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Malschwitz: Das lange Warten auf den Radweg

Seit Jahren ist an der Straße zwischen Bautzens Stausee und der Olba ein sicherer Weg für Radler geplant. Nun kommt wieder Bewegung in das Vorhaben.

Von Franziska Springer
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Insbesondere für Radfahrer ist die Strecke vom Bautzener Stausee nach Doberschütz gefährlich. Seit Jahren wünschen sich Anwohner und die Gemeinde Malschwitz hier einen Radweg.
Insbesondere für Radfahrer ist die Strecke vom Bautzener Stausee nach Doberschütz gefährlich. Seit Jahren wünschen sich Anwohner und die Gemeinde Malschwitz hier einen Radweg. © Steffen Unger

Malschwitz. Manch ein Fotograf sieht im idyllisch sich dahinwindenden Abschnitt der Straße vom Bautzener Stausee bis zum Malschwitzer Ortsteil Doberschütz die fotogenste Fahrbahn der Region. Für manchen Fahrradfahrer bedeutet die Passage, die zwischen Feldern vorbei an altem Baumbestand führt, wiederum echten Nervenkitzel.

Denn obgleich die vielfach ausgebesserte Straße uneben und eng ist, reizen viele Autofahrer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde dort nur zu gern aus. Weil es auf der Strecke keinen separaten Streifen für Fußgänger und Radfahrer gibt, kann das bei Gegenverkehr oder Überholmanövern schnell gefährlich werden.

Bereits seit sechs Jahren bemüht sich die Gemeinde Malschwitz daher um einen Radweg auf dem knapp zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Abzweig von der B 156 und dem Doberschützer Ortskern. Fortgeführt werden soll der später über Malschwitz und Guttau bis nach Kleinsaubernitz. Neben dem Spreeradweg soll so ein zweiter Fahrradweg zwischen dem Bautzener Stausee und der Olba entstehen.

Planung geriet mehrfach ins Stocken

Der ist nach Ansicht von Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) gleich aus zwei Gründen dringend notwendig: "Durch die Nähe zur Olba hat der Radverkehr in den umliegenden Ortschaften enorm zugenommen", sagt er. Der langersehnte Bau des Radwegs an der Staatsstraße 109, für die das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) zuständig ist, würde deshalb in seinen Augen ein klares Bekenntnis zur Förderung von Tourismus in der Region darstellen. 

Die zuständigen Behörden aber, führt Seidel weiter aus, hätten diese Aufgabe in den vergangenen Jahren immer durch den nahe verlaufenden Spreeradweg erfüllt gesehen. Diese Route, die vom Stausee über Niedergurig, Malschwitz und Brösa nach Wartha an die Olba führt, sei nach dieser Lesart auch für die Anwohner der Ortschaften ein attraktiver Weg, so Seidel weiter. In seinen Augen ist das eine falsche Einschätzung. Er sagt: "Der normale Einwohner aus Malschwitz nutzt den Spreeradweg nicht. Der fährt über die S 109."

Die Gemeinde bemühte sich daher bereits vor Jahren darum, den Radwegbau wenigstens für den ersten Streckenabschnitt von der B 156 bis nach Doberschütz voranzutreiben, und übernahm die federführende Planung vom Lasuv. Ob das Vorhaben nun an der mangelnden Bereitschaft zum Grundstücksverkauf lag, wie das Lasuv sagt, oder ob es personelle Engpässe bei der Landesbehörde gab, wie die Gemeindeverwaltung angibt, sei dahingestellt. Fakt ist: Das Vorhaben geriet ins Stocken, und die Planungen landeten erneut beim Lasuv. 

Baubeginn ist noch nicht in Sicht

Vor zwei Jahren schließlich beantragte das Lasuv ein Planfeststellungsverfahren bei der Landesdirektion. Bis heute, informiert Sprecherin Rosalie Stephan weiter, stünde der Beschluss hierzu noch aus. Noch etwas älter ist die erste vorsichtige Schätzung der Gesamtkosten für Planung und Bau des ersten Abschnitts: Rund eine Million Euro soll der separate Radweg demnach kosten. Die gleichzeitige Sanierung der Fahrbahn für Autos und Motorräder ist dabei zunächst nicht vorgesehen.

Der Malschwitzer Bürgermeister antwortet auf die Frage nach einem möglichen Baubeginn mit einem verhalten optimistischen Bild: "Die Glaskugel ist noch sehr neblig", sagt Matthias Seidel. Erfahrungsgemäß kann es von der Genehmigung des Planfeststellungsverfahrens bis zur Umsetzung der Baumaßnahme etwa fünf Jahre dauern, denn die Bauaufträge müssen dann auch erst noch ausgeschrieben und vergeben werden.

Gemeinde plant bereits weitere Abschnitte

Solche eine lange Frist wollten Gemeinde und Lasuv nicht erneut verstreichen lassen und trafen im April dieses Jahres erneut eine Planungsvereinbarung. Deren Inhalt fasst Matthias Seidel so zusammen: "Die Gemeinde plant in Entlastung des Lasuv noch in diesem Jahr federführend den zweiten Bauabschnitt von Doberschütz nach Malschwitz. Die Kosten für Planung und Umsetzung übernimmt der Freistaat." Die Verträge hierüber seien bereits unterzeichnet. 

Folgen soll eine ähnlich geartete Vereinbarung auch über den letzten Streckenabschnitt, der auf reichlich sieben Kilometern Länge von Malschwitz nach Kleinsaubernitz führt. Seidel hofft, dass seine Verwaltung im kommenden Jahr mit den Planungen beginnen kann.

Der Bürgermeister ist froh, dass gemeinsam mit dem Lasuv ein neuer Kompromiss im Sinne der Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger gefunden werden konnte. Er ist sich aber gleichzeitig bewusst, dass allein die Dauer der Planungen auf nur wenig Verständnis stoßen dürfte: "Seit sechs Jahren eiern wir hier rum. Man kann niemandem mehr erklären, warum das so lange dauert", sagt er und klingt resigniert.

Immerhin: Sobald der Planfeststellungsbeschluss, der auch sämtliche Grundstücksfragen regelt, für den ersten Bauabschnitt vorliegt, können die Doberschützer sich sicher auf den neuen Radweg gen Bautzen freuen. Dass der Bau sich dann noch weiter verzögert, schließt Rosalie Stephan zumindest aus rechtlicher Sicht aus.

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