Von Jens Fritzsche
Radeberg. Seinen Optimismus hat Dietrich Mieth trotz der Katastrophe nicht verloren. „Wir lassen uns nicht unterkriegen, spätestens in vierzehn Tagen geht es weiter“, sagte er gestern mit Blick auf das am Sonntagnachmittag abgefackelten Gebäude seiner Reifen-Firma an der Radeberger Badstraße. „Wir werden ein Zelt aufstellen und Stück für Stück unseren Betrieb wieder aufbauen!“ Mit der Versicherung und der Bank hat Dietrich Mieth schon gesprochen, „ich bin guter Dinge, dass wir das alles in den Griff bekommen.“ Auch, wenn es natürlich nicht leicht wird.
150 Feuerwehrleute im Einsatz
Am Sonntag, 15.12 Uhr, war die Meldung bei der Radeberger Feuerwehr eingegangen, dass die Firma Reifen-Mieth an der Badstraße lichterloh in Flammen steht. Insgesamt 13 Feuerwehren aus der Region rückten daraufhin aus, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. 23 Einsatzfahrzeuge mit rund 150 Feuerwehrleuten kämpften gegen das Feuer an. „Der größte Feuwehreinsatz seit Jahren in Radeberg“, sagt Radebergs Feuerwehr-Chef Gert Schöbel mit Blick in die Statistik. „Auch bei den zahlreichen Brandstiftungen im Vorjahr sind wir mit der Hälfte der Leute ausgekommen.“ Der Einsatz war dabei nicht ungefährlich: Nur wenige Meter neben dem Reifen-Lager befindet sich die Radeberger Aral-Tankstelle… „Wenn der Wind nicht von der Tankstelle weg geweht hätte, hätten wir ein Problem bekommen können“, meint der Feuerwehr-Chef. Trotzdem beruhigt er: „Es ist natürlich nicht so wie in schlechten Hollywood-Filmen, dass gleich die ganze Tankstelle in die Luft geflogen wäre!“ Schwierig war das Feuer dennoch. Und Augenzeugen meldeten sich gestern in der SZ-Redaktion und berichteten davon, dass sie die pechschwarze Rauchwolke über Radeberg am Sonntagnachmittag sogar bis in die Sächsische Schweiz gesehen hatten.
Auch gestern noch Flammen
Auch gestern noch, fast 24 Stunden später, waren die Radeberger Floriansjünger vor Ort, um immer wieder zündelnde Flammen abzulöschen. „Gerade das ist das Problem“, beschreibt Polizeisprecher Uwe Horbaschk, „der Brandort muss erkaltet sein, damit der Brandursachen-Ermittler der Kriminalpolizei seine Arbeit aufnehmen kann.“ Festlegen will sich die Polizei zwar noch nicht, „aber natürlich schließen wir Brandstiftung auch nicht aus“, unterstreicht Uwe Horbaschk. Parallelen zu anderen Bränden will der Polizeisprecher im Moment dennoch nicht ziehen. Allerdings: Zum einen brannte es am Sonntag rings um Dresden auffällig häufig; zum anderen wurden nur eine Woche zuvor – auch an einem Sonntag – in Radeberg fünf Autos des Vereins „Stellwerk e.V.“ abgefackelt… „Wir werten die Spurenlage aller Brände aus, vergleichen“, so Uwe Horbaschk zurückhaltend. Aber im Moment gebe es nur eine einzige Parallele: „Die beiden Brände der vergangenen Sonntage fanden in der Stadt Radeberg statt, mehr Gemeinsamkeiten lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht finden.“
Zum Ermittlungsstand den Brand beim „Stellwerk e.V.“ betreffend, will sich der Polizeisprecher noch bedeckt halten, um die laufenden Ermittlungen nicht zu stören. „Es gibt Erkenntnisse, die derzeit im Rahmen unserer Ermittlungen überprüft werden“, sagt er nur.
Menschenleben gefährdet
Deutliche Worte findet Radebergs Stadtsprecher Jürgen Wähnert für den Fall, dass sich der Verdacht der Brandstiftung bestätigen sollte: „Es ist doch unglaublich, dass hier ein Unternehmen derart geschädigt wird, dass Arbeitsplätze gefährdet werden!“ Zudem, auch das kann Wähnert nicht begreifen, werde bewusst Menschenleben gefährdet. „Die Feuerwehrleute mussten hier wirklich ihre Gesundheit riskieren, wegen des brennenden Gummis zum Beispiel, aber vor allem auch wegen der Nähe zur Tankstelle!“ Der Stadtsprecher hofft jedenfalls auf die Mithilfe der Bevölkerung: „Wir sollten jetzt alle die Augen sehr weit offen halten“, fordert er.
Eingelagerte Reifen versichert
Über die genaue Schadenshöhe ist derzeit noch nichts bekannt. Die Polizei geht aber von mindestens 750 000 Euro aus. Klar ist jedenfalls, dass neben Firmen-Inventar und neuen Reifen auch jede Menge von Kunden eingelagerter Sommerreifen verbrannt sind. „Aber die sind natürlich versichert, so dass unsere Kunden alles wiederbekommen“, stellt Firmen-Chef Dietrich Mieth klar. Auch wenn das etwa acht bis 14 Tage dauern könne, hofft er auf Verständnis.