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Radebeul baut sich sein Luftbild-System

Bis 2012 will die Stadt ein Datennetz im Computer haben, auf dem Grundstücke, Straßen und Bäume erkennbar und beschrieben sind.

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Von Peter Redlich

Google Earth, das System des Suchmaschinenbetreibers, auf dem sich jeder nach Lust und Laune aus einem Luftbild seine Straße oder sein Haus herauszoomen kann, ist weltweit bekannt. Weniger bekannt ist, dass sich auch Sachsens Kommunen ein ähnliches System aufbauen, nur noch viel tiefgehender. Zum Beispiel für Radebeul unter dem Namen Geografisches Informationssystem (GIS).

Rainer Klose und Daniel Zocher leisten bereits seit zwei Jahren die unendliche Daten-Sisyphos-Arbeit, um die Vorbereitungen dafür zu treffen. Klose hat das ganze System jetzt den Stadträten laienverständlich vorgestellt. Grundlage sind wie bei Google Earth Luftbildaufnahmen, die aus einem Flugzeug schon 2003 geschossen wurden. Auf diese Bilder wird ein Netz aus Flurstücken, Straßen und Wegen, Gebäuden, Bäumen und Grünanlagen gelegt. Klose und auch OB Bert Wendsche (parteilos) betonen, dass es sich hier ausschließlich um Daten handelt, die städtisches Eigentum betreffen oder ohnehin etwa im Grundbuchamt zugänglich sind.

Drin im System sind inzwischen Flurstücke mit ihren Daten, Baudenkmale, die Sanierungsgebiete, kommunale Straßen, Gebäude, Bäume und das Grünflächenkataster. Wenn ein Rathausmitarbeiter beispielsweise einen städtischen Straßenbaum anklickt, dann findet er dort Daten zum Alter, zum Gesundheitszustand und zur Pflege des Baumes. Auch Baugenehmigungen sollen so künftig wesentlich schneller bearbeitet und ausgereicht werden können.

Klose: „Bisher haben wir in der Verwaltung zweimal im Jahr zwei CD mit den neuen Flurstücksdaten bekommen und diese ins System übertragen. Künftig geschieht das laufend, so dass jederzeit der aktuelle Stand abrufbar sein wird.“ Ähnlich beim Erfassen der Bäume. In der Stadtverwaltung gibt es einen wetterfesten Laptop, mit dem Mitarbeiter unterwegs sind und direkt neben dem Baum stehend, Daten eingeben können.

Bis auf fünf Zentimeter genau werden etwa Grundstücksflächen erfasst, so dass der Bürger eine wirklich exakte Abrechnung seiner Gebühren – für Abwasser und Grundsteuern beispielsweise – bekommt. Die Stadtverwaltung erhofft sich, wenn das System Ende 2008 im wesentlichen steht, auch Kosteneinsparungen, schon weil Wege und Papier weniger nötig sind. Im sachsenweiten Verbund sollen obendrein Daten auch in Grenzregionen mit anderen Kommunen ausgetauscht werden können. Und im Jahr 2012 soll eine Bewertung des städtischen Vermögens aufgestellt sein.

Nicht jeder hat sofort Zugriff

Grünen-Stadtrat Rudolf Haas, der schon lange fordert, dass die Bäume in der Stadt erfasst werden, moniert, dass es bei dem jetzigen Tempo der Aufnahme noch Jahrzehnte dauern könne, bis alle 77000 Bäume im GIS drin sind. Er bekam zur Antwort, dass ja nur die städtischen erfasst werden. Auch Stadtrat Martin Schaarschmidt (Grüne) konnte auf seine Frage, ob denn jetzt bei einem Anruf im Rathaus, der Mitarbeiter sofort alle Daten zum Anrufer parat habe, beruhigt werden. Wendsche: „Nicht jeder Mitarbeiter hat auf alles Zugriff, und persönliche Daten sind sowieso nicht im System drin.“