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Räubergeschnetzeltes aus Albi´s Küche

Die Gaststätten sind noch geschlossen, doch am 15. Mai geht es wieder los. Darauf freut sich Thomas Albert vom „Petrol Corner Part 2“ in Waldheim.

Von Dirk Westphal
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Führt das Waldheimer Restaurant „Albi’s Petrol Corner Part 2“ nicht nur als Wirt, sondern steht auch selbst als Koch in der Küche: Thomas Albert, der sein „Räubergeschnetzeltes“ präsentiert.
Führt das Waldheimer Restaurant „Albi’s Petrol Corner Part 2“ nicht nur als Wirt, sondern steht auch selbst als Koch in der Küche: Thomas Albert, der sein „Räubergeschnetzeltes“ präsentiert. © Dietmar Thomas

Waldheim. Es herrschen schwere Zeiten für Gastwirte. „Ganz schwere Zeiten“, sagt Thomas Albert, Inhaber der Gaststätte „Albi’s Petrol Corner Part 2“ in Waldheim. Der in Sachsen für den 15. Mai geplante Neustart der Gastronomie ändert da wenig, waren die Lokale dann doch über zwei Monate geschlossen. Eine wirtschaftliche Hypothek, die nur sehr schwer auszugleichen sein wird. Nicht zuletzt da künftig viele Auflagen erfüllt werden müssen.

Am Donnerstag, dem 12. März genau 21.45 Uhr hatte Albert sein Lokal zugeschlossen. Seine drei Angestellten schickte er in Kurzarbeit Null. Er selbst ging in die Grundsicherung und hielt den Laden mit Außer-Haus-Verkauf freitags, samstags und sonntags über Wasser. 

An den ersten beiden Tagen sei das nicht richtig angenommen worden, aber mit dem Sonntagsgeschäft könne man durchaus zufrieden sein, sagt Albert. Allerdings wäre es dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, hätte er seitdem etwa 15 Prozent vom normalen Umsatz gemacht.

Für seine ausbleibenden Kunden hat er durchaus Verständnis. „Viele Leute sind in Kurzarbeit, dadurch wird das Geld knapp“, sagt Thomas Albert, der das „Petrol Corner“ seit 2013 zum zweiten Mal betreibt.

Geschäft entwickelte sich gut

Mit dem Geschäft seitdem sei er durchaus zufrieden gewesen. Die Gaststätte würde bei den Waldheimern angenommen, aber auch von außerhalb kämen viele Gäste, die die gemütliche Kneipe irgendwann entdeckt hätten. 

„Es wurde eigentlich immer mehr bis zu dieser Krise. Von 100 auf 0 – innerhalb von einem Tag. Mittlerweile acht Wochen lang“, ärgert er sich über die Corona-Schließung. Aufrechterhalten konnte er den Laden nur mit Hilfsmitteln vom Staat. 

Die 9.000 Euro Soforthilfe der Sächsischen Landesregierung hätte er bekommen. Die laufenden Kosten waren damit erst einmal zu decken. Etwa drei Monate würde er damit hinkommen. 

„Ich habe alles runtergefahren. Strom, Miete, Gas und so weiter“, sagt Thomas Albert und erklärt: „Der Vermieter ist mir entgegengekommen. Ich zahle das, was ich kann. Da bin ich auch absolut dankbar dafür.“ Stefan Genscher, dem die Immobilie gehört, erklärt: „Es gibt doch da keine Alternativen. Wir müssen alle sehen, wie es weitergeht.“ 

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Ihm sei die Entscheidung, „Albi“ zu unterstützen, deshalb auch leicht gefallen. „Wir arbeiten hier schon so viele Jahre zusammen. Da gibt es gute und schlechte Zeiten. Und gerade in schlechten Zeiten muss man zusammenhalten, sonst geht es nicht weiter. Unsere Generation kann das noch. Und da irgendwann auch wieder bessere Zeiten kommen werden, passt das schon.“

Ob es wirklich bessere Zeiten sind, die ab nächsten Freitag auf die Gastronomen zukommen, darüber ist sich Thomas Albert noch nicht im Klaren. Positiv wertet er, dass er nicht nur die Dachterrasse, sondern auch die Gaststube öffnen darf. Das würde helfen.

 „Aber so wie es mal war, wird es in nächster Zeit wohl ohnehin nicht mehr sein“, bremst Albert die Erwartungen. Die abgesagten Familienfeiern, die Stammtische oder das Stadtfest würden ihm im Ergebnis ganz schmerzhaft fehlen. 

„Das Buch war voll“, so der Wirt. Jetzt gelte es, die Möglichkeiten zu analysieren und zu retten, was zu retten ist. Seine Angestellten will der Gastronomieunternehmer auf jeden Fall behalten. „Da stecke ich lieber erst mal selbst zurück“, sagt Thomas Albert und fügt an: „Die haben mir geholfen, den Laden aufrecht zu erhalten, und da trenne ich mich auch jetzt von niemandem.“

Jetzt allerdings macht er sich erst einmal Gedanken, wie es überhaupt weitergeht, denn derzeit gestaltet sich die Lage noch unübersichtlich.

Wie sehen die Auflagen aus?

„Wie sehen die Auflagen aus, wie viele Leute darfst du bewirten“, so Albert. Seine Skepsis hat durchaus auch ökonomische Gründe. Denn wenn er nur 15 Mann ins „Petrol Corner“ lassen dürfe, würde sich das nicht rechnen. 

Vielmehr bräuchte er mindestens 30 Gäste pro Tag, um zu überleben. Damit wären ungefähr die Hälfte seiner Plätze besetzt, sagt Albert. „Wir können dann auch die Abstandsregelung einhalten und die geforderten Hygienebestimmungen durchsetzen.“ Eigentlich könne er gleich aufschließen und sofort starten.

Letztendlich ist er aber auch froh, dass die Wiederöffnung weitaus eher erlaubt wird, als damit zu rechnen war. Allerdings appelliert er dennoch an die Politik, noch mehr Hilfe für das Gastronomiegewerbe bereitzustellen. 

Die Entscheidung, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie für ein Jahr auf sieben Prozent zu senken, begrüßt der Waldheimer zwar, hält den Zeitraum aber für viel zu kurz. „Es sind Zehntausende, die uns derzeit flöten gehen. Und die fehlen, um zu überleben“, sagt der Restaurantfachmann.

Albi’s Räubergeschnetzeltes

Zutaten: Hähnchenbrust, Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Knoblauch, Zuckerschoten, Gemüse, Kartoffeln, Rosmarin, Olivenöl

Zubereitung: Die klein geschnittene Hähnchenbrust scharf anbraten mit Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Zuckerschoten und Gemüse, das vorhanden ist und klein geschnitten werden kann. Das Ganze mit etwas Schmand ablöschen und einfach mit scharfen bis leichtscharfen ungarischem Paprika würzen. Vorher die Kartoffeln mit Schale kochen, danach in Olivenöl braten mit Salz und Rosmarin abschmecken.

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Seine Stammgäste würden ihm und seinem Team natürlich die Daumen drücken, dass das „Petrol Corner“ die Krise übersteht. „Die wollen wieder rein und die kommen auch wieder“, ist sich „Albi“ sicher und sagt zuversichtlich: „Ich werde das Ding schon über die Runden bringen.“

Um die Wartezeit bis zur Neueröffnung am 15. Mai zu verkürzen, verrät Thomas Albert unseren Lesern einen Klassiker aus seiner Küche: Albi’s Räubergeschnetzeltes mit Rosmarinkartoffeln. Das hätte ihm vor Jahren sein ehemaliger Koch Lajos Golen, der Vizemeister der ungarischen Küche war, beigebracht.

 „Ein Gericht, das man innerhalb von sieben oder acht Minuten kochen kann“, sagt Thomas Albert und fügt lachend an: „Albi’s schnelle Küche.“ Wer es selbst nicht hinkommt, kann es in dieser Woche noch bei ihm bestellen und abholen, oder ab dem nächsten Wochenende auch wieder vor Ort im „Petrol Corner“ genießen.

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