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Rätsel um Brotdose nach 45 Jahren in Weigersdorf gelöst

Der Schimmel an der Notration zu schaffen gemacht.

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© B. Donke

Von Bernhard Donke

„Das habe ich mir aufgehoben“, sagt Manfred Kalloch und zeigt eine Metallbrotbüchse aus DDR-Zeiten. „Aber jetzt, 45 Jahre nach meiner Entlassung aus dem Wehrdienst, mache ich die Büchse auf.“ Vom 4. Mai bis zum 5. August 1970 war der heute 71-Jährige bei der Nationalen Volksarmee (NVA) in Straußberg auf einem Flugplatz-Fliegerhorst eingesetzt. Wegen Wehr-untauglichkeit war der aktive Dienst für ihn jedoch ein kurzer.

Die Brotbüchse mit Kommissbrot – die gehörte in NVA-Zeiten zur „eisernen Reserve“ eines jeden Soldaten, erzählt Manfred Kalloch. Die Büchse hat er damals, aus welchem Grund auch immer, nach der Entlassung aus dem Wehrdienst mitgehen lassen. Danach lagerte sie 45 Jahre, zuerst noch in seinem Heimatort Kollm, nach seiner Heirat in einem Schrank in seiner Wohnung in Weigersdorf. Auch Ehefrau Martina hat die Brotdose nie angerührt. Fast ein halbes Jahrhundert.

„Ich habe ja immer gehofft, dass der Inhalt nicht verdirbt und ich meinen Kindern und Enkelkindern zeigen könnte, was zur ‚eisernen Ration‘ der NVA-Soldaten früher gehörte“, sagt Manfred Kalloch. Glück, dass er den Inhalt dieser Büchse nie wirklich gebraucht hat.

Gerade weil die Hoffnung da war, das Uralt-Kommissbrot noch in gutem Zustand aus der Büchse herauszubekommen, ist die Enttäuschung nach dem Öffnen groß: Nur noch die Form lässt erahnen, um was es sich bei dem Inhalt handelt. Ansonsten hat sich der Schimmel an der einstigen Notration zu schaffen gemacht. „Schade“, sagt Kalloch etwas enttäuscht. „Aber ich hatte schon wegen des schlechten Zustandes des Dosenbleches den Verdacht, dass nicht mehr alles in Ordnung ist. Aber einen Versuch war es wert.“