Ärger über rassistische Facebook-Sprüche

Die Girbigsdorfer Dorffestspiele sollen einen neuen Veranstalter bekommen. In den vergangenen Jahren organisierte ein Kunnersdorfer Gastronom das mehrtägige Fest. Er hatte Ende vergangenen Jahres seinen Rückzug angekündigt, und die Veranstaltung wurde neu ausgeschrieben. Zwei Bewerber gab es.
Der Schöpstaler Lars Wehlt konnte sich gegen den Mitbewerber – einen Event-Veranstalter aus Vierkirchen – durchsetzen. Im Amtsblatt wurde darüber berichtet. „Der Zuschlag ging an den einheimischen Veranstalter, der sich die Unterstützung der lokalen Vereine sichern konnte“, heißt es da zur Begründung.
Doch nun sorgt die Facebookseite des 37-jährigen Schöpstalers für Unmut in der Gemeinde. Denn da teilt der Instandhaltungsmechaniker, der im Nebenerwerb einen „Veranstaltungs- und Dienstleistungsservice“ betreibt, rassistische Beiträge. „Ich will keine Asylanten. Ich will eine Zukunft in Deutschland als Deutsche“, steht da auf einem Bild mit einem weinenden Kindergesicht. Zu lesen ist auch: „Deutschland ist kein Siedlungsgebiet für Afrika und die arabische Welt!“ und andere Beiträge mit ähnlichem Inhalt. Der SZ liegen Screenshots der Einträge vor. Darauf angesprochen sagt er: „Ich habe meine Meinung zu Sachen, die in Deutschland nicht funktionieren.“
AfD steht ihm näher als die NPD
Mit der „Ausländerpolitik“, das sei in seinen Augen nicht richtig. Neben der AfD taucht auf seiner Facebookseite auch die im sächsischen Verfassungsschutzbericht als rechtsextremistisch eingestufte NPD zweimal in der Liste seiner „gefällt mir“-Angaben auf. „Ich distanziere mich davon nicht“, sagt er auf Nachfrage der SZ. Die AfD stünde ihm allerdings näher. Mitglied der NPD sei er ebenso wenig, wie bei einer anderen Partei.

Lars Wehlt will nicht, dass in der Zeitung steht, er sei ein „böser Rechter“. Und wenn da zu den Dorffestspielen Menschen mit Migrationshintergrund kämen? „Das Fest ist für alle, niemand wird ausgegrenzt“, sagt er. Ein Schwein vom Grill möchte das Mitglied vom Heimatverein sponsern. Der Heimatverein Schöpstal fördert unter anderem – so steht das auf der Internetseite - „Heimatverbundenheit“ und „Heimatschutz“.
Die Dorffestspiele will Wehlt nicht alleine durchführen. „Mit Freunden aus dem Ort, die nicht genannt werden wollen, machen wir das zusammen“, sagt er. Auf dem Dorf kenne jeder jeden, Hilfe untereinander würde groß geschrieben und man sei miteinander vernetzt.
Bürgermeister reagiert geschockt
Dennoch zeigt sich Bürgermeister Bernd Kalkbrenner geschockt. „Wir haben das mit der Facebook-Seite nicht gewusst. Für mich ist das erschreckend“, sagt er. Eine Politisierung des Dorffestes sei keinesfalls gewollt. Bürgermeister Kalkbrenner schließt nicht aus, dass Wehlt die Organisation der Dorffestspiele wieder los wird. Die Gemeinde zieht nach Bekanntwerden der Facebookseite die Konsequenz: Der neue Veranstalter wird sich kommende Woche bei einem extra einberaumten Termin den Fragen der Gemeinderäte stellen müssen.
Im Schöpstal sitzen weder die NPD noch die AfD im Gemeinderat. Die meisten Stimmen mit 49,2 Prozent gingen bei den Kommunalwahlen im letzten Jahr an die Freien Wähler, gefolgt von den „Bürgern für Schöpstal“ mit 34 Prozent. CDU und Linke kamen auf 7,6 beziehungsweise 6,6 Prozent. Die NPD hatte zuvor fleißig plakatiert – einen Kandidaten aufgestellt haben die Rechtsextremen nicht. Bei den Landtagswahlen 2019 gaben fünf Schöpstaler ihre Stimme der NPD, die AfD holte mit 520 die meisten Stimmen. Das waren 41,4 Prozent der Wähler.
In die Schlagzeilen geriet Schöpstal vor Kurzem wegen einer neben einer Gaststätte gehissten Reichskriegsflagge. Offiziell ist bisher nicht bekannt, wer die angebracht hatte. In Sachsen ist diese Flagge zwar nicht generell verboten. Trotzdem schritt die Polizei ein. Nun weht da eine Schlesierfahne im Wind. Die sieht man im Schöpstal häufiger.
An einer der Laternen an der Freilichtbühne in Girbigsdorf klebt ein Aufkleber der „Identitären Bewegung“. Rund um die Freilichtbühne sollen die Dorffestspiele stattfinden. „Jugend ohne Migrationshintergrund“ steht auf dem Sticker. Und auch das Wort „heimatverliebt“ sowie eine Internetadresse und die Kulisse von Berlin. Die Positionen der „Identitären Bewegung“ schätzt das Bundesamt für Verfassungsschutz als „nicht mit dem Grundgesetz vereinbar“ ein. Bernd Kalkbrenner wusste auch von dem Sticker nichts. Das Gelände könne jeder betreten, da es offen steht. „Den Aufkleber lassen wir selbstverständlich entfernen“, sagt der Bürgermeister.