Von Cornelia Mai
Willem Riecke hat seinen Stadtrat schon einmal vorab informiert, dass die Tagesbetreuung von Kleinstkindern in der Stadt ausgebaut werden soll. In der März-Sitzung will der Bürgermeister deshalb einen entsprechenden Ergänzungsbeschluss vorlegen (die SZ berichtete kurz). Der Bedarf an zusätzlichen Betreuungsplätzen sei nachweislich vorhanden.
Auf die Entscheidung der Stadträte darf man gespannt sein. Denn genau vor einem Jahr hatte eine andere Tagesmutter beim Rat den Antrag gestellt, neben Catrin Johne mit in den Bedarfsplan der Stadt aufgenommen zu werden. Doch den Antrag von Karin Schönwald hatten die Räte damals abgelehnt. Die Mehrheit sah darin eine künstliche Konkurrenz zu vorhandenen Betreuungsangeboten und somit eine Gefahr für die Einrichtungen.
Derzeit in Zittau gelistet
Darum hat Karin Schönwald ihre „Knirpsenkiste“ privat weiterbetrieben. „Inzwischen bin ich im Bedarfsplan von Zittau gelistet“, erzählte sie jetzt auf Nachfrage der SZ. Seitdem betreue sie zwei Zittauer Kinder, für die sie auch die staatliche Förderung erhält. Drei Kinder bringen Eltern privat zu ihr – davon eine Mutti aus Großhennersdorf, eine aus Rumburk sowie demnächst eine aus Ninive. „Bisher hat von Herrnhuter Seite niemand wieder mit mir zu dieser Thematik gesprochen“, sagt Karin Schönwald. Wenn die Betreuungsplätze in der Stadt knapp sind, vielleicht könne dann aber wenigstens der Platz für die Mutti aus Ninive durch Aufnahme in den Herrnhuter Bedarfsplan ebenfalls gefördert werden, überlegt sie.
Denn die Betreuungsplätze in der Stadt werden aufgrund wieder stärkerer Geburtenjahrgänge insgesamt langsam knapp. So hat das IB-Kinderhaus „Storchennest“ im Ortsteil Ruppersdorf erst im vergangenen Jahr seine Plätze um zehn auf insgesamt 80 aufgestockt. Allerdings profitieren davon neben den Krippenkindern auch die Kinder im Kindergarten- und Hortalter.
Tagesmutter Catrin Johne hatte im Sommer 2007 mit der Betreuung von drei Kindern begonnen. So ist es auch im städtischen Bedarfsplan festgeschrieben. Dank einer Sonderregelung betreut die 43-Jährige inzwischen aber auch schon hin und wieder vier Kinder. Zwei weitere Anfragen liegen ihr vor. Auf fünf Kinder – so viele darf sie als Tagesmutter offiziell aufnehmen – möchte sie nun ihr Angebot erweitern. Die gelernte Zahnarzthelferin, die außerdem eine Schwesternhelferausbildung und die Qualifikation zur Tagesmutter absolviert hat, sitzt quasi in den Startlöchern und wartet nun darauf, „was die Politiker entscheiden“.
Tagesmutter mit Vision
Catrin Johne geht in ihrer Aufgabe als Tagesmutter auf, auch wenn die Arbeit ihrer Meinung nach finanziell zu wenig anerkannt wird, ihr Arbeitstag manchmal schon um 5.45Uhr beginnt und das letzte Kind manchmal erst um 18.30Uhr abgeholt wird – eben so, wie es der Dienst der Eltern zulässt. Um den Kindern täglich den Aufenthalt an frischer Luft zu ermöglichen, hat sie sich einen Garten zugelegt. Nun möchte sie noch zusätzliche Räume anmieten. „Ich habe da meine ganz konkrete Vision“, sagt die dreifache Mutter und Oma, die nun auf ein positives Signal von Seiten des Stadtrates hofft.