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Rathaus wird behindertengerecht

Im ehemaligen Ratskeller wird derzeit der Boden erheblich abgesenkt.

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Das Großenhainer Rathaus ist derzeit eine Baustelle. Vor dem Ostflügel ist der Gehweg abgesperrt. Ein Förderband ragt aus dem Eingang des ehemaligen Ratskellers. Drinnen sind die Männer der Strogaer Baufirma Manfred Grafe mit Bohrhämmern und Minibagger dabei, den Fußboden abzusenken.

Das Rathaus-Erdgeschoss soll behindertengerecht werden, sagt Bürgermeister Tilo Hönicke. Dazu werden alle Niveauunterschiede ausgeglichen sowie Schwellen und Stufen entfernt. Rollstuhlfahrer sollen künftig barrierefrei bis in das neue, größere Bürgerbüro rollen können. Auch die oberen Stockwerke werden ihnen künftig zugänglich sein. Dazu wird ein Fahrstuhl eingebaut. „Wir wollen uns nicht länger vorwerfen lassen, dass Behinderte und Leute, die schlecht Treppen steigen können, von den Stadtratssitzungen ausgeschlossen sind“, sagt Hönicke.

90 Prozent für die Bürger

Manchem Bürger missfällt die vermeintliche Bauwut des Rathauses. So war dieser Tage vor der Baustelle zu hören, dass die Stadtverwaltung wohl noch nicht genug Büros habe. Hönicke nimmt das gelassen. „90 Prozent von dem, was wir hier machen, kommt unmittelbar den Bürgern zu Gute“, sagt er. Im Erdgeschoss werden die am häufigsten besuchten Büros angesiedelt. Ziel sei es, die Anliegen der Bürger in angenehmer Atmosphäre und ohne große Wartezeit zu bearbeiten. „Neulich war ich im Leipziger Einwohnermeldeamt. Dort musste man zweieinhalb Stunden warten, um sich anzumelden“, erzählt Hönicke. „Das ist bei uns anders.“

Die Eingemeindung von Wildenhain und Zabeltitz hat nicht nur die Fläche der Stadt verdreifacht. Dadurch und wegen der nach der Kreisreform erweiterten Aufgaben ist auch der Verwaltungsaufwand gestiegen. „Wir standen vor der Wahl, zusätzliche Räume außerhalb anzumieten oder das Rathaus besser zu nutzen“, sagt Hönicke. Räume in anderen Häusern hätten aber wegen der Computer-Standleitungen hohe Kosten verursacht. Außerdem sei wegen des Bevölkerungsschwunds langfristig mit einem Personalabbau bei der Verwaltung zu rechnen. Deshalb wäre die Konzentration auf das Rathaus die weitsichtigere Entscheidung, so der Bürgermeister.

Ein nicht zu unterschätzender Gewinn sei außerdem das künftig komplett im Keller untergebracht Stadtarchiv mit optimalen Bedingungen. In ihm war der Platzbedarf ebenfalls durch die jüngsten Eingemeindungen stark gestiegen. Um Platz zu sparen, wird auch unter dem früheren Ratskeller ein flexibles Regalsystem eingebaut, dessen Komponenten über große Handräder zusammen und auseinander gerückt werden können.

Sehr hoher Fördersatz

In diesem und im nächsten Jahr schlägt der Rathausumbau mit insgesamt 723000 Euro zu Buche. Weil das Vorhaben jedoch zu82 Prozent aus dem von Bund und Ländern finanzierten Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ unterstützt wird, wird die Stadtkasse nur mit 130000 Euro belastet. Jörg Mosch