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Stress am Schleichweg nach Bischofswerda

Seitdem die B 98 in Rammenau dicht ist, quält sich der Verkehr über schmale Straßen. Das nervt die Anwohner. Was tun die Ämter dagegen?

Von Ingolf Reinsch
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Im Berufsverkehr rollen die Fahrzeuge jetzt im Sekundentakt über die Niederdorfstraße in Rammenau.
Im Berufsverkehr rollen die Fahrzeuge jetzt im Sekundentakt über die Niederdorfstraße in Rammenau. © SZ/Uwe Soeder

Rammenau.  Fast Stoßstange an Stoßstange rollen die Autos zur Hauptverkehrszeit  über die Niederdorfstraße in Rammenau. Man sieht Kennzeichen aus dem ganzen Bundesgebiet.  Die schmale, kurvenreiche Strecke ist eigentlich eine Nebenstraße. Doch vor knapp vier Wochen wurde sie zum Highway. Weil die B 98 Richtung Bischofswerda in Rammenau wegen Bauarbeiten dicht ist, fahren die meisten Fahrzeuge jetzt über diese Straße und weiter über Goldbach nach Bischofswerda. 

Die Straßenbaubehörde hat eine Umleitung über Radeberg ausgeschildert. Doch auf diesem Weg sind es von Rammenau nach Bischofswerda statt fünf Kilometer 40. Keine wirkliche Alternative für Autofahrer.  Doch auch nicht für die Anwohner, zumal die Bauarbeiten auf der Bundesstraße bis September 2021 dauern sollen.  

Verkehrslärm nervt die Anwohner

"Warum wird eine Umleitung ausgewiesen, wenn sich sowieso keiner dran hält außer den großen Lkw?", fragt Anwohnerin Antina  Beschorner. Der Durchgangsverkehr beginne früh um 4 und gehe bis spätabends, sagt sie.  Für Fußgänger ist es gefährlich. Der Lärmpegel ist hoch, der Stressfaktor enorm. "Im Zimmer zur Straße können wir uns fast nicht mehr aufhalten", berichtet die Rammenauerin. 

Auch im Nachbardorf  Goldbach gibt es Klagen. Dort zählte ein Anwohner die Fahrzeuge.  Letzten Sonnabend waren es in einer Vormittagsstunde 214. An diesem Montag von 5.50 bis 6.50 Uhr zählte er 231 Fahrzeuge aus Richtung Rammenau, darunter 53 Kleintransporter und Lkw. Größere Laster dürfen das Dorf gar nicht passieren. Für sie gilt ein Durchfahrverbot. 

Auch in Goldbach leben Fußgänger jetzt noch gefährlicher als sonst. An weiten Teilen der Straße  fehlt ein Fußweg. Im Unterschied zur Rammenauer Niederdorfstraße, wo Höchsttempo 30 gilt, darf man in Goldbach mit 50 km/h fahren. Die Behörden müssen reagieren, fordern Dorfbewohner.  Das Durchfahrverbot für Lkw müsse durchgesetzt, die Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert werden.  

Mit 60 km/h durch die 30er-Zone

Verbieten kann man den Durchgangsverkehr weder in Rammenau noch in Goldbach, heißt es bei den Behörden. Beides sind öffentliche Straßen. Zumindest für Rammenau gibt es Bemühungen, die Lage erträglicher zu machen. 

Gleich mit Beginn der Bauarbeiten am 20. April  habe die Verkehrsbehörde in Bischofswerda auf Initiative der Gemeinde für die Niederdorfstraße ein Durchfahrverbot für Lkw erlassen, sagt Bürgermeister Andreas Langhammer (Initiative für Rammenau).  Davon ausgenommen sind nur jene Fahrzeuge, die ins Gewerbegebiet wollen. 

Auf Antrag der Verkehrsbehörde überprüfen Polizei und Landratsamt jetzt regelmäßig in Rammenau die Geschwindigkeit - sowohl auf der Niederdorfstraße als auch im Baustellenbereich der Bundesstraße,  die in Richtung Autobahn und Rödertal weiterhin befahren werden darf. Als die Polizei am 29. April und am 9. Mai die Einhaltung von Tempo 30 auf der Niederdorfstraße kontrollierte, war fast jeder Zehnte zu schnell. Einer raste mit 60 km/h über die schmale Straße.

Polizei will LKW-Fahrverbot durchsetzen

Zu Beginn dieser Woche installierte die Gemeinde ihren mobilen Smiley an der Niederdorfstraße. Der zeigt nicht nur Autofahrern an, wie schnell sie fahren. Er zählt auch die Fahrzeuge und erfasst die Geschwindigkeitsüberschreitungen. Die Gemeinde wertet die Daten aus. Auch um gegenüber Polizei und Landratsamt ein Argument zu haben, weiterhin Geschwindigkeitsmessungen durchzuführen, sagt Andreas Langhammer.

In Goldbach werde die Polizei lageabhängig im täglichen Dienst kontrollieren, ob das Fahrverbot für Lkw eingehalten wird, sagt Polizeisprecherin Katharina Korch. 

Über den Wunsch von Goldbachern , die Geschwindigkeit auf 30 km/h herabzusetzen, müsste die Stadt Bischofswerda entscheiden. Doch sie sieht aktuell dafür keine Notwendigkeit. "Seitens der Verkehrspolizei sind hierzu noch keine Probleme an uns herangetragen worden",  teilt die Stadtverwaltung mit. Aus ihrer Sicht seien andere Orte wie zum Beispiel Großröhrsdorf,  Burkau und Frankenthal, von mehr Verkehr betroffen, der sonst durch Rammenau fließt.  

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