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Quer durch den Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz

Eine Wanderung von reichlich 18 Kilometern gibt Aufschluss über verfallene Dörfer, Schlagbäume und den letzten Luchs aus Böhmen.

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Von Heinz Strohbach

Wir folgen auf dieser Route teilweise alten Wegen, die schon vor Jahrhunderten von den Menschen aus wirtschaftlichen Gründen genutzt wurden. Beginnen wollen wir sie an der Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf.

Wir wandern zunächst mit der Markierung grüner Punkt und biegen nach zirka 500 Metern links auf die Höll- oder Zollstraße in Richtung Kirnitzschtal ab. Es handelt sich bei dieser Wegstrecke um einen alten Wirtschaftsweg der Böhmisch- Kamnitz mit Bautzen verband. Ursprünglich war der damals regierende Kurfürst Georg der Bärtige nicht mit dieser Verbindung einverstanden. Doch schon ein Jahr später, 1525 erfolgte die Einrichtung einer Zollstelle. Transportiert wurden damals besonders Gerste, Hopfen, Eisen und Garn.

Nur noch Mauerreste

Nach einigen Kehren kommen wir auf den Höllweg und biegen rechts in ihn ein. Schnell ist der Kirnitzschtalweg erreicht und links einbiegend wechseln wir auf dem offiziellen Wandergrenzübergang vom sächsischen in den böhmischen Nationalpark. An dieser Stelle befand sich noch bis 1945 die kleine Ortschaft Hinterdittersbach (Zadny Jetrichovice) mit der bereits erwähnten Zollstation. Die gern besuchte Kirnitzschschänke, ein Forsthaus und der Hof der Familie Ritschel komplettierten die Enklave. Nach der Vertreibung der deutschen Besatzer 1945 verfielen die Gebäude immer mehr und heute finden wir nur noch einige Mauerreste der ehemaligen Siedlung. 1729 zogen auf dieser Verbindung 120 000 preußische Soldaten unter dem Befehl des Generals Möllendorf nach Böhmen.

Der letzte Luchs

Unsere Wanderung Richtung Mezni Louka (Rainwiese) folgt jetzt dem grünen Strich. Es ist die alte Böhmerstraße nach Hohenleipa. Doch schon nach einem knappen Kilometer trennen wir uns von ihr und laufen jetzt im Hluboky dul, dem Treppengrund, weiter. Zirka 50Meter nach der Abzweigung ergibt sich die Möglichkeit, ohne Markierung den historischen Luchsstein im Großen Ziegengrund an der Grenze aufzusuchen. Dies bedeutet eine Verlängerung des Weges von reichlich zwei Kilometer. Vaclav Klumpar beschreibt im Rother-Wanderführer (Böhmische Schweiz, Ausg. 2004) den Weg sinngemäß so: Wir biegen westwärts in den Strelecko dolina (Schießgrund) ein und danach, nach knapp 50 Metern, auf den Forstweg nach rechts in das Lindengründel. Vom Kammsattel geht es 20 Meter nach rechts und auf einem deutlichen Steig hinunter in den Ziegengrund. Wir laufen geradeaus bis zur Staatsgrenze (Grenzstein 4) und links an der Grenze entlang. Nach der Einmündung des Kleinen Ziegengrundes sind es noch knapp 200Meter. Rechts am Hang hinter Fichten finden wir den Stein mit einem Luchs und der Inschrift:

„Allhier habe ich Joh. Gottf. Puttrich, Königlicher Förster aus Hinterhermsdorf, einen Luchs mit einem Selbstschuß erlegt. ao (anno,d.V.) 1743“. Dies war der letzte Luchs auf sächsischen Gebiet. In Böhmen sind sie 1785 ausgestorben. Luchse waren früher sehr zahlreich. Der sächsische Kurfürst Johann Georg II. schoss in seiner Regierungszeit noch 191 Luchse! Böhmische Naturschützer haben durch eine Fotofalle schon wieder einen Luchs erfasst. Wenn es nicht die ausgebüchste Sindy aus Bad Schandau -Ostrau war, ist der Luchs wieder da.

Zunächst eben, später leicht ansteigend, geht es im auch als Radweg 3030 ausgewiesenem Treppengrund vorwärts. Später biegt unser Weg rechts von der ehemaligen Straße ab, steigt etwas an und mündet dann in den Schlafgrund, der in den Donnergrund leitet und südwärts nach Rainwiese strebt. Jetzt ist Gelegenheit, sich mit Speise und Trank zu stärken.

Von April bis Oktober besteht für müde Wanderer die Gelegenheit mit dem Bus nach Hrensko zu fahren. (Fortsetzung folgt)