SZ +
Merken

Radebeuler Bausünder vor Gericht

In Radebeul gibt es fast kein bezahlbares Grundstück mehr für Bauwillige. Und trotzdem werden die hiesigen Makler jede Woche bestürmt, etwas für Anleger oder Neuzuzieher zu beschaffen. Wer sich gar oberhalb...

Teilen
Folgen

In Radebeul gibt es fast kein bezahlbares Grundstück mehr für Bauwillige. Und trotzdem werden die hiesigen Makler jede Woche bestürmt, etwas für Anleger oder Neuzuzieher zu beschaffen.

Wer sich gar oberhalb der Meißner Straße zwischen den Weinbergen ansiedeln will, muss für großzügige Wohnungen mitunter eine halbe Million Euro aufbringen. Der Baudruck wächst und befördert Bausünden.

Radebeuls Chef vom Bauaufsichtsamt, Ulrich Schröder, muss mit seinen wenigen Mitarbeitern höllisch aufpassen, dass beispielsweise in den Weinberglagen nicht plötzlich Geräteschuppen zu ausgebauten Ferienwohnungen oder Weinlager zu Wohnvillen werden. Der Baufachmann aus dem Rathaus und seine Kollegen schlagen sich derzeit mit rund 200 laufenden Verfahren rum, bei denen gegen die Bauvorschriften verstoßen wurde. Mal ist es nur der kleine Anbau, mal sind es komplette Schwarzbauhäuser.

Richtig vor Gericht streiten müsse man sich derzeit mit etwa einem Dutzend Bürgern, die schwarz gebaut oder angebaut hätten, sagt Ulrich. Seine Mitarbeiter seien jedoch zweimal jede Woche auf Tour, um bestimmte Gegenden zu kontrollieren oder auch Hinweisen von Bürgern, meist Nachbarn, zu folgen.

Der nächste Abrissfall

Erst vor wenigen Monaten machte ein Urteil für Radebeul Furore, als am Birkenbruch, im Außenbereich und an der Grenze zur Gemeinde Moritzburg, ein ungenehmigt aufgestockter Wochenendbungalow wieder zum Teil abgerissen werden musste. Die Besitzer sind derzeit zähneknirschend zugange. Mittlerweile gibt es den nächsten Fall, der gerichtlich vor der Entscheidung stehe, so Schröder. Hier handele es sich sogar um einen Totalabriss. Weil das allerdings sogar zum Sozialfall werden könne, so der Amtsleiter, wolle er Namen und Hausnummer nicht nennen.

Kein Sozialfall, aber einer, der sich schon ein halbes Dutzend Jahre hinzieht, ist der eines Winzers am Augustusweg. Sein Gebäude zur Weinverarbeitung im Weinberg will dieser zum Teil als Wohnhaus umnutzen.

Die Stadt hält hier dagegen und hat vor Gericht eine Wohnnutzungsuntersagung erwirkt. „Wir kontrollieren regelmäßig, damit dagegen nicht verstoßen wird“, sagt der Chef der Bauaufsicht. Auch wenn er sich da bei einigen wenigen unbeliebt mache, so Ulrich. Dem Baudruck nachzugeben und weniger zu kontrollieren hieße, die Zerstörung der Weinberglandschaft zuzulassen. Peter Redlich