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Rampenlicht Freudianisch

Susanna hätte doch gerne eine Nacht mit dem Grafen verbracht – ihr Figaro ist ihr einfach zu brav. Zumindest in „Das Sommernachtstrauma“, welches am Dienstag im Bärenzwinger seine fröhliche Premiere feierte.

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Susanna hätte doch gerne eine Nacht mit dem Grafen verbracht – ihr Figaro ist ihr einfach zu brav. Zumindest in „Das Sommernachtstrauma“, welches am Dienstag im Bärenzwinger seine fröhliche Premiere feierte. Solche Entwicklungen passieren, wenn ein Autor (Peter Förster, auch Regie) eine Mozart-Oper im Sinne von Shakespeare nach Freud befragt. Diese – und noch ganz andere. Da werden prägende Kindheitserlebnisse wach, sexuelle Begierden ausgesprochen, alte Feindschaften zelebriert. Aber so ist dies immer, wenn Peter Förster mit seiner Truppe zur Sommertheater-Inszenierung in den Bärenzwinger zieht. Irgendwann läuft auf der Bühne alles aus dem Ruder und die Mimen landen statt beim Klassiker bei sich. Sehr zur Freude des Publikums.

Zu viel Rampensprechen

Volksnah geht es also wieder zu, wenn bei der Compagnie „Figaros Hochzeit“ auf dem Plan steht und einer nach dem anderen aus seiner Rolle steigt. Die Texte sind köstlich, bieten echtes und gewolltes Versmaß voller freudscher Versprecher und lassen Raum für Doppeldeutigkeit und Spiel. Letzteres bleibt allerdings etwas auf der Strecke. Was auch am im Prinzip witzigen Bühnenbild (Tilo Staudte) liegt, welches mit seinen Stegen zum Rampensprechen geradezu verführt. Die Stärke der Frauen – Constanze Esching, Zoe Nora Goerges – liegt außerdem sowieso eher im Singen. Bei den Herren beweist vor allem Felix Tittel echtes komödiantisches Talent. Und Istvan Vincze bringt die Nöte eines Mannes auch schön rüber. Nur der Figaro (René Mouton) bleibt etwas blass. Aber das entspricht schon wieder irgendwie der Rolle.