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Radebeuler Firma erhält Millionen für Forschung

In den Pharmalabors von Elbion tüfteln die Experten an völlig neuem Mittel gegen Krankheiten des Nervensystems.

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Von Peter Redlich

Unscheinbar und eher grau stehen die Gebäude mit dem blauen Schriftzug Elbion an der Meißner Straße zwischen Radebeul-West und -Mitte. Doch in dem Gebäude wird an bahnbrechenden Medikamenten geforscht.

„Es geht um das weltweit verbreitete Thema Schizophrenie“, sagt Ann De Beuckelaer aus der Elbion-Zentrale im belgischen Leuven. Das wirklich Neue bei den Radebeuler Forschern – sie wollen nicht einfach ein weiteres Mittel zur Milderung der Symptome der Nervenkrankheit entwickeln, sondern den ersten Wirkstoff, der die Ursache bekämpft.

Deal mit US-Pharmariesen

Einen Wirkstoff, den der amerikanische Pharmariesen Wyeth gern auf den Markt bringen möchte. Mit Elbion in Radebeul und Leuven haben die Amerikaner von Wyeth deshalb eine Vereinbarung geschlossen, nach der für die Forschung in Radebeul insgesamt in sieben Schritten rund 85 Millionen Euro gezahlt werden. Bernd Kastler, Chef von Elbion, nennt zwar die genaue Meilensteinsumme nicht, sagt aber, dass mit der Millionenzahlung die 40 Forscher und Laboranten in Radebeul gut über das Jahr kommen werden.

Eine Meilensteinzahlung gibt es von Wyeth immer dann, wenn ein Forschungsabschnitt wie vereinbart mit Ergebnissen abgeschlossen ist. Man sei jetzt soweit, dass es Substanzen gibt, die die Potenz haben, Grundlage für die gewünschten Wirkstoffe zu sein, sagt Elbion-Forschungschef Tom Kronbach.

2009 in die Kliniken

Ende 2008, Anfang 2009 sollen die Substanzen vorhanden sein, die bei Wyeth in die klinische Erprobung gehen können. Das wiederum dauere etwa fünf bis sechs Jahre. Danach möchte Wyeth das Mittel auf den Markt bringen. Elbion wäre dann außerdem am Umsatz beteiligt, so die Vereinbarung mit den Amerikanern, die Ende 2006 geschlossen wurde.

Der weltweite Markt für Mittel gegen Schizophrenie schlägt derzeit jährlich rund sechs Milliarden Euro um. Der Umsatz mit Medikamenten für Nervenkrankheiten ist wachsend und würde mit einem neuen Mittel gegen die Ursachen noch gehörig zunehmen, sagen Experten voraus. Nach Kastlers Schätzung sind allerdings auf der Welt etwa zehn weitere Unternehmen mit solchen Forschungen befasst.

Um sich nicht allein von Wyeth abhängig zu machen, ist der Elbion-Chef auf der Suche nach großen Pharmakonzernen, die mit Elbion kooperieren möchten. Bernd Kastler: „Wir haben in unseren Labors noch Potenzen, Substanzen zu entwickeln.“ Finanziert wird Elbion außerdem von Geldanlegern, die sich von den Ergebnissen der Radebeuler Forscher eine hohe Rendite versprechen.

Mittel gegen Alkoholkrankheit

Eins der Mittel, dass diese Hoffnung nährt, ist ein Wirkstoff gegen Alkoholabhängigkeit. Im vorigen Jahr hatte Elbion dies der französischen Forschungsfirma Drug-Abuse Sciences abgekauft und weiterentwickelt. Inzwischen befinde es sich in der klinischen Erprobung, sagt Kastler. Allerdings dauere es mindestens noch bis 2011, bis das Medikament auf den Markt gebracht werden könne. Dies allerdings wolle dann Elbion selbst tun und daran verdienen.