Von Domokos Szabo
Je länger eine Katastrophe zurückliegt, desto blasser wird die Erinnerung an sie. Kaum einer weiß das besser als Ulrich Rudolph, kaufmännischer Geschäftsführer der Freitaler Strom und Gas GmbH (FSG). Schließlich braucht er nur einen Blick auf das Gelände seines Unternehmens zu werfen: Bei der Augustflut 2002 ging nicht etwa das rund 100 Jahre alte und damit nach dem großen Hochwasser des vorletzten Jahrhunderts gebaute Haupthaus der Firma unter. Nein, es waren ausgerechnet ein Lager und ein Bürocontainer jüngeren Jahrgangs, die der Kraft der Wassermassen nicht standhalten konnten. Bei deren Bau spielte die Furcht vor der nächsten Flut offenbar keine Rolle.
Nun zieht der kommunale Versorger die Konsequenzen: Beim Ersatz der eingebüßten Gebäude wird Hochwasserschutz groß geschrieben. „Baustart ist diese Woche“, so FSG-Chef Rudolph. Geplant ist ein zweistöckiger, 450 Quadratmeter großer Klinkerbau, dessen Erdgeschoss ähnlich wie das des Haupthauses um einen Meter höher gesetzt wird. Weil: „Es würde ja keinen Sinn machen, wenn es beim nächsten Mal wieder heißt: Land unter!“, sagt der Geschäftsführer. Ungeschoren kam übrigens im vergangenen Jahr auch das Hauptgebäude nicht davon: Unter anderem musste die im Keller platzierte Technik daran glauben. So etwas kann nun nicht wieder passieren: Die Computer zur Netzüberwachung wurden nach der Flut in höher liegenden Räumen neu installiert. Und im neuen Haus droht erst recht keine Gefahr, schließlich hat es überhaupt keinen Keller. Dafür moderne Technik, mit der die FSG Energie sparen will. Auf dem Dach des Neubaus werden Photovoltaikanlagen angebracht. „Wir möchten die gesamte Heizung und Warmwasserbereitung mit Solarenergie bestreiten und zusätzlich noch Strom erzeugen“, sagt Rudolph. Die rund 100 Quadratmeter große Anlage werde sich harmonisch ins Fassadenbild und ins Sanierungsgebiet Freital-Potschappel einfügen.
Ostern 2004 ist der
Einzug geplant
Eine Million Euro kostet das gesamte Vorhaben, das die FSG mit einem breit gefächerten Finanzierungspaket angeht. Grundstock ist die Versicherungssumme für den verlorenen Flachbau. Hinzu kommen ein zinsverbilligter Kredit von der Kreditanstalt für Wiederaufbau und ein Zuschuss der Sächsischen Aufbaubank. Zu guter Letzt steuert die FSG Eigenmittel bei. Etappe für Etappe sollen nun die Bauarbeiten vergeben werden, wobei der Rohbau bereits an die Firma Lattermann aus Dresden gegangen ist. Den Plänen nach wird noch in diesem Jahr Richtfest gefeiert, zu Ostern 2004 könnte Einzug sein. Darauf freuen sich schon viele FSG-Mitarbeiter: Seit der Flut sind sie in Ausweichquartieren außerhalb des Firmenareals untergebracht.