Von Claudia Erbert
Die Osterfeiertage gehen eigentlich von Freitag bis Montag, doch bei so sommerlichem Wetter gibt es für viele kein Halten mehr. Die ersten Teilnehmer des Oster-Sterntreffens im Töpelwinkel reisen schon am Mittwoch an. „Andere haben Zuhause angerufen und geklärt, dass sie länger frei machen können, manche bleiben sogar bis nächsten Freitag“, erklärt Peter Hennig.
Er hat mit seiner Lebensgefährtin das diesjährige Treffen organisiert. „Jedes Jahr legen wir gleich fest, wer das nächste Mal dran ist. Beim letzten Mal haben wir uns dann gemeldet und gleich eine Woche später den Töpelwinkel fest gemacht.“
Seitdem haben die beiden Strecken in der Umgebung rausgesucht und mehrfach mit dem Rad abgefahren. „Mit dem Auto muss man nur aufs Gas treten, aber auf dem Rad ist der Töpelberg schon das erste Hindernis.“
Zwei Schwierigkeitsgrade
Da die Radler, die unter anderem aus Neuruppin, Berlin, Gera, Delitzsch und Lippstadt kommen, zwischen sieben und 80 Jahren alt sind, gibt es für jeden Tag verschiedene Strecken. Die unterscheiden sich nicht so sehr in der Länge, wohl aber im Schwierigkeitsgrad. Das Ziel ist für beide Touren gleich.
So machen sich die 64 Radler am Sonnabend auf den Weg ins Feuerwehrmuseum Roßwein, wo sie aus der Feldküche versorgt werden. Am Sonntag besuchen sie den Leisniger Stiefel und das Zschadrasser Dentalmuseum. Zwischen 40 und 70 Kilometern sind die Stecken lang, dennoch soll es nicht übertrieben werden: „Für die meisten ist es die erste große Tour im Jahr, die Kondition muss nach der Winterpause erst wiederkommen“, erklärt der Organisator. Er kennt viele der Aktiven seit den 70er Jahren. „Wir waren früher alle in Betriebssportgemeinschaften organisiert und haben uns das über die Wende erhalten. Jeder Verein für sich hätte nicht genug Mitglieder für so ein Treffen, darum machen wir das seit Jahren zu Ostern zusammen.“
Am Abend gibt’s Forelle
Nach den anstrengenden Tagen sind die Abende bei den Radlern gemütlich, sie sitzen am Osterfeuer und grillen frische Forellen aus der benachbarten Zucht. Den Sonntagabend gestaltet Familie Hoffmann aus Frankenberg. Vater Ulf, Mutter Susanne und die Kinder Nils und Erik sind mit einem zum Wohnmobil umgebauten W50 angereist. Mit dem waren sie 2004 zusammen am Baikalsee. Aus dem eben erschienenen Buch zu dieser Reise wollen sie vorlesen und andere für solche Abenteuer begeistern. „Wir wollten einfach sehen, was dran ist an den Geschichten von diesem Riesenland“, erklären die Eltern. „Und kurz vorm Schulanfang des Großen war die letzen Chance, mehrere Monate auszusteigen.“
Ungebrochene Reiselust
Das Buch „Kapitel 14“ ist Reiseführer, Reparaturhandbuch und Unterhaltung zugleich. Dass die Reiselust ungebrochen und ein Fahrradwochenende wie im Töpelwinkel beinah langweilig ist, ist den vier Hoffmanns anzusehen. Sie träumen davon, alle europäischen Kanäle per Boot zu erkunden und auch noch einmal zum Baikal zu reisen. Bei der Lesung vermitteln sie, dass auch für eine Familie mit zwei kleineren Kindern kein Abenteuer zu groß ist.