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Als Hausarzt in Corona-Zeiten

Dr. Peter Bačar hat in Radeberg eine Praxis übernommen. Genau zu dem Zeitpunkt, als die Pandemie begann. Das hat sogar Vorteile, sagt er. Ein Porträt.

Von Thomas Drendel
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Dr. Peter Bačar ist der neue Hausarzt in der Praxis am Robert-Blum-Weg in Radeberg. Es gibt keinen schöneren Beruf, sagt er.
Dr. Peter Bačar ist der neue Hausarzt in der Praxis am Robert-Blum-Weg in Radeberg. Es gibt keinen schöneren Beruf, sagt er. © René Meinig

Radeberg. Das hat sich Dr. Peter Bačar anders vorgestellt. Im November schloss er mit seinem Vorgänger Henry Zenker alle Verträge. Im März übernahm er die Hausarztpraxis im Robert-Blum-Weg 6 in Radeberg. Alles lief gut. Alles war geregelt. Aber genau zu dem Zeitpunkt, als die Praxis das erste Mal unter seinem Namen öffnete, kam die Corona-Pandemie in Radeberg an. 

Plötzlich blieben die Menschen zu Hause, durften Krankschreibungen am Telefon erfolgen. "Ja, das war eine ungewohnte Situation, und sie hält ja immer noch an. Hier in der Praxis merke ich, dass weniger Patienten kommen, offenbar aus Furcht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus", sagt der 42-Jährige. Diese Furcht sei unbegründet, sagt der Mediziner. In der Praxis werde alles getan, um Patienten und Mitarbeiter zu schützen. "Wer sich krank fühlt, sollte zum Arzt gehen."

Ein positiver Effekt: Für alle Patienten, die jetzt zu ihm kommen, hat er mehr Zeit. "So kann ich sie besser kennenlernen. Oft ist es ja wichtig, die Vorgeschichte einer Erkrankung zu erfahren. Bei einer langen Warteschlange wäre das schwieriger." Auch kann Peter Bačar die Krankenakten jetzt genau studieren und seine Anmerkungen machen, wie er sagt. 

Patienten, die nicht in seine Praxis kamen und dennoch einen Krankenschein benötigten, hatte er kaum. "Es gab nur wenige, die von der Krankschreibung per Telefon Gebrauch machten, es waren insgesamt nur fünf. Überhaupt hatten wir wenige Infekte", sagt der Arzt. "Ein Patient, der in einem der Risikogebiete war und entsprechende Symptome aufwies, war nicht in meiner Praxis."

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Unüberhörbar ist bei dem Mediziner der osteuropäische Akzent. "Ja, ich komme aus der Slowakei. Dort habe ich in Košice studiert", erzählt der Familienvater. Zuvor habe er acht Jahre lang Deutschunterricht gehabt. Nach dem Studium nutzten er und seine Frau die Freiheiten in der EU. "Ich habe mich bei einem Krankenhaus in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern beworben und wurde angestellt." 

Allerdings erwies sich die nördliche Lage als nachteilig. "Damals haben wir noch sehr oft unsere Eltern in der Slowakei besucht. Ein sehr weiter Weg. So haben wir uns nach Arbeitsstellen etwas weiter südlich in Sachsen und Bayern umgesehen. Es wurde Sachsen."

Er ging ans Krankenhaus in Sebnitz und machte dort seine Facharztausbildung für Innere Medizin. Arbeiten im Schichtsystem, dazu zwei kleine Kinder. 

2013 verabschiedete sich Peter Bačar vom Krankenhausdienst und ging zu einem Unternehmen, das sich um Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit kümmert. "Dort habe ich dann meinen zweiten Facharzt in Arbeitsmedizin gemacht. Meine Kollegen und ich werden von Firmen beauftragt, für ein gesundes Arbeitsumfeld bei den Mitarbeitern zu sorgen, zu schauen, ob kein krankmachender Lärm herrscht, keine Haltungsschäden oder Ähnliches auftreten. Ein sehr schöner Beruf", sagt Bačar. "Ich habe dabei viele ganz unterschiedliche Firmen und Menschen kennengelernt." Dann aber kam ein Anruf von einem ehemaligen Kollegen. "Er bot mir an, mit ihm eine Hausarztpraxis in Bad Schandau zu eröffnen. Die habe ich dann mit ihm zusammen aufgebaut."

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Spätestens dann stand fest, was für ihn der ideale Beruf ist. "Es gibt nichts Schöneres, als Hausarzt zu sein. Man begleitet die meisten Patienten über mehrere Jahre. Oftmals sind es gleich mehrere Mitglieder einer Familie, mitunter sieht man auch die Kinder aufwachsen. Eine wunderbare Erfahrung." 

Deshalb sah er sich bald nach einer eigenen Praxis um. In Radeberg wurde er fündig. Sein Vorgänger, Hausarzt Henry Zenker, orientierte sich beruflich um. "Ein Glücksfall, dass ich die Praxis übernehmen konnte", sagt Peter Bačar.

Allerdings gibt er sein zweites Fachgebiet, die Arbeitsmedizin, nicht ganz auf. "Ich nehme weiterhin Aufträge von Firmen an. Außerdem mache ich Eignungsuntersuchungen, wie sie bei bestimmten Berufen notwendig sind. Berufskraftfahrer brauchen beispielsweise ein Attest, um den Führerschein zu verlängern. Die notwendige Untersuchung erledige ich in meiner Praxis."

Eins kann er sich jetzt nicht mehr vorstellen: noch einmal umzuziehen. "Ich habe ja in den vergangenen Jahren in mehreren Städten gewohnt. Nach jedem Umzug muss man sich neu einleben, Freunde finden, auch für die Kinder ist es nicht einfach", sagt Bačar. "In der Slowakei wird gesagt, dreimal umziehen, das ist wie einmal abbrennen. Da ist etwas Wahres dran." 

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