künstlerinnen nicht nur am Ego der Männer, sondern pflegten beharrlich ihre Neurosen und Zipperlein, von denen das Publikum nicht genug abhaben konnte. Und so wurde zum Schluss der Sinatra-Klassiker „My way“ zu einer Ode der monatlichen Gebrechen im Alter bis hin zur Erkenntnis: „Der kleine Zeh tut mir erst im Mai weh“.

Weitere Veranstaltungen in der Kunstmühle: 16.12. „Weihnachten im Sitzen“ mit der Top Dog Brass Band, 19Uhr; 18.1. Jazzpolka mit der Jindrich Staidel Combo, 20Uhr; 23.2. Ukrainischer Abend mit Trachtengruppe und originaler Küche, 20Uhr.