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Mehr Radeberger nehmen das Fahrrad

Corona-Krise: Das Fahrrad ist auch im Radeberger Umland zum Fortbewegungsmittel der Stunde geworden.

Von Rainer Könen
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Rolf Daehne saß viele Jahre als Grünen-Abgeordneter im Stadtrat von Radeberg. Er wünscht sich mehr Radwege.
Rolf Daehne saß viele Jahre als Grünen-Abgeordneter im Stadtrat von Radeberg. Er wünscht sich mehr Radwege. © Steffen Unger

Radeberg. Es ist selbst für einen passionierten Radfahrer wie Rolf Daehne ein noch ungewohntes Bild. Wer in diesen Tagen mit dem Rad im Radeberger Umland unterwegs ist, etwa auf dem zwischen Seifersdorf und Feldschlösschen gelegenen Radweg, wundert sich über die relativ hohe Menge der Radler. Und auch auf anderen Wegen und Straßen rings um Radeberg ist das Bild ähnlich. Der Grund: In Zeiten der Corona-Pandemie wird dem Bike in den ländlichen Regionen des Kreises mehr Platz eingeräumt. Was zum einen mit den verschärften Ausgangsbeschränkungen der letzten Wochen zu tun hat. Da stieg so mancher vom Auto aufs Rad um, auch weil man sich so ein wenig sportiv bewegen konnte. Zum anderen wuchs die Zahl Radfahrer, da man auf diese Weise dem Virus aus dem Weg gehen kann.

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Ein Umdenken durch Corona?

Was sagt jemand wie Rolf Daehne zu dieser Entwicklung? Der 53-jährige Radeberger, der viele Jahre als Grünen-Abgeordneter im Stadtrat saß, hat ja in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Aktionen initiiert, um die Zweirad-Mobilität in der Bierstadt anzuheben. Die in Radeberg, das hatte der ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) einmal ermittelt, bei rund zwölf Prozent liegt. Ein Wert, der in den vergangenen Wochen beträchtlich angestiegen sein dürfte. Glaubt auch Rolf Daehne. Durch die Corona-Krise habe ein Umdenken eingesetzt, hat er registriert. Nicht nur in Radeberg, sondern auch im Umland steigen mittlerweile mehr Menschen auf das Rad. Und das, obwohl das Radwegenetz alles andere als top ist. Zu begrenzt ist das Angebot. Radfahren auf dem Land hat bei den hiesigen Verkehrsplanern noch keine so starke Lobby. So zieht sich etwa die Realisierung des Radweges zwischen Arnsdorf und Wallroda bereits seit Jahrzehnten hin. Daehne, der in Radeberg das alljährliche Frühjahrs-Anradeln mitorganisiert, hofft insgeheim, dass bei den Kommunen künftig ein Umdenken stattfinden wird. Das man nun mehr in ein gut-funktionierendes Radwegesystem in den ländlichen Regionen investiert. 

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Verändert die Krise das Gewohnte?

Aber dazu, so Konrad Krause vom ADFC, müssten lokale Initiativen „unheimlich Druck“ machen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Der Geschäftsführer des sächsischen ADFC hat in diesen Tagen mit großem Wohlwollen festgestellt, dass „die Leute verstärkt aufs Rad als Fortbewegungsmittel setzen“. Die Corona-Krise werde, wenn sie vorbei sei, bei vielen sicher zu einem Bruch in den Mobilitätsgewohnheiten führen, ist sich Krause sicher. Heißt: Wird so mancher, der bisher aufs Auto gesetzt hat, künftig dem Rad den Vorzug geben. Was der Radeberger Rolf Daehne begrüßen dürfte. Der noch darauf hofft, dass das für den 10. Mai geplante Anradeln nicht wegen Covid-19 abgesagt wird. Daehne, der täglich mit dem Rad von Radeberg bis nach Dresden-Klotzsche zur Arbeit fährt, weiß um das Radfahr-Potential im Umland. Dabei ist die Ausgangslage für mehr Radverkehr auf dem Lande bundesweit eigentlich keine, die man als gut bezeichnen könnte. Eine vor drei Jahren durchgeführte Regierungsstudie „Mobilität in Deutschland“ ergab, dass sich im ländlichen Raum die Menschen für 70 Prozent ihrer Wege ins Auto setzen. Nur sieben Prozent der Fahrten absolvieren sie mit dem Rad.Dabei sei jetzt die Zeit, um etwas für den Radverkehr zu tun. Das finden sowohl ADFC-Geschäftsführer Krause als auch Rolf Daehne. „Eine gute Infrastruktur mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen ist der Schlüssel, um den Radverkehr auf dem Land voranzubringen“, sagt Daehne.

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