SZ +
Merken

Ran an den Spaten im Osterzgebirge

Der Hitze-Sommer hat viel verbrannt. Im Forstbezirk Bärenfels werden deshalb so viele Bäumchen gepflanzt wie selten.

Von Anja Ehrhartsmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
Auf den Schäfereiwiesen im Tharandter Revier pflanzen die Forstmitarbeiter Thomas Jäger (links) und Tobias Grimmer Edelkastanien. Die Pflänzchen aus dem Vorjahr haben es auf diesem Areal größtenteils nicht geschafft.
Auf den Schäfereiwiesen im Tharandter Revier pflanzen die Forstmitarbeiter Thomas Jäger (links) und Tobias Grimmer Edelkastanien. Die Pflänzchen aus dem Vorjahr haben es auf diesem Areal größtenteils nicht geschafft. © Karl-Ludwig Oberthür

Kräftig weht der Wind über die Hänge oberhalb des Opitzer Grunds. Doch davon lassen sich Tobias Grimmer und Thomas Jäger nicht beirren. Warm eingepackt und mit dicken Schuhen ausgestattet, graben die Forstmitarbeiter ein Loch nach dem anderen in die weiche Erde. Auf den Schäfereiwiesen setzen sie gemeinsam mit ihren Kollegen junge Esskastanien in den Boden, insgesamt etwa 14 000 Stück. Gepflanzt wird in Reihen, die jeweils zwei Meter auseinander liegen.

Seit Donnerstag sind die Männer mit der Pflanzaktion beschäftigt, die noch bis Ende März dauern wird. Denn die Esskastanien sind nur der erste Schwung – ab Montag werden 50 000 Trauben- und Stileichen angeliefert. „Genug für das ganze Areal“, sagt Dirk Junkuhn, Leiter des Forstrevieres Tharandt. Da nicht alles auf einmal gepflanzt werden kann, müssen die jungen Bäumchen geschützt zwischengelagert werden. Dazu wurden zwei sogenannte Einschlagplätze eingerichtet und mit Zäunen abgesteckt, damit die Pflänzchen nicht von Wildtieren angeknabbert werden. Bis die Bäumchen letztlich in die Erde kommen, werden sie auf den Einschlagplätzen in ein Sand-Lehm-Gemisch eingebuddelt, erklärt Dirk Junkuhn. So wird verhindert, dass die wurzelnackten Pflänzchen austrocknen.

Mit viel Sorgfalt versuchen die Forstmitarbeiter, den Jungpflanzen zu einem optimalen Start zu verhelfen. Ob der Baumnachwuchs jedoch richtig anwächst, werden erst die kommenden Wochen und Monate zeigen. Denn entscheidend ist nun vor allem die Witterung. Werden die Bedingungen so extrem wie im Vorjahr, stehen die Chancen schlecht. Im Forstbezirk Bärenfels sind die Ausfälle unter den 2018 gepflanzten Kulturen zwischen 20 und 100 Prozent – abhängig von Baumart, Standort und der Höhenlage, erklärt Kristina Funke, Sprecherin des Forstbezirks.

Die Auswirkungen des Hitze-Sommers sind auch auf den Schäfereiwiesen noch deutlich sichtbar. Zwischen den schon gepflanzten Esskastanien stecken noch einzelne verdorrte Pflänzchen aus dem Vorjahr im Boden. Wegen der extremen Temperaturen und des mangelnden Niederschlags haben sie es größtenteils nicht geschafft. Zwar seien die Edelkastanien trockenstressresistent, ganz ohne Wasser kommen aber auch sie nicht aus, sagt Kristina Funke.

Insgesamt muss im Forstbezirk auf 140 Hektar nachgebessert werden. Auf 160 Hektar sollen Waldflächen zusätzlich verjüngt werden. 1 158 000 Rotbuchen, Weißtannen, Bergahorne und Eichen, Fichten sowie Lärchen, Kiefern und andere Baumarten müssen in den Waldboden gebracht werden. Insgesamt werden 16 verschiedene Arten gepflanzt. „Dadurch sollen unsere Wälder besser an kommende Klimaextreme angepasst werden“, sagt Kristina Funke. Sowohl stückzahlmäßig als auch flächenmäßig dominieren dieses Jahr erneut Rotbuche und Weißtanne – zwei Arten, die in den Mittelgebirgsregionen früher weithin verbreitet waren, so Funke. In den Kammlagen der Gebirgsreviere Schellerhau, Rehefeld und Holzhau werden auf insgesamt 28 Hektar 110 800 Fichten gepflanzt. Entlang der Bachtäler oder in feuchteren Lagen kommen im gesamten Forstbezirk auf 8,8 Hektar Erlen in den Boden. Auch ein kleiner Anteil an Erstaufforstung steht an. So werden in den drei Revieren Hirschsprung, Karsdorf und Hetzdorf insgesamt 1,7 Hektar Acker- und Grünlandflächen in Wald umgewandelt.

Die mehr als eine Million Bäumchen, die nun in den kommenden Wochen gepflanzt werden müssen, bedeuten einen großen Arbeitsaufwand. Viele fleißige Hände sind nötig. Alle Waldarbeiter der tiefer gelegenen Reviere und die Forstwirt-Azubis sind laut Kristina Funke im Einsatz. Unterstützt werden sie von den Kollegen aus den Gebirgsrevieren, wo derzeit immer noch Schnee liegt. Sind die Pflanzen zwischen Tharandter Wald und Dippoldiswalder Heide dann in der Erde, rücken alle Waldarbeiter weiter in die höheren Lagen. In allen Revieren helfen außerdem viele Arbeitskräfte von Forstfachfirmen und Baumschulen.

Für Walderneuerung, Waldumbau und Erstaufforstung im Landeswald des Forstbezirkes wurden 2018 knapp zwei Millionen Euro ausgegeben. Mit einer ähnlichen Summe könne auch für 2019 gerechnet werden, so Kristina Funke.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/dippoldiswalde vorbei.

Für Informationen zwischendurch aufs Handy können Sie sich unter www.szlink.de/whatsapp-regio anmelden.