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Radikalschnitt im Poisental

Entlang der Straße wurden Weiden gestutzt und die Wiese umgepflügt. Doch der rabiate Eingriff in die Natur hat Gründe.

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Von Verena Weiß

Was ist denn dort passiert? Einige Autofahrer, die entlang der S 36 durch das Poisental pendeln, werden sich schon gewundert haben. Zwischen Freital und dem Ortseingang Wilmsdorf wurde gerodet. Nicht nur etliche Bäume am Waldrand scheinen den Kettensägen zum Opfer gefallen zu sein. Auch ein großes Wiesenstück, das zuvor noch grün daherkam, ist umgepflügt und gleicht nun eher einem braunen Acker als einer blühenden Frühlingswiese.

Was aussieht, wie ein radikaler Eingriff in die Natur, hat durchaus einen sinnvollen Hintergrund, wie man auf SZ-Nachfrage aus dem Pirnaer Landratsamt klarstellt. Genau gesagt: Hierbei handele es sich um eine Maßnahme im Interesse des Naturschutzes, die auch aus den Landesmitteln für Naturschutz finanziert werde, erklärt Bernhard Hachmöller, zuständiger Referatsleiter für Naturschutz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Dabei haben die Kopfweiden, die hier im Poisental wachsen, einen Pflegeschnitt erhalten. Außerdem wurden einzelne Baumweiden und Erlen entlang des Bachlaufes entnommen, um nicht nur den verbleibenden Kopfweiden, sondern auch dem Gewässer mehr Licht zu bieten. Durchgeführt wurden die Pflegemaßnahmen entlang des Poisenbaches von der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG. Wie Bernhard Hachmöller weiter erklärt, habe die Pflege der Kopfweiden zum Ziel, Habitate für Insekten und Höhlenbrüter zu schaffen. Außerdem sollen damit die „Kopfweiden als kulturhistorisches Landschaftselement mit ihrer landschaftsästhetischen Wirkung erhalten bleiben“, sagt Hachmöller. Grundsätzlich steige der Wert der Kopfweiden mit dem Alter, da deren Besiedlung über sehr lange Zeiträume stattfindet.

Allerdings wurde beim Verschnitt der Kopfweiden und übrigen Bäume das angrenzende Grünland durch tiefe Fahrspuren stark in Mitleidenschaft gezogen. Um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, wurde sofort nach den sogenannten Modellierungsarbeiten neu eingesät, sagt Bernhard Hachmöller. Deshalb handele es sich hier nicht – wie vielleicht der Anblick der Fläche vermuten lässt – um einen Grünlandumbruch zu Acker, sondern um eine Grünlanderneuerung.