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Rattenfänger in Görlitz

Zum Gespräch der Woche mit Kulturhauptstadt-Manager Peter Baumgardt (SZ vom 26. Juni) äußert sich N. Rohde aus 02826 Görlitz.

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Angriff ist die beste Verteidigung“, mag sich Kulturhauptstadtbewerber Peter Baumgardt sagen. Er ignoriert dabei alle, die anderer Meinung sind. „Wir bauen weiter“ ...koste es, was es wolle, scheint das neue Motto zu sein. Dabei wird vollkommen ausgeblendet, dass die Stadt eigentlich kein Geld hat.

Die Bewerbung um die Kulturhauptstadt hat Görlitz viel gebracht, eine außerordentliche Bekanntheit. Dies jedoch nicht durch die sterilen und nicht zu Görlitz passenden „Brückepark-Projekte“, sondern durch die umfangreiche Berichterstattung in den Medien über die städtebauliche Perle und die Menschen, die hier leben und diese Stadt lebenswert machen.

Die Krönung des Ganzen ist nun die so genannte Videokunstausstellung in der Stadthalle gewesen. Nicht nur die absolut geschmacklose Plakatierung und der noch geschmacklosere Versuch von Baumgardt, die Verantwortung dafür auf die Stadt abzuwälzen, seien hier genannt. Auch die Kosten. Wenn ein paar sterile, unverständliche und mit nichts in Verbindung zu Görlitz stehende Filmchen 60 000 (Sechzigtausend) Euro kosten, dann kann ich nur sagen, hier versuchen ein paar so genannte „Künstler“ sich selbst zu feiern und brauchen ein paar Dumme, die das bezahlen.

Denn was kann man mit 60 000 Euro noch machen: Vielleicht drei Spielplätze neu gestalten, vielleicht ein paar hundert Meter Straße bauen, vielleicht auch mal ein paar Gebühren senken, vielleicht. . . es gibt vieles, was zu tun ist!

Ach so, das Theater bringt 188 Arbeitsplätze . . . hmm . . . und kostet etwa neun Millionen Euro pro Jahr an öffentlichen Zuschüssen, das verschweigt Herr Baumgardt auch geflissentlich.

Der Rattenfänger von Hameln zog die Kinder aus der Stadt, die Rattenfänger zu Görlitz ziehen das Geld aus der Stadt.