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Rauchende Schlote im Mini-Format

Hobby. Heller, größer,schöner: So präsentiertsich die Modellbahn-Schau am neuen Ort,im Görlitzer Rosenhof.

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Von Frank Fischer

Roland Skupin hat mehr als eine unruhige Nacht hinter sich. Der „Vater“ der Görlitzer Modellbahnausstellung steckt mitten in einem Experiment. Nach sechs erfolgreichen Jahren in der Stadthalle will deren ehemaliger technische Leiter die Ausstellung neu etablieren. „Ich stand vor der Wahl, die Schau sterben zu lassen oder einen Neuanfang zu wagen.“ Aber um sie sterben zu lassen, hatte Skupin seit 1999 doch zu viel Herzblut in das Projekt gesteckt. Der Rosenhof im Süden der Stadt war für ihn das einzig denkbare Ausweich-Quartier. Schließlich sollte die große Schau nicht schrumpfen.

Roland Skupin hat viel geackert, vor allem seit Mitte Januar. Denn so schön die neue Ausstellungshalle auch ist: In der Stadthalle war vieles einfacher. Kabel verlegen, Leuchten herbeischaffen – das war in „seinem“ Haus schon vorgerichtet.

„Ich habe mich bei den Ausstellern erkundigt, ob alles seinen Gang geht und dabei nur zufriedene Meinungen gehört“, sagt Roland Skupin. Auch die Besucher äußerten sich durchweg lobend über das neue Ausstellungsgelände. „Ich finde, dass man bei seinem Rundgang mehr Platz hat, als in der Stadthalle und die Anlagen übersichtlicher aufgebaut sind“, sagte Rentner Paul Kempner. Familie Wernitschke war begeistert, dass im Gegensatz zur Stadthalle hier das Tageslicht zur Beleuchtung ausreicht. Manfred und Jutta Holz schwärmten von den vielseitigen Ausstellungsangeboten und das die Raumaufteilung für die Anlagen keine Platzängste aufkommen ließ. Man musste niemandem über die Schulter schauen, um alles zu sehen.

Der Modelleisenbahnverein Großräschen präsentierte sich zum ersten Mal mit einer Anlage, die durch ihre detaillierte und teilweise historisch verbürgte Darstellung für Aufsehen sorgte. Hier ist auf einer H0-Spur der Eisenbahnverkehr aus den 70er Jahren zu erleben. Elf Dampfloks samt Anhängern schnaufen sich mit ihren Dampfwolken durch eine 25 Meter lange und 1,25 Meter breite Landschaft, in der man auch originalgetreue Lausitzer Motive entdecken kann. Zum Beispiel den ehemaligen Bahnhof Großräschen-Süd mit seinem Baumbestand oder die Brücke in Neupetershein. Die Nachbildung einer Brikettfabrik mit rauchenden Schloten oder eine Schachtanlage zur Braunkohlenförderung im Tiefbau sorgen auch rund um die Schienenwege für nostalgisches Flair. Sogar der Mann auf der Kloschüssel gehört zum Bestand dieser lebendigen Anlage. Seit 1990 bauen die 21 Mitglieder des Vereins an dieser Miniwelt, und noch ist kein Ende abzusehen.

Publikumsmagneten waren auch die Flugmodellvorführungen von Steffen Grünwald. Wenn er seine 220 Gramm leichten Indoor-Flieger aus Dämmtapete aufsteigen ließ, waren vor allem die Kinder nicht wegzubekommen. Mit einer Flügelspannweite von 80 Zentimetern, einem 80 Watt Drehstrommotor und drei Handy-Akkus ausgestattet, konnten die Flieger nach ihrem lupenreinen Startmanöver auch die kompliziertesten Flugelemente zeigen. „In drei Stunden ist so ein Modell zusammengebaut, und wenn man noch etwa 250 Euro für die Elektrik berappt und 600 Euro für den Schaltpult, dann kann man auch von einem Hallenparkett aus zum Herrn der Lüfte werden“, erklärt er Zuschauern. Auch die Verfolgungsjagden ferngesteuerter Autos wurden zum Familienspaß.

Und dennoch: Die Resonanz war geringer als früher in der Stadthalle. Nun hofft Roland Skupin darauf, dass sich das Angebot im Laufe der Woche noch herumspricht.

Die Modell + Bahn Ausstellung lädt auch am kommenden Wochenende ein. Die Schau im Rosenhof, Geschwister-Scholl-Straße 15 in Görlitz-Biesnitz, ist am 16. und 17. April jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.