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Radeberg bleibt weiterhin Mittelzentrum

Der Entwurf des neuen Landesentwicklungsplans für Sachsen hatte politisches Dynamit zu bieten: Die Staatsregierung plante, 34 Städten den Status Mittelzentrum abzuerkennen. Auch Radeberg wäre davon betroffen gewesen. Der Gegenwind war heftig, jetzt scheint die Regierung einzulenken.

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Von Jens Fritzsche

Radeberg / Dresden. Radebergs Stadtoberhaupt Gerhard Lemm (SPD) hat wieder bessere Laune. Das war vor gut zwei Monaten anders. Damals hatte er den Entwurf für den neuen Landesentwicklungsplan für Sachsen auf den Tisch bekommen und war richtig sauer: Radeberg sollte seinen bisherigen Verwaltungs-Status als Mittelzentrum verlieren. So wie 33 andere Städte auch. Mittelzentren sollte es nach den Vorstellungen der Staatsregierung nur noch weitab der großen sächsischen Städte geben. Kamenz zum Beispiel sollte weiterhin Mittelzentrum bleiben, Radeberg allerdings hätte seiner Nähe zu Dresden Tribut gezollt. Das wollte Lemm nicht unwidersprochen lassen. Dabei hatte die Landesregierung immer wieder betont, dass der Statusverlust zum Beispiel keinerlei Auswirkungen auf die Erteilung von Fördermitteln haben würde. Aber Lemm hatte dennoch massive Bauchschmerzen: Würde nämlich eine Art Rangliste zwischen gleichgroßen Städten, wie Kamenz und Radeberg, geschaffen, in der Kamenz dann vor Radeberg rangiert, „dann weiß ich doch, dass wir in Radeberg in unserer Entwicklung schlechtere Chancen bekämen als Kamenz“, findet Lemm. Die derzeit im Bau befindliche neue Dreifeld-Sporthalle habe Radeberg nämlich nur bekommen, „weil wir argumentieren konnten, dass das andere Mittelzentrum im Kreis – Kamenz also – auch solch eine Halle bekommen hat.“ An ein eigenes Haus für die Kreismusikschule in Radeberg, so wie derzeit schon in Kamenz vorhanden, wäre dann wohl ebenso wenig zu denken, wie an den Bau zum Beispiel einer Schwimmhalle, unterstreicht Lemm. Und: „Auf Dauer wäre auch die Finanzausstattung der herabgestuften Städte zurückgefahren worden, in Zeiten so knapper Kassen wie heute!“ befürchtet Gerhard Lemm.

Bürgermeisterrunde macht in Radeberg mobil

Und Lemm fand in den Bürgermeistern von Radebeul, Freital und auch dem Oberbürgermeister von Dresden lautstarke Unterstützer. Stadtoberhaupt Gerhard Lemm lud sie nach Radeberg ein und man fand eine gemeinsame Sprache. Gegenwind schlug der Regierung aber auch aus dem Landtag entgegen. Selbst die Mehrheitsfraktion der CDU war nicht der Meinung der christdemokratischen Regierung. Die Radeberger CDU-Landtagsabgeordnete Ingrid Petzold: „Die Reduzierung der Mittelzentren von 54 auf 20 erscheint aus Sicht der CDU-Fraktion zu restriktiv!“ Der für Städte wie Radeberg vorgesehen Status als „Siedlungsschwerpunkt“ werde der Bedeutung der betreffenden Gemeinden nicht gerecht.

Und so legte die CDU-Fraktion der Regierung nun zahlreiche Empfehlungen zur Änderung des Landesentwicklungsplans vor. So sollen viele bisherige Mittelzentren in der Nähe der Großstädte fortan den Status „Mittelzentren im Verdichtungsraum“ bekommen. Damit wird den „normalen“ Mittelzentren zwar immer noch der Vorrang vor diesen Städten eingeräumt, was die Entwicklungsmöglichkeiten anbetrifft, „aber sie können oberzentrale Einrichtungen beherbergen“, unterstreicht Ingrid Petzold.

Radeberg dürfte also auch weiterhin Mittelzentrum bleiben. Was natürlich stark zur Verbesserung der Laune von Bürgermeister Gerhard Lemm beigetragen hat. Er nimmt dabei einen Gutteil des Erfolgs für die vom Statusverlust bedrohten Städte für sich in Anspruch: „Der Vorschlag mit den Mittelzentren im Verdichtungsraum stammt ja im Prinzip von mir, ich freue mich, dass die CDU das so aufgenommen hat!“ Überhaupt findet er, dass man das Thema überparteilich diskutieren müsse. „Schließlich geht es hier um die Zukunft der betroffenen Städte, nicht um Parteiengezänk!“