Von Manfred Müller
Zschorna. Fünf Bewerber für den künftigen Betrieb des Zschornaer Naherholungszentrums (NEZ) haben sich bei der Gemeinde Tauscha gemeldet. Zwei davon relativ spät – sie dürften wegen ihrer noch vagen Vorstellungen kaum in die engere Wahl kommen. Der Gemeinderat will seine Entscheidung bereits am 8. September treffen und sie eine Woche später öffentlich verkünden. Von den drei übrigen Interessenten kommen zwei aus dem Kreis der Dauercamper selbst.
Als erster hatte Gerd Hauptmann – bis vor Kurzem noch Vorsitzender des Vereins „Campingfreunde Zschorna“ – den Hut in den Ring geworfen. Hauptmann will zusammen mit Compagnon Udo Moch eine Personengesellschaft gründen, das Areal kaufen und den Campingplatz privat weiterbetreiben. Mit diesem Konzept aber geriet er in Konflikt mit dem Teil des Vereinsvorstandes, was ihn letztlich zum Rücktritt zwang. Der Vorstand um seinen damaligen Stellvertreter Roland Helfert fühlt sich von Hauptmann hintergangen. „Er hat bis zum Juli den Eindruck vermittelt, dass er die Sache für unseren Verein vorantreibt“, kritisiert Helfert. „Wenn er das NEZ rein privat betreiben will, hätte er schon viel früher vom Vereinsvorsitz zurücktreten müssen.“
Arbeit an einem Konzept
Gerd Hauptmann bestreitet das. Er habe schon auf einer Mitgliederversammlung im Februar klargemacht, dass sich das Naherholungszentrum nur auf privater Basis wirtschaftlich betreiben lässt. Er arbeite schon seit Jahresbeginn an einem tragfähigen Konzept und habe extra betriebswirtschaftliche Schulungen absolviert. Der Streit führte schließlich dazu, dass der Camperverein in letzter Minute ein eigenes Betreiberkonzept hervorzauberte und im Gemeinderat vorstellte. Es sieht vor, den Erwerb über die Einnahmen für die Stellplätze zu finanzieren und den Preis das Naherholungszentrum quasi in Raten abzubezahlen. Die notwendigen Investitionen ins Abwassersystem, die Elektroinstallation und Baumpflege sollen auf mehrere Jahre gestreckt und mit Vereins-Eigenleistungen umgesetzt werden.
Altersdurchsnitt problematisch
Gerd Hauptmann hält das für eine Illusion – vor allem, weil der Altersdurchschnitt der Campingfreunde weit über 60 Jahren liegt. „Die wissen gar nicht, was auf sie zukommt“, sagt er. „Vor allem nicht, dass sie als Vereinsmitglieder dann auch für künftige Schulden haften müssen.“ Der Streit zwischen dem Ex-Vorsitzenden und dem Vorstand wogte eine Weile hin und her und eskalierte schließlich. Hauptmann - immer noch Vereinsmitglied – versucht derzeit, den Campingfreunden die Übernahme des Naherholungszentrums gerichtlich zu untersagen. „Unsere Satzung erlaubt so etwas gar nicht“, begründet er den Vorstoß, „und das werde ich einklagen. Dass eine Auseinandersetzung vor Gericht die Chancen beider Seiten, den Zuschlag für den NEZ-Weiterbetrieb zu bekommen, erheblich mindert, weiß der Dresdner. „Ich habe da nicht mehr viel Hoffnung“, gesteht er ein.
Lachender Dritter könnte in diesem Falle der saarländische Unternehmer Addy Loch sein. Seine Bewerbung hat den Charme, dass er, zusammen mit seinem Bruder, auch die Campingplatz-Gaststätte erwerben will. Die befindet sich in Privatbesitz und steht derzeit zum Verkauf. Loch will sie, sollte er den Zuschlag bekommen, sofort kaufen. Dass ein völlig Fremder den Platz übernimmt, ist allerdings nicht wenigen Campern in Zschorna suspekt. Haben sie ihre Stellplätze doch im Laufe der Jahre in kleine Wochenendgrundstücke verwandelt – viele Campingwagen sind quasi mit Bungalows ummantelt. Nun befürchten sie, dass es deswegen Querelen gibt. Oder dass Loch den knallharten Unternehmer gibt und die Stellplatzmiete hochtreibt. Der Saarländer versucht, die Gemüter zu beruhigen. „Ich bin kein Investor, der den Campingplatz ausbeutet und dann weiterzieht“, sagt er. Anständige Camper hätten nichts befürchten. Sofern er das Rennen macht, will Loch auf dem Campingplatz wohnen und sich unter seinen Nachbarn möglichst keine Feinde machen. Auch der Campingfreunde-Verein betont, dass er, sollte er zweiter Sieger werden, vernünftig mit dem neuen Betreiber zusammenarbeiten will. „Wir sind ein gemütliches Volk“, sagt Vereins-Kassiererin Annelies Habich. „Man sollte uns bloß nicht reizen.“