Von Nora Domschke
Zuerst kommt der Quark auf die Leinwand. Mit einem Spachtel verteilt Claudia Meusel die weiße Masse gleichmäßig, während Josephine Hammer eine leuchtend blaue Farbtablette mit dem Sieb zerreibt. Dazu kommt ein Teelöffel rotes Farbpulver. Ein Kunstwerk entsteht, mit einfachen Mitteln wie Quark, Leinöl und Hühnereiern. Die beiden jungen Frauen bereiten eine Ausstellung des Kunstlabors vor, bei der die Arbeit und Forschung von künftigen Grundschullehrern vorgestellt wird.
Zwischen fünf und 15 Studenten experimentieren pro Semester in den beiden Kellerräumen der Fakultät für Erziehungswissenschaften am Weberplatz. Dozentin Claudia Meusel hilft den angehenden Pädagogen zwar bei ihren Aufgabenstellungen – tatsächlich aber steht das Experiment im Vordergrund. „Wir probieren hier gemeinsam ganz unterschiedliche Mal- und Zeichentechniken aus, die dann später im Unterricht mit den Grundschülern angewendet werden können.“
Dabei entstehen ganz neue Ideen, etwa das Basteln mit Alltagsmüll. Dafür bringt jeder Student leere Verpackungen mit, die er über eine Woche gesammelt hat: Pizzakartons, Waschmittelflaschen, Joghurtbecher. Experimentiert wird auch mit Lebensmitteln, Textilien, Papier und Materialien aus der Natur wie Tannennadeln oder Strohhalmen. Damit können zum Beispiel Malwerkzeuge hergestellt werden. Richtige Laborarbeit ist indes das Schöpfen von Papier – da kommt auch schon einmal Spinat zum Einsatz – und das Mischen von Farben mithilfe von Pigmenten. „Die stecken zum Beispiel in ganz normalen Küchengewürzen“, erklärt Claudia Meusel. Dieses Wissen kann für einen Grundschullehrer in der Praxis ganz hilfreich sein, denn für die Arbeit im Kunstunterricht steht an den Schulen oft nur wenig Geld zur Verfügung. „Da kommt es auf Kreativität und Erfindungsgeist an.“ Das will die junge Frau ihren Studenten anhand dieser Übungen mit auf den Weg geben.
Sie selbst hatte vor zwei Jahren die Idee für das Kunstlabor. Es soll einerseits Atelier für die Pädagogikstudenten sein, in dem sie sich künstlerisch erproben können. Andererseits sind die Räume eine Art Lernwerkstatt. Dabei geht es auch um die theoretischen Grundlagen: Wie vermittelt der Lehrer jungen Schülern Kunst, wie eignen sich Kinder bestimmte Techniken an, wie funktionieren Spiel und Kunst in diesem Alter?
Deshalb müssen Meusels Studenten ihre Arbeit in einem Laborbericht dokumentieren. Nicht selten entwickeln sich spannende Diskussionen aus den einzelnen Forschungsprojekten, sagt Josephine Hammer. So sei längst nicht jeder davon überzeugt, im Unterricht mit Müll oder Lebensmitteln zu arbeiten.
Die 30-Jährige studiert im vierten und fünften Semester Lehramt für Deutsch und Kunst und unterstützt Meusel bei ihrer Arbeit im Kunstlabor. Besonders interessant findet sie das Thema Graffiti und Street Art. Dann geht die Laborgruppe auch mal in die Dresdner Neustadt, sucht nach Kunst im öffentlichen Raum und diskutiert darüber.