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Wie eine 92-Jährige das Coronavirus besiegt

Erna Kästner war die erste Patientin auf der Infektionsstation der Asklepios Klinik Radeberg. Sie verbrachte fünf schwierige Wochen dort.

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Erna Kästner kurz vor ihrer Entlassung in der Asklepios Klinik in Radeberg: Rund fünf Wochen lag die 92-Jährige auf der Infektionsstation. Sie war dort die erste Patientin.
Erna Kästner kurz vor ihrer Entlassung in der Asklepios Klinik in Radeberg: Rund fünf Wochen lag die 92-Jährige auf der Infektionsstation. Sie war dort die erste Patientin. © Asklepios

Radeberg. Es war ein Abschied, über den sich die Mitarbeiter der Asklepios-ASB Klinik in  Radeberg ganz besonders gefreut haben: Erna Kästner konnte das Krankenhaus verlassen. Fünf Wochen hatte die 92 Jahre alte Frau in dem Krankehaus verbracht, die meiste Zeit davon auf der Infektionsstation. Dann hatte sie Corona besiegt. 

Alles begann Ende März mit einem Besuch ihres Hausarztes. Nach typischen Symptomen hatte er sie auf Sars-CoV-2 getestet. Das Ergebnis: positiv. Die alte Dame hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Die Beschwerden nahmen zu, sie wurde in das Radeberger Krankenhaus eingeliefert. „Frau Kästner ging es sehr schlecht, als sie zu uns kam“, erzählt ihr behandelnder Arzt Andreas Kupke. Erna Kästner wurde als erste Patientin überhaupt auf die damals neu eingerichtete Infektionsstation für Corona-Erkrankte gebracht. Bei ihr wurde eine Lungenentzündung diagnostiziert, verbunden mit hohem Fieber bis 40 Grad Celsius. „Die Patientin hatte außerdem Kreislaufprobleme, wollte nichts essen und trinken, war zudem verwirrt. Die Situation stellte sich als sehr ernst dar“, sagt Andreas Kupke rückblickend. 

Die 92-Jährige musste mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden. „Außerdem wurde unter anderem Fieber senkende Arznei verabreicht. Leider können wir bei der Infektion mit Sars-CoV-2 lediglich die Symptome behandeln. Ein spezielles Medikament oder eine Impfung gegen das Coronavirus gibt es je leider noch nicht“, sagt Florian Rupp, Geschäftsführer der Asklepios Klinik.

Nach gut einer Woche dann die Wende: „Frau Kästner reagierte zusehends auf unsere Ansprache, ihr Zustand stabilisierte sich“, erinnert sich der Arzt. Die Patientin wurde von Tag zu Tag agiler und war kurz vor ihrer Entlassung sogar schon wieder mit dem Rollator unterwegs. Eine große Freude für das Personal der Klinik. 

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Erna Kästner selbst erinnert sich mit bangem Gefühl an die ersten Wochen ihrer Erkrankung. „Mir ging es anfangs wirklich mies. Es ist toll, wie die Leute hier im Krankenhaus das wieder hingekriegt haben“, sagt sie. Große Angst hätte sie zu Beginn gehabt. „Jetzt bin ich dankbar, dass ich es überstanden habe.“ Die Patientin selbst hatte daran einen großen Anteil, sagt Andreas Kupke. „Sie war sehr willensstark und gab nicht auf. Das haben wir immer gespürt.“ Schlimm war für Erna Kästner, dass ihre Angehörigen sie auf der Infektionsstation nicht besuchen konnten. Krankenbesuche sind durch die Corona-Pandemie derzeit nicht möglich. „Meine Tochter wohnt in der Nähe, sie hätte ich gern gesehen. Aber das ging leider nicht“, sagt Erna Kästner.

Ihre Tochter, Claudia Bretschneider, besuchte ihre Mutter erst am Ende ihres Klinikaufenthalts, musste aber Abstand halten. Ins Zimmer durfte sie nicht. Beide konnten sich nur über das offene Fenster unterhalten. „Wir haben einige Zeit miteinander gesprochen, und ich war glücklich zu sehen, dass es meiner Mutter gut geht“, erzählt sie. Ihr Bruder und sie hätten sich alle zwei Tage nach ihrer Mutter erkundigt. „Ihr Arzt hat uns immer alles sehr gut erklärt. Das hat geholfen.“

Erna Kästner ist mittlerweile zurück in ihrem Zuhause, einem Pflegeheim in Hohenstein. Dort kümmern sich nun alle darum, dass sie sich weiter erholt. Auch ihre Tochter konnte sie schon wiedersehen – zu einem kleinen Plausch auf Abstand von der Terrasse herunter. 

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Unterdessen sind die Patientenzahlen in der Infektionsstation in der Asklepios-Klinikauch weiter rückläufig. Lediglich zwei Covid-19-Patienten werden derzeit noch in dem Krankenhaus behandelt. „Über die Entwicklung sind wir natürlich froh“, erklärt Kupke. Nun müsse man sehen, wie sich die Corona-Zahlen in Sachsen in den kommenden Monaten weiterentwickeln.

Insgesamt ist die Zahl der Corona-Infektionen im Landkreis Bautzen bis zum Mittwochnachmittag leicht auf 475 gestiegen. Das ist eine Zunahme von sechs Infektionen. Nach Angaben des Landratsamtes ist ein weiterer Patient gestorben. „Den Angehörigen und Bekannten der Verstorbenen gilt mein tief empfundenes Beileid“, sagt Landrat Michael Harig (CDU). 

Bislang sind 16 Patienten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im Landkreis gestorben. Derzeit  werden 13 positiv getestete Personen in einer Klinik behandelt. Zwei Fälle haben einen schwerer Verlauf. Dagegen haben 347 Patienten ihre Infektion bereits  überstanden. Die Zahl der Neuinfektionen der letzten sieben Tage liegt im Landkreis bei 36. (SZ/td)

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