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Radeberger Labor testet Corona-Wirkstoffe

Die CUP Laboratorien prüfen die Qualität der Substanzen. Firmenchef Dirk Freitag-Stechl spricht von der besonderen Arbeitsatmosphäre in diesen Zeiten.

Von Thomas Drendel
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Melanie Janich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Firma CUP Laboratorien Dr. Freitag, prüft eine Flüssigkeit.
Melanie Janich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Firma CUP Laboratorien Dr. Freitag, prüft eine Flüssigkeit. © Archivfoto: Steffen Unger

Radeberg. Mit Hochdruck arbeiten Forscher an Wirkstoffen, mit denen der Virus Sars-Cov-2 bekämpft werden kann. Zahlreiche Pharma-Unternehmen in den USA, China, Deutschland und anderen Ländern konzentrieren sich auf die Entwicklung einer wirksamen Substanz. Involviert ist in diese Suche die Radeberger Firma CUP Laboratorien Dr. Freitag. „Wir sind dabei eine Art Qualitätsprüfer“, sagt Inhaber Dr. Dirk Freitag-Stechl. Das Unternehmen im Gewerbegebiet an der Pillnitzer Straße testet für Arzneimittelhersteller Proben. Die Mitarbeiter überprüfen, ob die Wirkstoffe in der notwendigen Reinheit vorhanden sind, ob es mikrobielle oder chemische Verunreinigungen gibt. „Darunter sind Substanzen, die im Zusammenhang mit Sars-Cov-2-Medikamenten entwickelt wurden“, sagt er.

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Nach Angaben des Verbandes der Forschenden Pharma-Unternehmen vfa haben sich zahlreiche große Hersteller zusammengeschlossen, um ein Medikament oder einen Impfstoff zu entwickeln. Darunter sind Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Merck, Novartis, Pfizer und Sanofi. Ob die Radeberger für eins dieser Unternehmen arbeitet, sagt Dr. Freitag-Stechl nicht. „Da sind wir zu Stillschweigen verpflichtet.“ Er beschreibt die Zusammenarbeit zwischen Herstellern, den Behörden und seiner Firma als momentan sehr intensiv. „Es gibt gerade eine enge Abstimmung, alle sind sich der Verantwortung bewusst, die die Pandemie mit sich bringt.“ 

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Auch wenn niemand weiß, wann ein Medikament vorliegt, eine Lehre kann aus der Pandemie schon jetzt gezogen werden, sagt er. „Wir sollten uns bei kritischen Medikamenten nicht auf andere Länder verlassen und wichtige Entwicklungen in Deutschland oder der EU vorantreiben. Die Auslagerung der Produktion auf andere Kontinente ist gerade in so einer Krisensituation nicht hilfreich.“ Die momentanen Reisebeschränkungen behindern die CUP-Mitarbeiter kaum, wie der Inhaber sagt. „Wir haben glücklicherweise in den Monaten vor der Corona-Krise in leistungsfähige Konferenztechnik investiert. Meine Mitarbeiter können über spezielle Server in hoher Qualität miteinander kommunizieren“, sagt er. Unter anderem wurden spezielle Dokumenten-Kameras angeschafft, mit denen die Arbeit im Labor genau verfolgt werden kann. „Wir waren uns sicher, dass diese Art der Kommunikation zunehmen wird, dass sie aber so schnell und so dringend notwendig wird, konnte niemand ahnen.“

Neben der eigentlichen  Arbeit versucht CUP Laboratorien, in Radeberg zu helfen. „Kurz nach dem Ausbruch der Corona-Infektionen im Alten- und Pflegeheim hat mich der Oberbürgermeister angerufen und gebeten, mit Schutzkleidung auszuhelfen.“ Im Heim fehlten vor allem Schutzkittel. Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe waren unter anderem über das Landratsamt geliefert worden, Kittel jedoch lange nicht zu bekommen. „Durch unsere Arbeit hatten wir Kontakt zu Lieferanten und konnten so die ersten 50 Stück an das Pflegeheim übergeben.“ Überhaupt bescheinigt der Firmenchef der Stadt und insbesondere dem OB ein gutes Krisenmanagement. „Die Verwaltung  versucht, mit allen Mitteln dem Ausbruch zu begegnen. Über dieses  große Engagement bin ich sehr froh.“

Zuletzt hatten die CUP Laboratorien im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Ende November wurde an der Carl-Eschebach-Straße ein Anbau eingeweiht. Dort werden Radiopharmaka geprüft, die vor allem in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Das können Medikamente sein, die beispielsweise bei Brustkrebs injiziert werden. Tumor und Metastasen können so sichtbar gemacht werden. Es ist das erste Labor dieser Art weltweit. Mitarbeiter untersuchen auch in dem Bereich, ob in den Medikamenten auch drin ist, was von den Herstellern angegeben wurde, und das in der notwendigen Qualität und Dosierung. 1,5 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert. Etwa einhundert Proben werden hier pro Tag einmal getestet. 

Seit fast elf Jahren ist das Unternehmen im Gewerbegebiet beheimatet. Damals kaufte der junge Unternehmer ein Areal. 2009 zog CUP ein.Bereits 1991 hatte sich die Mutter des jetzigen Firmenchefs in Ullersdorf mit einem Analyselabor selbstständig gemacht. Er selber ging nach der Promotion an der TU Dresden zum Chemieunternehmen Henkel nach Düsseldorf. 2008 übernahm er das kleine Labor mit damals acht Mitarbeitern. Die Firma gewann immer mehr internationale Kunden. 2015 erfolgte eine Inspektion der F.D.A., der Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten. Damit war es einfacher möglich, auch für US-amerikanische Firmen zu arbeiten. Inzwischen hat das Labor 53 Mitarbeiter, weitere sollen dazu kommen. Der Umsatz kletterte stetig. 2008 waren es 600.000 Euro. Im vergangenen Jahr waren es rund vier Millionen Euro.

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