Von Ulrike Körber
Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) hatte sich mehr erhofft, als letztlich unterm Strich herausgekommen ist. Nur knapp die Hälfte des Geldes, das Meißen als Eigenanteil für die Sanierung des 500 Jahre alten Rathauses braucht, kam in die Spendenkasse. 117 000 Euro hat der OB seit gut anderthalb Jahren – seit er die Spendenaktion für das historische Haus ins Leben gerufen hat – zusammengetragen. Eine Viertel Million Euro Eigenmittel hätte er gebraucht, um die vollständige Sanierung des Denkmals 2007 abzuschließen.
Rathaus wartet auf Bescheid
Daraus wird erst einmal nichts. Dennoch sollen sich nach jahrelanger Baupause bald wieder Maschinen im Gebäude am Markt drehen, denn zu dem bereits gesammelten Geld gibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einiges dazu. 375 000 Euro stehen in diesem Jahr zur Verfügung. „Noch im August sollen die Bauarbeiten im Rathaus beginnen“, sagt Behördensprecherin Inga Skambraks.
„Einige Ausschreibungen für den Ausbau des Kellergeschosses laufen zurzeit. Wir erwarten den Förderbescheid täglich, um starten zu können“, sagt der OB. Spät genug, denn Berge versetzen kann eine Firma in dieser Bausaison kaum mehr. Schon längst sollten die Handwerker im Haus sein. Wenn auch nicht das große Sanieren in diesem Jahr eingesetzt hat, will Raschke wenigstens noch Zeichen setzen, damit der Spendenstrom nicht versiegt. Schließlich machten sich einige Geldgeber bereits Sorgen, was mit ihren Euros geworden ist, die sie so bereitwillig für das alte Haus am Markt gegeben haben. Auch Helene Morof fragte beim OB nach, was denn nun werde mit dem Bau.
Auch im Winter bauen
„Die Frauenkirche in Dresden ist auch nicht in kurzer Zeit hochgezogen worden“, sagt Raschke. „Ich bin schon froh, überhaupt so weit gekommen zu sein. Als die Spendenaktion begann, wurde ich belächelt, weil viele nicht glaubten, dass jemand für ein Verwaltungshaus Geld geben wird“, sagt der OB. „Man muss sich eben jetzt von zu ehrgeizigen Plänen verabschieden. Wichtig ist vor allem, dass wir den Menschen zeigen, dass es im Rathaus weitergeht und wir nicht nur Geld sammeln“, so der OB.
Er hofft, dass in diesem Jahr wenigstens noch die Kellerdecke geschlossen wird und das Erdgeschoss so weit hergerichtet ist, dass die Räume – vor allem das Zimmer fürs Standesamt – ausgestaltet werden können. Das Foyer, die Treppe und mehr sollten zumindest begonnen werden, so Meißens Baudezernent Steffen Wackwitz. Allerdings rechnet Raschke nicht damit, dass in diesem Jahr noch Trauringe im alten Rathaus getauscht werden können. „Wir werden sehen, wie weit der Bau vorankommt. Immerhin ist es einen Innenbaustelle, da kann auch im November und Dezember noch gearbeitet werden“, sagt er.
Im US-Fernsehen werben
Doch Raschke kämpft weiter, damit die restlichen Eigenanteile für den weiteren Ausbau aufs Konto kommen. „Ich werde den Fernsehauftritt während der Reise in die Partnerstadt Provo im Bundesstaat Utah/USA als Werbeauftritt nutzen“, sagt er voller Hoffnung, dass sein Traum vom Rathaus als Repräsentationsort für Gesellschaft, Politik und Kultur bald in Erfüllung geht.
Außer den Standesbeamtinnen werden in dem ehemaligen Sitz der Meißner Ratsherren keine Mitarbeiter der Verwaltung arbeiten. Das Ende der Sanierung des Denkmals wird jetzt auf Ende 2007 oder Anfang 2008 prognostiziert.