Von Peter Redlich
Wer was in Dresden besprechen will, wovon nicht jeder wissen soll, der geht nach Radebeul. Die Kleinstadt einen Katzensprung von Zwinger und Staatskanzlei entfernt eignet sich bestens dafür. In dieser Woche waren die Scheichs aus Abu Dhabi hier, um ungestört mit Sachsen einen Pakt zu schließen. Mehrere Orte in Radebeul nutzen die Promis für solche Treffen.
Edel: Villa Sorgenfrei
Es gab Filet vom Wolfsbarsch auf gebratenen Pfifferlingen. Vorher waren die Sicherheitsleute mit Hunden da und haben die Büsche durchsucht. Alles, damit Waleed Al Mokarrab, Ibrahim Ajami und Exzellenz Khalifa Al Mubarak am Mittwochnachmittag mit Staatskanzleichef Johannes Beermann und Kultusminister Roland Wöller in Ruhe in der Villa Sorgenfrei tagen konnten. Die Villa Sorgenfrei hat nur eine Zufahrt, ringsum sind Mauern. Das passt.
Geschäftsführer in dem kleinen Nobelhotel inmitten der Weinberge ist Björn Zierow. Der umsichtige Wirt will eigentlich gar nicht über das Thema reden. Denn genau diese Diskretion sei es, weshalb Promis wie Tillich hierher kommen.
Da werde nicht selten von großen Firmen gleich die gesamte Anlage gemietet, damit keiner stören kann, wenn man sich bei mildem Sonnenschein fern von neugierigen Augen und Ohren in den parkartigen Garten zur Besprechung zurückzieht. Es würden täglich neue Speisekarten mit frischen Naturprodukten aufgelegt, wirbt der umsichtige Hotelchef.
„Gepflegte Ländlichkeit, zehn Minuten von der Landeshauptstadt entfernt, das mögen solche Gäste“, sagt Björn Zierow und lächelt verschwiegen.
Adlig: Wackerbarth
Die Geheimtreffen auf Schloss Wackerbarth sind legendär. August der Starke führte sie mit seinem engsten Vertrauten Reichsgraf Christoph August von Wackerbarth im 18. Jahrhundert ein. Unter dem Titel Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit wurde zwar auch reichlich gebechert, vor allem aber auch deshalb, um in gelockerter Atmosphäre, fernab von Hof und Höflingen, bei schwierigen Verhandlungen mit gelockerten Zungen zügig voranzukommen.
Vor zwei Jahren ist der große runde Tisch für solche Inkognito-Treffen wieder aufgestellt worden. Einer der ersten, der die Runde nutzte soll der damalige Sachsen-Premier Georg Milbradt gewesen sein. Aber auch die Chefs deutscher Auto-Edelmarken von Audi bis Porsche geben sich auf Schloss Wackerbarth gern ein Stelldichein.
Politisch: Goldener Anker
Sachsens ersten Ministerpräsident der Neuzeit, Kurt Biedenkopf, hat die Treffen im Hotel Goldener Anker in Kötzschenbroda eingeführt. Beinahe vierteljährlich fuhren hier die schwarzen Limousinen von Regierung oder CDU-Spitze vor, um bei sächsisch-deftiger Kost zu beratschlagen wie das Land zu führen sei. Seit die Biedenkopfs von Radebeul wegzogen, ist der Anker weniger gefragt.
Sportlich: Parkhotel
Eine gute Adresse fern von kreischenden Autogrammhaschern und neugierigen Reportern ist für Sportler und Schlagerstars das Radebeuler Parkhotel, das jetzt unter Radisson firmiert.
Bayern München war gerade hier, Matthias Reim und die russische Fußball-Nationalmannschaft und deren Manager schätzen das Hotel weg vom Dresden-Trubel, aber doch gleich daneben. Direktor Jan Burghardt: „Unsere Gäste, vor allem auch von großen Firmen, deren Manager mitunter mit Familie hier sind, lieben die Ruhe beim Spaziergang in den Weinbergen.“ Und alle zusammen mögen den ausgedehnten Wellnessbereich des Parkhotels. Hier schaue ihnen keiner aufdringlich nach. Radebeul sei dafür genau die richtige Adresse, so Burghardt.