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Rasant auf Wachstumskurs

Bevölkerung. Eher als geplant hat Dresden eine halbe Million Einwohner – und wird Leipzig sehr bald überrunden.

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Von Kay Haufe

Diese Woche war es wieder so weit: Zum vierten Mal innerhalb von gut einhundert Jahren durchbrach Dresden die magische Zahl von einer halben Million Einwohner. Doch während sich die Stadt ihre Bürger in den Jahren 1903 und 1950 durch Eingemeindungen zuschanzen ließ, strömten sie Anfang der 60er Jahre und heute ohne amtliche Strukturvorgaben an die Elbe. Schon 2005 wuchs Dresden um rund 7 800 Einwohner, in diesem Jahr zieht das Wachstumstempo sogar an: Vorausgesagt war der halbmillionste Einwohner erst für Mitte September. Nun konnte Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) den zehn Tage alten Finn Kristen Donner herzlich willkommen heißen.

Neidische Blicke

Da schauen die Leipziger neidisch nach Dresden. Im heimlichen Rennen um die Einwohnerzahl hatten sie lange Jahre die Nase vorn, aber jetzt holt Dresden auf. Laut dem Statistischen Landesamt in Kamenz hatte Dresden zum 1. März dieses Jahres 11 105 Bürger mehr als im Vorjahr, Leipzig schaffte es nur auf einen Zuwachs von 5 671. Die 500 000-Marke haben die Messestädter zwar schon im Januar 2006 geknackt und vermeldeten mit Stand vom 30. Juni 521 955 Einwohner. Doch darin sind auch Zweitwohnsitze enthalten. Rechnet man die in Dresden dazu, sind es sogar schon rund 517 000 Dresdner. Glaubt man Sittels Prognosen, dürfte Leipzig in puncto Bevölkerung bald überrundet sein.

Dresden verdankt seinen Zuwachs auch einer Zweitwohnungssteuer und den Zuzüglern. Viele kommen aus dem Weißeritzkreis, Meißen oder Kamenz. Interessant ist die Landeshauptstadt aber auch für Brandenburger, Bayern und Thüringer. Sie führen die „Einwandererliste“ an. Nicht zuletzt werden die Dresdner selbst aktiv: 4 725 Babys kamen 2005 zur Welt, mit einer ähnlichen Zahl rechnet Standesamtschef Frank Neubert für 2006. Damit nähern sich Geburtenzahlen und Sterbefälle (4 802 im Vorjahr) langsam an. Ein Trend, von dem viele deutsche Städte nur träumen können, zum Beispiel Chemnitz. Dort sinkt die Einwohnerzahl seit der Wende kontinuierlich, betrug zum 21. Juli nur noch 244 372. Die Sterbefälle überstiegen mit 2 930 die 1 795 Geburten erheblich. „Mit Dresden und Leipzig können wir uns niemals vergleichen“, sagt der Chemnitzer Statistik-Chef Reiner Hausding. „Wir sind schon froh, dass sich der Rückgang der vergangenen Jahre abschwächt und sich die Bevölkerungszahl langsam bei dieser Größe stabilisiert.“ Für Dresden bedeutet die magische halbe Million nicht nur Prestigegewinn. „Wir sind die 15. größte Stadt der Bundesrepublik und liegen dicht bei den Einwohnerzahlen von Duisburg, Hannover, Nürnberg und Leipzig. Damit fallen wir in der statistischen Betrachtung in eine andere Kategorie, fallen mehr auf. Investoren sehen ein anderes Potenzial in der Stadt“, sagt Sittel.

Finanzielle Vorteile

Auch finanziell profitiert die Stadt von jedem neuen Bürger, bringt er doch 600 Euro an Schlüsselzuweisungen vom Land und Steuereinnahmen. Die Drewag muss ab 500 000 Einwohnern höhere Konzessionsabgaben für Strom und Gas an die Stadt zahlen. Wie viel das genau in die Stadtkasse spült, konnte Sittel noch nicht sagen. Und letztlich profitiert noch einer von der 500 000-Marke: Der Oberbürgermeister. Seine Besoldung steigt ab genau dieser Grenze.